Derschau ist der Name eines preußischen–kurländischen Adelsgeschlechts. Zweige der Familie bestehen gegenwärtig fort.
Geschichte
BearbeitenDie gesicherte Stammreihe des Geschlechts beginnt mit dem Danziger Kaufmann und Senator des Königsberger Kneiphofes Bernhard Derschau († 1590). Seine Söhne Bernhard (1560–1631), königlich schwedischer und polnischer Hofgerichtsrat, sowie Erbherr auf Kuggen und Stifter der preußischen Linie, Johannes (1562–1616), Dr. jur., kurfürstlich brandenburgischer Hofrat und Gesandter, sowie Erbherr auf Woidieten und Reinhold († 1633), Ratsherr in Tilsit und Erbherr auf Jägenberg, die Dirschkawer wurden am 15. Dezember 1602 in Prag in den Rittermäßigen Reichsadelsstand gehoben. Ebenfalls in Prag, am 31. Mai 1603 erhielten die drei Brüder zusätzlich den böhmischen Adelstand.
Aus der preußischen Linie erfuhr Reinhold von Derschau (1600–1667), Dr. jur., Professor der Rechte, kurfürstlich brandenburgischer Oberappellations- und Hofrat, sowie Erbherr auf Woninkeim am 20. März 1663 in Königsberg die kurfürstlich brandenburgische Adelsbestätigung, verbunden mit einer Wappenbesserung. Die Brüder Bernhard von Derschau, Erbherr auf Woninkeim und Albrecht Friedrich von Derschau, königlich preußischer Hofgerichtsvizepräsident, erhielten am 20. Juli 1740 in Königsberg das preußische Indigenat. Der vormalige königlich preußische Hauptmann Hans Albrecht von Derschau wurde in Nürnberg am 15. Februar 1817 bei der Adelsklasse im Königreich Bayern immatrikuliert.
Die Immatrikulation bei der kurländischen Ritterschaft erfolgte mit der Matrikel-Nr. 194 im Jahre 1682 für Friedrich von Derschau († 1707), königlich preußischer Leutnant und Erbherr auf Kaulitzen. Die russische Anerkennung der berechtigung zur Führung des Baronstitels erging durch Senatsukas Nr. 2823 vom 3. März 1862.
Am 4. September 1909 wurde der Familienverband am Amtsgericht Berlin eingetragen.
Angehörige
Bearbeiten- Reinhold von Derschau (1600–1667), preußischer Jurist
- Christian Reinhold von Derschau (1679–1742), preußischer Generalmajor
- Christoph von Derschau (* um 1595; † 1649), deutscher Jurist und Diplomat[1]
- Karl Friedrich von Derschau (1699–1753), preußischer Generalmajor, Chef des Füsilier-Regiments Nr. 47
- Christoph Friedrich von Derschau (1714–1799), preußischer Regierungspräsident von Ostfriesland und Dichter
- Friedrich Wilhelm von Derschau (1723–1779), preußischer Staatsmann unter Friedrich dem Großen
- Karl von Derschau (1787–1862), russischer Generalleutnant
- Jeanette von Derschau, Mutter von Constance Baronesse von Derschau
- Constance Baronesse von Derschau (1838–1914)
- Albert von Derschau (1841–1915), preußischer Generalmajor
- Reinhold von Derschau (1847–1913), preußischer Generalmajor, 1911 Vorsitzender des Familienvereins
- Friedrich von Derschau (1866–1926), preußischer Generalmajor
- Bernhard von Derschau (Dichter) (1591–1639), deutscher Dichter
- Bernhard von Derschau (Landrat) (1903–1945), deutscher Landrat in Oppeln, Grottkau und Pleß in Oberschlesien
- Birgit von Derschau (* 1953), deutsche Fernsehmoderatorin, Journalistin und Autorin
Wappen
BearbeitenDas Stammwappen (1602) zeigt in Rot zwei einander zugekehrte natürliche abgeschnittene schwarzbraune oder silberne Widderköpfe. Auf dem Helm mit rot-goldenen oder rot-silbernen Decken ein aus der Helmwulst wachsender in Front gestellter Widderkopf.
