Villa Morillon
Die Villa Morillon ist eine Campagne im Ortsteil Wabern der Gemeinde Köniz im Kanton Bern. Das Morillon-Gut gelangte durch Erbfolge von der Berner Patrizierfamilie Frisching an die Familie von Wattenwyl und später an die Familie von Tscharner. 2021 wurde die Villa verkauft.
Geschichte
BearbeitenVilla
Bearbeiten1736 kaufte Rudolf Emanuel Frisching von Georg von Muralt ungefähr 22 Jucharten Land mit allen sich damals darauf befindlichen Gebäuden und liess darauf die erste Campagne bauen, eine kleine Dreiflügelanlage mit Ehrenhof. Er nannte den Besitz zwischen Weissenbühl und Wabern Morillon. Das Morillon-Gut wurde später durch den Kauf weiterer Grundstücke erweitert (u. a. Schweizermatte, Goumoënsmatte, Lerbermatte, Combematte).
Sophie von Wattenwyl erhielt das Morillon-Gut (ohne Lerber- und Goumoënsmatte) 1829 von ihrem Vater Johann Rudolf von Frisching. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedrich Ludwig von Wattenwyl (1786–1872) liess sie durch Ludwig Friedrich Osterrieth (1807–1888), Sohn des bekannteren Johann Daniel Osterrieth, in den Jahren 1832 bis 1834 das Gebäude neu aufführen. Es wurde nach dem Vorbild der weltbekannten Villa Rotonda (gebaut 1567–1571 von Andrea Palladio) gebaut.
1877 erbte Helene von Tscharner (1846–1902) das Morillon-Gut. Sie bewohnte es regelmässig im Sommer bis Anfang Winter. Nach ihrem Tod ging der Landsitz an ihren Sohn, Burgerrat Friedrich Karl Emanuel Ludwig von Tscharner (1868-1952), später an dessen Sohn Samuel Berchtold Friedrich Johann Karl von Tscharner (1917-2013) und seine Erben über.
1995 wurde die Villa Morillon als Bauwerk von nationaler Bedeutung eingestuft[1].
Ökonomiegebäude
BearbeitenDas Stall- und Remisengebäude stammt wohl von 1839 und ist ein wichtiges Element des Landsitzes Morillon[2].
Gartenhaus
BearbeitenDas kleine Gartenhaus gehörte wohl noch zum Vorgängerbau der heutigen Villa und ist strassenseitig an die Parkmauer des Landgutes gebaut[3].
Wohnhaus
BearbeitenEhemaliges Bauernhaus mit angebautem Taubenschlag. Es ist typisch für ein herrschaftliches Landgut, das meist nicht nur als Sommerresidenz der Familie diente, sondern häufig mit einem verpachteten Gutsbetrieb verbunden war[4].
Taubenhaus
BearbeitenDer Backsteinbau mit dem dreigeschossigen pagodenartigen Eckturm wurde an das ehemalige Bauernhaus angebaut und zu Wohnzwecken umgerüstet[5].
Park
BearbeitenWährend die erste Campagne Morillon noch von einem typischen Barockgarten umgeben war, wurde die Anlage 1812 nach dem Vorbild des englischen Landschaftsparks umgestaltet. Während der Bauzeit der neuen Villa wurde der Park nach einem Entwurf des Kunstgärtners Abraham Müller erneut umgebaut und gegen Osten erweitert. 1944 wurde dort das heute noch bestehende Wasserbassin angelegt. Trotz kleiner Veränderungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts blieb der Park weitgehend in den von Müller geplanten Strukturen erhalten.
Aktuelle Nutzung
BearbeitenDie Erbengemeinschaft von Tscharner verkaufte die Villa und den Park des Morillonguts 2021 an den Zürcher Unternehmer und Investor Hans Widmer (* 1940). Die Villa Morillon und die zu den Nebengebäuden zählende Kutschnerei wurden von Anfang 2022 bis Ende August 2023 umfassend saniert – in enger Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege. Am 16. September 2023 fand ein Tag der offenen Tür für Nachbarschaft und Interessierte statt[6]. Ein Teil der Villa wird für kulturelle Anlässe zur Verfügung gestellt, die Parkanlage einer breiteren Nutzung zugeführt.[7]
Quellen
Bearbeiten- (Alette Rosina) Sophie von Wattenwyl-von Frisching (1793–1854), Dépenses au Morillon, FA von Tscharner A 166.1-166.2 im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Streubestände in der Burgerbibliothek Bern
Literatur
Bearbeiten- Wolf Maync: Bernische Campagnen. Ihre Besitzergeschichte, Bern 1980, S. 74–78.
- Michael Stettler: Bernerlob. Versuche zur heimischen Überlieferung, Bern 1968.
- Heinrich Türler und Emanuel Jirka Propper: Das Bürgerhaus im Kanton Bern, II. Teil, Zürich 1922, S. 79–80 und Taf. 141–142.
- Das Morillon-Gut in Bern. In: Die Berner Woche in Wort und Bild. Ein Blatt für heimatliche Art und Kunst. Band 22. Bern 1932, S. 472–473, doi:10.5169/seals-645156.
- Christina Haas, Hannah Wälti, Anne-Catherine Schröter: Bau Kultur Erbe 1: Köniz. Im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land, Berner Heimatschutz, Region Bern Mittelland, 2022, S. 44–47, ISBN 978-3-9525524-0-7.
Weblinks
Bearbeiten- Bestände in der Burgerbibliothek Bern.
- Denkmalpflege des Kantons Bern: Baugruppe D (Köniz, Morillon). In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 5. März 2024.
- Liste der Kulturgüter in Köniz
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Verzeichnis der Denkmäler, Ensembles und archäologischen Stätten von nationaler Bedeutung. Bundesamt für Kultur, abgerufen am 22. Oktober 2024.
- ↑ Stall- und Remisengebäude Morillon-Gut. In: Denkmalpflege des Kantons Bern, Online Bauinventar. Abgerufen am 4. Oktober 2024.
- ↑ Gartenhaus Morillon-Gut. In: Denkmalpflege des Kantons Bern, Online Bauinventar. Abgerufen am 4. Oktober 2024.
- ↑ Wohnhaus Morillon-Gut. In: Denkmalpflege des Kantons Bern, Online Bauinventar. Abgerufen am 4. Oktober 2024.
- ↑ Taubenhaus Morillon-Gut. In: Denkmalpflege des Kantons Bern, Online Bauinventar. Abgerufen am 4. Oktober 2024.
- ↑ Tag der offenen Tür am 16. September 2023. In: WabernSpiegel Nr. 9 - September 2023. September 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
- ↑ Villa und Park hinter dem Zaun werden öffentlich. In: derbund.ch. 6. April 2021, abgerufen am 11. April 2021 (Bezahlartikel).
Koordinaten: 46° 56′ 0,6″ N, 7° 26′ 9,4″ O; CH1903: 599796 / 198045