Volkmarsen (Volkmarsen)

Hauptort der Stadt Volkmarsen, Hessen

Volkmarsen ist der namensgebende Ortsteil der Stadt Volkmarsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Volkmarsen
Koordinaten: 51° 25′ N, 9° 7′ OKoordinaten: 51° 24′ 44″ N, 9° 6′ 55″ O
Höhe: 259 m ü. NHN
Fläche: 10,03 km²[1]
Einwohner: 4541 (30. Juni 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 453 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 34471
Vorwahl: 05693
Volkmarsen von der Kugelsburg aus fotografiert
Volkmarsen von der Kugelsburg aus fotografiert

Geografie

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Volkmarsen und Kugelsburg

Volkmarsen liegt in Nordhessen rund 28 km (Luftlinie) westnordwestlich von Kassel am Nordrand des Waldecker Tafellands und an dessen Abflachung zum Diemeltal hin. Der Naturpark Habichtswald befindet sich östlich der Stadt.

Durchflossen bzw. tangiert wird Volkmarsen vom Diemel-Zufluss Twiste im Westen, in die südwestlich der Kernstadt die Watter und nördlich die Wande und die östlich verlaufende Erpe münden. Neun Bäche durchziehen die Gemarkung, ehe ihr Wasser über die Twiste in die Diemel geführt wird. Ein von der Twiste abgeleiteter Kanal als zusätzlicher Schutz vor den Stadtmauern ist noch heute im Westbereich der Altstadt als „Mühlengraben“ zu sehen.

Im Bereich der Gemarkung von Volkmarsen sind folgende bestehende oder ehemalige Siedlungsbereiche bekannt:

  • Almern
  • Benfeld
  • Bopfeld
  • Forste
  • Judenwarte
  • Mederich
  • Sauerbrunnen
  • Scheidwarte
  • Vogelsangsmühle
  • Volkmarsen
  • Wetter
  • Wittmar
  • Ziegelei

Geschichte

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Stadt mit Burgruine um 1800
 
Rathaus

Ortsname

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Im Verlauf der Geschichte wurde der Ortsname in verschiedenen Schreibweisen erwähnt:[1]

  • Volkmaressen (1155) [Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 37 Nr. 104]
  • Volcmarsen (1162) [Abschrift 17. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 45–47, Nr. 123]
  • Volcmarssen (1184) [Abschrift 16. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 58–60, Nr. 145]
  • Volkmersen, in (1190–1205) [Regesta historiae Westfaliae 2: 1126–1200, Urkundenbuch, S. 214–215, Nr. 508]
  • Wolcmergensis, in (13. Jahrhundert) [Verzeichnis von Zehnt-Einkünften der Abtei Corvey, in: Liber vitae der Abtei Corvey, Bd. 1, S. 113, i.5]
  • Volcmerressen, de (1233) [Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 145–146, Nr. 219]
  • Wolcmersen, de (1233) [Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 149, Nr. 224]
  • Volcmarsen, in (1240) [Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 199–200, Nr. 300]
  • Volkershem, in (1252) [Spilcker, Geschichte der Grafen von Everstein und ihrer Besitzungen, Urkundenbuch, S. 100–102, Nr. 96]
  • Volchmersen, in (1257) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 162–163, Nr. 172]
  • Volcmersen (1266) [Urkunden Kloster Wormeln, S. 46–47, Nr. 9]
  • Volcmershem (1303) [Regesten der Erzbischöfe von Köln 3, S. 311, Nr. 3923]
  • Volckmarsen (1297–1304) [Regesten der Erzbischöfe von Köln 3, S. 320, Nr. 3970]
  • Volcersenn (1317) [F. Varnhagen, Beiträge zur Geschichte der Grafen von Everstein und deren Besitzungen, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens 2 (1828), S. 150–151]
  • Volcmersen, in (1329) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 479–480, Nr. 654]
  • Volmarsz, iuxta (1332–1344) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o. J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 39–50, Nr. 31, hier S. 40–41]
  • Voltmerssen (1370–1376) [Conrad, Kopiar- und Urbarüberlieferung Kloster Hardehausen, S. 116]
  • Folckmessen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
  • Volckemissen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]