Das gebesserte Wappen (1663) zeigt in Rot eine freistehende, auf einem Viereck ruhende blaue Säule mit blauer Kugel und einem grünen Lorbeerkranz, beseitet von zwei einander zugekehrten schwarzbraunen Widderköpfen samt Hals. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein in Front gestellter Widderkopf samt Hals.
Das kurländische Wappen (1682) zeigt in Rot zwei einander zugekehrte natürliche halbe Widder. Den in Front gestellten silberner Widderkopf auf dem Helm rot-silbernen Decken aus der Helmkrone wachsend.
Literatur
Bearbeiten- Adolf von Derschau:
- Genealogisches Handbuch des Adels, (GHdA), C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn. ISSN 0435-2408 (Auszug):
- Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: GHdA. Freiherrliche Häuser B (Briefadel) Band VI, Limburg an der Lahn 1976, S. 92–96; ff. Christoph Franke: Band XXIII, Limburg an der Lahn 2005, S. 71–74.
- Walter von Hueck: GHdA. Adelslexikon, Band II, Limburg an der Lahn 1974, S. 460–461; ff. Christoph Franke: Band XVII, Limburg an der Lahn 2008, S. 182.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, (GGT), Justus Perthes, Gotha (Auszug):
- GGT der Briefadeligen Häuser 1911, 5. Jahrgang, Gotha 1910, S. 158 ff. (Stammreihe, Ältere Genealogie), ff. (Fortsetzungen 1912–1939); ff.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel 1920. 14. Jahrgang, Gotha 1919, S. 177–181. (Druck und Redaktion jeweils im Vorjahr).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel 1930. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbände. 22. Jahrgang, Gotha 1929, S. 159 f.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B (Briefadel) 1939. 31. Jahrgang. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Gotha 1938, S. 108 f.
- GGT der Freiherrliche Häuser B (Briefadel), 87. Jahrgang 1937; u. 91. Jahrgang 1941, Gotha 1940, S. 86–87. Letztausgaben zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
- Ernst Heinrich Kneschke:
- Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung. Band 4, T. O. Weigel, Leipzig 1857, S. 82–87.
- Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 2, Friedrich Voigt, Leipzig 1860 S. 458–460.
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 1, Ludwig Rauh, Berlin 1855, S. 164.; Band 3, 1858, S. 235.
- Alexander von Rahden: Die Verleihung des Kurländischen Indigenats an die Familie v. Derschau. in: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik, Mitau 1900, S. 84.
- Oskar Stavenhagen: Genealogisches Handbuch der kurländischen Ritterschaft, Band 2, Görlitz, o. J., S. 634–648.
- Konrad Tyroff: Geschlechts- und Wappenbeschreibungen zu dem Tyroffischen neuen adelichen Wappenwerk, Band 1, Heft 1, Selbstverlag des Wappencomtoirs, Nürnberg 1791, S. 320–324.
- August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien, Band 3, Beygangische Buchhandlung, Leipzig 1792, S. 90–119.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band 1, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, S. 410–412.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Heinz Mattiesen: Derschau, Christoph von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 610 (Digitalisat).
- ↑ A. v. R.: Die baltische familiengeschichtliche Literatur 1910–1912, H. Diedrichs: Bücherschau, in: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik. 1909 und 1910. Hrsg. Genealogische Gesellschaft der Ostseeprovinzen zu Mitau, J. F. Steffenhagen und Sohn, Mitau 1913, S. 323.
- ↑ Schrifttumsberichte zur Genealogie und zu ihren Nachbargebieten, Band 1, Hrsg. Hermann Mitgau, Degener & Co., Insingen / Neustadt an der Aisch 1959, S. 281.