Volkhard Knigge
Volkhard Knigge (* 10. April 1954 in Bielefeld) ist ein deutscher Historiker und Geschichtsdidaktiker. Von September 1994 bis April 2020 leitete er die „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“ für das ehemalige KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie für das Speziallager Nr. 2 Buchenwald bei Weimar.
Leben
BearbeitenVolkhard Knigge, aufgewachsen in Jöllenbeck[1] im damaligen Kreis Bielefeld, machte das Abitur am Bielefelder Max-Planck-Gymnasium. Er studierte an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft. In Paris machte er eine Zusatzausbildung in Psychodrama, unter anderem bei Jacques Lacan. 1986 wurde er in Oldenburg mit einer psychoanalytisch und geschichtsdidaktisch orientierten Arbeit über das triviale Geschichtsbewusstsein promoviert. 1992–1994 war er Assistent bei Lutz Niethammer an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Vom 1. September 1994 bis 30. April 2020 war er Direktor der „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“.[2][3] 2002 wurde er Honorarprofessor an der Universität Jena mit dem Fachgebiet „Geschichte und Öffentlichkeit“. Später wurde er in Jena auf den Lehrstuhl für „Geschichte in Medien und Öffentlichkeit“ berufen.
Im Jahr 2011 kam es zu einer in der Öffentlichkeit und vor Gericht geführten Auseinandersetzung zwischen Knigge und dem Buchenwald-Überlebenden Stefan Jerzy Zweig. Dieser fühlte sich durch den Begriff „Opfertausch“ verletzt, den Knigge bei der Beschreibung von Zweigs Schicksal verwendete.[4][5] Die Auseinandersetzung wurde im Februar 2012 durch einen Vergleich beendet. Knigge sagte zu, in Interviews den Begriff „Opfertausch“ mit Bezug auf die Umstände der Rettung Zweigs nicht mehr zu verwenden.[6][7]
Im Jahr 2019 erhob eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte Buchenwald Vorwürfe des Mobbings gegen Knigge. Die Mitarbeiterin berichtete von mehreren Beschäftigten, die sich in den vergangenen Jahren aufgrund des Arbeitsklimas unter Volkhard Knigge in psychotherapeutische Behandlung begaben.[8][9] Auch weitere Zeugen berichteten von ähnlichem Verhalten.[10] Knigge wies die Vorwürfe in einer persönlichen Erklärung zurück.[11]
Ehrungen
Bearbeiten- 1999: Richard-Frank-Preis der Deutschen Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart
- 2000: Kulturpreis der Stadt Weimar
- 2001: Collaborator’s Award der American Society of Group Psychotherapy and Psychodrama
- 2005: Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen
- 2006: Bundesverdienstkreuz[12]
- 2006: Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg[13]
- 2007: Heinz-Galinski-Preis der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
- 2011: Wartburgpreis der Wartburg-Stiftung
- 2013: Ritter der Ehrenlegion der Republik Frankreich
- 2019: Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis[14]
- 2020: Verdienstorden des Freistaats Thüringen
Schriften
Bearbeiten- „Triviales“ Geschichtsbewußtsein und verstehender Geschichtsunterricht. Centaurus-Verl.-Ges., Pfaffenweiler 1988, ISBN 3-89085-240-8 (Zugl.: Oldenburg, Univ., Diss., 1986).
- Geschichte als Verunsicherung: Konzeptionen für ein historisches Begreifen des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Axel Doßmann. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3696-4.
Literatur
Bearbeiten- Zwickmühle der Vergangenheit. In: Der Spiegel. Nr. 21, 2008 (online – Knigges Position zum Entwurf zur „Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption“).
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Volkhard Knigge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Volkhard Knigge Mitarbeiterseite im Internetangebot der FSU Jena
Interviews
- Zur Zukunft der Erinnerung. Interview von Stefanie Zobl, November 2010.
- Unter den Teppich kehren? Gespräch mit Volkhard Knigge und dem Filmemacher Nico Hofmann in chrismon, Mai 2015.
- Erinnerungskultur in Deutschland: „Nach der Fabrikation von Verbrechen fragen“ deutschlandfunk.de, 30. Dezember 2018.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vortrag Buchenwald – Prof. Knigge. CVJM-Männertreff Bielefeld-Jöllenbeck, abgerufen am 13. Februar 2019.
- ↑ Ministerpräsident Ramelow: Volkhard Knigge hat die Gedenkstätte zu einem Ort gemacht, den auch ehemalige Häftlinge heute wieder aufsuchen können. In: Medieninformation der Thüringer Staatskanzlei, 29. April 2020.
- ↑ Wagner für KZ-Gedenkstätte Buchenwald im Gespräch. In: mdr.de, 22. Februar 2020.
- ↑ Landgericht Berlin: Klage eines ehemaligen KZ-Häftlings gegen den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald teilweise erfolglos. Pressemitteilung des Landgerichts Berlin, 22. März 2011.
- ↑ Constanze von Bullion: KZ-Überlebender wehrt sich gegen Begriff des „Opfertauschs“. In: Süddeutsche Zeitung, 25. Februar 2012.
- ↑ Kammergericht: Prozess eines ehemaligen Buchenwald-Häftlings gegen den Direktor der „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“ durch Vergleich beendet. Pressemitteilung des Landgerichts Berlin, 23. Februar 2012.
- ↑ Juristische Auseinandersetzung zwischen Stefan Jerzy Zweig und Prof. Dr. Volkhard Knigge einvernehmlich beigelegt. (PDF) Presseinformation der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, 23. Februar 2012.
- ↑ Felix Bohr: „Klima der Angst“. In: Spiegel Online. 17. Oktober 2019, abgerufen am 15. Juni 2022.
- ↑ Gedenkstätten-Leiter wehrt sich gegen Mobbing-Vorwürfe. In: Welt Online. 7. Oktober 2019, abgerufen am 15. Juni 2022.
- ↑ Felix Bohr: Werden Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald vom Chef schikaniert? In: Der Spiegel. Nr. 41, 2019 (online).
- ↑ Volkhard Knigge: Entgegnungen. In: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelau-Dora. 6. Oktober 2019, abgerufen am 15. Juni 2022.
- ↑ Prof. Dr. Volkhard Knigge auf der Mitarbeiterseite der Universität Jena
- ↑ Professor Dr. Volkhard Knigge erhält den Carl-von-Ossietzky-Preis 2006. Website der Stadt Oldenburg.
- ↑ Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis: Preisträger*innen 2019. demokratisch-handeln.de
Personendaten | |
---|---|
NAME | Knigge, Volkhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker und Geschichtsdidaktiker |
GEBURTSDATUM | 10. April 1954 |
GEBURTSORT | Bielefeld |