Mittelalter und frühe Neuzeit

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Volkmarsen wurde im Jahre 1155 erstmals urkundlich in einer Corveyer Zehntliste erwähnt. In einem Schutzbrief von Papst Gregor IX. wurde Volkmarsen 1233 erstmals als Stadt bezeichnet. 1304 verpfändete das Kloster Corvey eine Hälfte der Stadt und der Kugelsburg an den Erzbischof von Köln; die zweite Hälfte erwarb sein Nachfolger im Jahr 1440. Seit 1507 gehörten die Stadt und die Burg zum Herzogtum Westfalen, nachdem das Kloster Corvey auf seine Rechte auf Rückerwerb verzichtet hatte.

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Besatzung der Kugelsburg und der Stadt Volkmarsen 1622 zunächst von bayrischen Söldnern zum Schutz gegen Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, den „Tollen Christian“, verstärkt. Nach dessen Niederlage zogen kaiserliche Truppen ein. 1632 erfolgte die Eroberung durch Hessen, die in Plünderung und Brandschatzung der Stadt und Zerstörung der Befestigungen gipfelte.

1802 okkupierte Hessen-Darmstadt das Herzogtum Westfalen. Dabei kam es fast zum bewaffneten Konflikt, als sich Truppen von Hessen-Darmstadt und von Hessen-Kassel um den Besitz der Stadt stritten. Gleichzeitig erhob Erbprinz Wilhelm von Nassau-Oranien als neu eingesetzter Fürst von Nassau-Oranien-Fulda Ansprüche auf die Stadt. Zunächst konnte sich Hessen-Darmstadt durchsetzen, bis 1806 besagter Erbprinz die Stadt erhielt, die aber schon ein Jahr später zum napoleonischen Königreich Westphalen kam und zum Sitz des sogenannten Cantons Volckmarsen wurde. Nach dem Wiener Kongress 1814 erhielt Preußen die Stadt, trat sie aber 1817 an Kurhessen ab. 1866 wurde der Ort dann wieder preußisch, als Kurhessen von Preußen annektiert wurde. Seit 1945 gehört die Stadt zum Land Hessen.

Gebietsreform

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Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen kam Volkmarsen am 1. August 1972 aus dem damaligen Landkreis Wolfhagen zum Landkreis Waldeck und gehört seit dem 1. Januar 1974 zum Landkreis Waldeck-Frankenberg.[3] Am 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ehringen, die ebenfalls dem Landkreis Wolfhagen angehörte, eingegliedert.[4] Am 1. August 1972 kamen Herbsen, Hörle, Külte und Lütersheim (alle im Landkreis Waldeck) kraft Landesgesetz hinzu.[3][5]

Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Volkmarsen angehört(e):[1][6]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in der Kernstadt Volkmarsen 4398 Einwohner. Darunter waren 117 (2,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 885 Einwohner unter 18 Jahren, 1788 zwischen 18 und 49, 867 zwischen 50 und 64 und 855 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 1884 Haushalten. Davon waren 540 Singlehaushalte, 483 Paare ohne Kinder und 612 Paare mit Kindern, sowie 210 Alleinerziehende und 36 Wohngemeinschaften. In 375 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 1266 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[7]

Einwohnerentwicklung

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Kernstadt Volkmarsen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
2.830
1840
  
2.818
1846
  
2.922
1852
  
2.906
1858
  
2.717
1864
  
2.730
1871
  
2.468
1875
  
2.316
1885
  
2.246
1895
  
2.491
1905
  
2.220
1910
  
2.214
1925
  
2.230
1939
  
2.696
1946
  
4.001
1950
  
4.306
1956
  
4.040
1961
  
3.829
1967
  
3.996
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2010
  
4.435
2011
  
4.398
2015
  
4.483
2019
  
4.541
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970[1]; Stadt Volkmarsen[2]; Zensus 2011[7]

Religion

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Durch die Zugehörigkeit der Stadt zum Herzogtum Westfalen während und nach der Reformation blieb die katholische Konfession in der Kernstadt Volkmarsen vorherrschend. Die katholische Kirchengemeinde Volkmarsen ist seit 1821 dem Bistum Fulda zugeordnet.

