Viola d’amore

Chordofon, historische Form der Laute mit Bordunsaiten

Die Viola d’amore ist ein historisches Streichinstrument. Sie ist etwas länger und breiter als die Bratsche, wird beim Spielen aber gleich gehalten. Meist hat sie fünf bis sieben Spielsaiten und etwa genauso viele Resonanzsaiten.

Viola d’amore



Klassifikation Chordophon
Streichinstrument
Tonumfang
(Normalstimmung)
Klangbeispiel Ariosti: The Stockholm Sonatas for Viola
d’amore Vol. II
Verwandte Instrumente

Gambe, Bratsche, Violine, Violino d’amore, Hardangerfiedel, Viola all’inglese

Musiker
Liste von Violinisten
Kategorie:Geiger
Die Viola d’amore des Füsseners Raphael Möst von 1643 gilt als ältestes erhaltenes Instrument der Gattung[1]

Bauform und Klang

Bearbeiten

Die älteste erhaltene Erwähnung des Namens Viola d’amore datiert von 1649, als der Hamburger Musiker Johann Ritter ihn in einem Brief erwähnte.

Die Viola d’amore unterscheidet sich äußerlich von der Bratsche durch die verschnörkeltere Korpusform sowie die Anzahl der Saiten und deren Stimmung. Der Korpus steht strukturell dem der Viola-da-gamba-Familie näher, d. h., er hat wie diese stumpf auslaufende C-Bügel, C-Löcher statt F-Löcher, hängende Schultern und meist einen glatten Boden, der bei einigen Instrumenten auch gewölbt ist.

Die Spielsaiten der Viola d’amore bestehen meist aus Darm, die tiefen Saiten sind in der Regel umsponnen. Diese verleihen dem Instrument einen hellen und silbrigen Klang, der im 17. und 18. Jahrhundert, wie es der Name des Instruments ausdrückt, als „lieblich“ charakterisiert wurde. So beschreibt Johann Mattheson in seinem Das neu-eröffneten Orchestre (1713) das Instrument mit den Worten: „Die verliebte Viola d’Amore, Gall. Viole d’Amour, führet den lieben Nahmen mit der That / und will viel languissantes und tendres ausdrücken … Ihr Klang ist argentin oder silbern / dabey überaus angenehm und lieblich …“. Leopold Mozart schreibt in seiner Violinschule über die Viola d’amore: „Es ist eine besondere Art der Geigen, die, sonderlich bey der Abendstille, recht lieblich klinget.“ Zu dem Klang tragen auch die Resonanzsaiten bei, sofern es denn welche gibt. Den älteren, norddeutschen Instrumenten (z. B. Joachim Tielke, Hamburg; Christoph Meyer, Danzig) fehlen diese, während sie bei den zumeist jüngeren, süddeutschen eine typische Eigenheit darstellen.

Die Stimmung der Saiten war nie völlig einheitlich festgelegt und richtet sich üblicherweise nach dem jeweilig vorliegenden Musikstück. Meistens jedoch wurde das Instrument in D-Dur gestimmt (A-d-a-d′-fis′-a′-d″), aber auch[2] d-fis-a-d′-fis′-a′-d″. Zur Vereinfachung des Spiels wird also häufig Skordatur eingesetzt, die Stimmung also den tonartlichen Anforderungen des gespielten Stücks angepasst.

Die Resonanzsaiten aus Messing oder Stahl befinden sich unterhalb des Griffbretts und geben der Viola d’amore einen silbrig-hellen Klang, der länger nachhallt als bei einer Violine.

Nach einer Blütezeit vom 17. Jahrhundert bis etwa zum Ende des 18. Jahrhunderts geriet sie zunehmend in Vergessenheit. Einige Instrumente wurden gar zu Bratschen umgebaut.

Violino d’amore

Bearbeiten

Der Violino d’amore ist ein historisches Streichinstrument; es ist die kleinere Ausgabe der Viola d’amore. Das Instrument unterscheidet sich von der Violine durch Bauform, Stimmung und besonders durch seine Resonanzsaiten, die einen längeren Nachklang der Töne bewirken.

Werke für Viola d’amore (Auswahl)

Bearbeiten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine kleine Renaissance der Viola d’amore.

In einigen Opern wird die Viola d’amore in Bühnenmusiken verwendet, so in

Auch von modernen Komponisten gibt es Werke für Viola d’amore:

Bibliografien der Literatur für Viola d’amore gibt es von Heinz Berck sowie Michael und Dorothea Jappe, den norddeutschen Typ des Instruments beschreibt vor allem Kai Köpp in seinen Publikationen.

Online-Partituren

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Viola d'amore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Tiroler Landesmuseum (Memento vom 8. Mai 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 28. Januar 2010
  2. Erich Valentin: Handbuch der Musikinstrumentenkunde. Gustav Bosse, Regensburg 1954, S. 426.