Villa Hinderer

Kriegsruine in der Beymestraße 16 in Berlin-Steglitz

Die Villa Hinderer ist eine aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Ruine auf dem Grundstück Beymestraße 16 im Berliner Ortsteil Steglitz des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Koordinaten: 52° 27′ 3,64″ N, 13° 19′ 56,22″ O

Villa Hinderer in der Beymestraße 16 in Berlin-Steglitz

Geschichte

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Die Villa wurde vermutlich im Jahr 1904 gebaut.[1] Als damaliger Eigentümer wird der Rentier J. Stein genannt.[2] Seine Tochter Meta, Ehefrau von Kurd Endell, verkaufte das Anwesen, zu dem auch das Gärtnerhaus Beymestraße 15 gehörte, im Jahr 1927 an August Hinderer.

Der Theologe und Publizist August Hinderer wirkte seit 1918 als Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Deutschland (seinerzeitige Schreibung: Evangelischer Preßverband), der gegenüber im Haus Beymestraße 8[3] seinen Sitz hatte. Hinderer wird dort in mehreren Adressbüchern als Mieter genannt. Das Haus Beymestraße 16 war weiter im Eigentum von Stein, und zwar mit wechselnden Mietern. Das Adressbuch von 1928 nennt die Steinschen Erben als Eigentümer. Danach war das Haus im Besitz des Evangelischen Presseverbandes und wurde von Hinderer bewohnt.[4] Im letzten im Zweiten Weltkrieg erschienenen Berliner Adressbuch von 1943, zwei Jahre nach Auflösung des Presseverbandes, wird der Eigentümerstatus des weiterhin von Hinderer bewohnten Hauses als „ungenannt“ beschrieben.[5]

In der Nacht vom 23. zum 24. März 1944 wurde die Villa bei einem alliierten Luftangriff schwer beschädigt und danach nicht wieder aufgebaut. Das im Haus untergebrachte „Zentralarchiv für evangelisches Schrifttum“ wurde ein Opfer der Flammen.[6] Auch das frühere Haus des Presseverbandes gegenüber, Beymestraße 8, wurde zerstört. August Hinderer starb ein Jahr später in seiner württembergischen Heimat.

In der Folge kümmerte sich der in Berlin lebende Sohn von August Hinderer, der Astronom Fritz Hinderer, um die Pflege des Gartens. Im Jahr 1991 starb er auf dem Grundstück.[7][8] Seitdem ist das Gelände sich selbst überlassen und von dichtem Gebüsch bewachsen. Aus der dachlosen Ruine ragen Bäume.[9]

Literatur

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  • Walter Schwarz: August Hinderer. Leben und Werk. Quell-Verlag, Stuttgart 1951.
  • Kerstin Heinrich: Ruine seit 70 Jahren: Die geheimnisvolle Villa Hinderer. 24. April 2024 (morgenpost.de).
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Commons: Villa Hinderer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kleine Anfrage KA 112 / II, Betr. Grundstück Beymestr. 16 des Abgeordneten Kay Heinz Ehrhardt (FDP) an das Bezirksparlament Steglitz-Zehlendorf, vom August 2002, online@1@2Vorlage:Toter Link/www.berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Berliner Adreßbuch 1908.
  3. Die Beymestraße hat eine fortlaufende Nummerierung der Grundstücke. Der Autor Walter Schwarz nennt ebenfalls die Straßennummer 8. Siehe Walter Schwarz: August Hinderer. Leben und Werk. Im Quell-Verlag, Stuttgart 1951, S. 73.
  4. Berliner Adressbuch 1920, 1927, 1928 und 1929.
  5. Berliner Adreßbuch 1943.
  6. Simone Höckele: August Hinderer, Weg und Wirken eines Pioniers Evangelischer Publizistik. Christliche Publizistik Verlag, Erlangen 2001, S. 123.
  7. Eine Kriegsruine wartet auf Zukunft in: Der Tagesspiegel, 24. April 2005
  8. Irmela Bues: Nachruf: Fritz Hinderer. Mitteilungen der Astronomischen Gesellschaft, Bd. 75 (1992), S. 5–7 (Todesjahr 1991).
  9. Stand of defiance: Professor August Hinderer and his war-torn villa auf abandonedberlin.com, abgerufen am 14. November 2016.