Die evangelische Kirchgemeinde konnte Mitte des 19. Jahrhunderts ihre eigene Kirche errichten. Im August 2010 erhielt diese neue Bronzeglocken, deren Tonfolge b-des-es auf das Geläut der katholischen St. Marien-Kirche abgestimmt ist. Die evangelische Kirchgemeinde gehört seit 2008 dem Kirchenkreis Twiste-Eisenberg an.

Eine von Hobbyarchäologen entdeckte Schachtmikwe in einem Fachwerkgebäude im Steinweg belegt bereits für das ausgehende Mittelalter eine jüdische Gemeinde in Volkmarsen. Das Ritualbad konnte dendrochronologisch in das frühe 16. Jahrhundert datiert werden. Architektonische Elemente ordnen die Mikwe jedoch einem mittelalterlichen Bautyp zu.[8] Die Volkmarsener Mikwe weist Parallelen zur Friedberger Mikwe auf.

Historische Religionszugehörigkeit

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: 252 evangelische (= 11,22 %), 1876 katholische (= 83,53 %), 118 jüdische (= 5,52 %) Einwohner
• 1961: 937 evangelische (= 24,47 %), 2854 katholische (= 74,54 %) Einwohner

Aktuelle Daten und Fakten

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Siehe Stadtgemeinde Volkmarsen

Literatur

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  • Paul Lebrecht Kailuweit: Chronik der Stadt Volkmarsen. Geschichts- und Heimatverein Volkmarsen e. V., Volkmarsen, Band 1, 1993; Bd. 2, 1996.
  • Michael Gosmann: Eine unbekannte Stadtansicht Volkmarsens mit der Kugelsburg von 1803. In: SüdWestfalen Archiv. Landesgeschichte im ehemals kurkölnischen Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Arnsberg, Arnsberg 2001, S. 167–171.
  • Manfred Schöne: Das Herzogtum Westfalen unter hessen-darmstädtischer Herrschaft 1802–1816. Olpe 1966.
  • Wolf Vervoort: 750 Jahre Stadt Volkmarsen – Chronik einer Kleinstadt. Herausgeber: Festausschuß zur 750-Jahrfeier der Stadt Volkmarsen, Druckerei Hans Sauerland, Volkmarsen 1983.
  • Wolf Vervoort: Führer durch die Altstadt Volkmarsen und ihre Gemarkung. Heimat- und Geschichtsverein Volkmarsen, Volkmarsen 2004.
  • Ernst Klein: Verschwundene Nachbarn – Verdrängte Geschichte. 2. Auflage. Rückblende Gegen das Vergessen e.V., 2012/2013 (304 Seiten).
  • Ernst Klein: Altes mit jungen Augen sehen – Volkmarsen – meine Stadt in Geschichte und Gegenwart. Ernst Klein, 2013 (110 Seiten, 200 Fotos).
  • Ernst Klein: „aber es ist besser als Butterbrot in D.“ – Geschichte ist gelebtes Leben. Ernst Klein, 2016 (250 Seiten).
  • Literatur über Volkmarsen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
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Anmerkungen

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  1. Trennung von Justiz (Justizamt Volkmarsen) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 72 f.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Volkmarsen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. August 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushalstplan 2020. Wohnbevölkerung und Gebietsgröße. In: Webauftritt. Stadt Volkmarsen, S. 2, abgerufen im September 2020.
  3. a b Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, §§ 6 und 14 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409, 411 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 107, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2022;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  8. Artikel in der Jüdischen Allgemeine vom 4. Juli 2014