Wächterhäuser an der Semmeringbahn

Diese Liste führt die Wächterhäuser an der Semmeringbahn in ihrer Reihenfolge vom Bahnhof Gloggnitz zum Bahnhof Mürzzuschlag an. Die 1848 bis 1854 errichtete Bahnstrecke wurde von insgesamt 55 Wächterhäusern begleitet, von denen noch 47 erhalten sind. Die Wächterhäuser befinden sich großteils im Besitz der Österreichischen Bundesbahnen und stehen mit der Bahnstrecke selbst unter Denkmalschutz und sind Teil des UNESCO-Welterbes Semmeringbahn.

Die Wächterhäuser wurden als zweistöckige Steinbauten in Sichtabstand errichtet. Sie dienten dem Bahnwächter und seiner Familie als Dienst- und Wohnort. Ihre betrieblichen Funktionen haben die Wächterhäuser längst verloren, sie werden heute als Wohn- und Wochenendhäuser verwendet, etliche stehen leer. In einigen Fällen fehlt der Anschluss an die öffentliche Infrastruktur wie Wasser-, Strom- und Straßennetz.

Architektur

Bearbeiten

Der Architekt Moritz von Loehr, seit 1842 im Dienst der k.k. Staatseisenbahn und ab 1848 mit der Behandlung der Hochbauangelegenheiten des gesamten staatlichen Eisenbahnnetzes betraut, war für die Hochbauten der Semmeringbahn, darunter die Wächterhäuser, verantwortlich. Ihm zur Seite stand der k.k. Oberingenieur und Vorstand der Abteilung Hochbauten am Semmering Johann Salzmann, dem gemeinsam mit dem k.k. Ingenieur I. Classe Franz Czerwenka die Aufgabe des bauführenden Architekten vor Ort zukam.

Der manchmal fälschlicherweise als Architekt der Wächterhäuser genannte Wilhelm von Flattich trat erst 1855 in den Dienst der Südlichen Staatsbahn, der späteren Südbahngesellschaft.

Die Wächterhäuser und Stationsbauten entlang der Semmeringbahn sind nüchterne schmuckarme Zweckbauten. Ein Großteil der Wächterhäuser ist in unverputztem Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Charakteristisch ist ihre einfache zweigeschoßige kubische Gestalt mit Satteldach und den variierend quadratischen oder runden Giebelfenstern.[1] Schmuckelemente sind spärlich vorhanden: Ziegelüberlager über Fenstern und Türen, Ziegelrosetten um die Giebelfenster, Details an den Kaminköpfen, verzierte Sparren- und Pfettenköpfe. Ziel war es, „der Ueberwachung und Erhaltung der Hochbauten möglichst geringe Lasten aufzubürden“ (Martin Gschwandtner, 2001: [2]). Die Größe der Wächterhäuser ist recht einheitlich, sie beträgt 10,67 × 8,60 m bei einer Schwankungsbreite von nur 10 cm in beiden Richtungen.[3]

In ihrem einheitlichen Stil sind die Wächterhäuser Vorläufer der 1856 in den Hochbaunormalien festgelegten Standards, die für ein Corporate Design der Bahnhochbauten sorgten.

Im Laufe der Zeit wurden einige Häuser baulich geringfügig verändert (z. B. Anzahl der Fenster) oder verputzt.[1]

Nummerierung

Bearbeiten

Ursprünglich waren die Wächterhäuser von Gloggnitz nach Mürzzuschlag aufsteigend mit 1 bis 55 nummeriert. Ab 1881 wurde die noch heute verwendete Nummerierung von 120 bis 202 eingeführt, sie zählt auch andere Hochbauten von Wien beginnend auf, daraus ergeben sich in der Nummerierung der Wächterhäuser mehrere Lücken.

Liste der Wächterhäuser

Bearbeiten

Die Kilometerangaben in der folgenden Liste sind die offiziellen Streckenkilometer der Südbahnstrecke, die Angaben links und rechts wollen im Sinne einer Fahrt von Gloggnitz nach Mürzzuschlag verstanden werden.

Foto   Bauwerk km Standort Beschreibung
    Wächterhaus
WH 120
75,43 km Gloggnitz
Standort
WH 120 stand im Bereich des Bahnhofs Gloggnitz und wurde abgerissen.
    Wächterhaus
WH 123
ObjektID: 24736
76,26 km Obere Zeilfeldstraße 2
Gloggnitz
Standort
WH 123 wurde am 11. Mai 2013 nach einer genauen Baudokumentation für den Semmering-Basistunnel abgerissen.
    Wächterhaus
WH 124
ObjektID: 24740
77,15 km Rehgraben 36
Prigglitz
Standort
    Wächterhaus
WH 125
ObjektID: 24740
77,50 km Rehgraben 37
Prigglitz
Standort
    Wächterhaus
WH 126
ObjektID: 24743
78,08 km Leo-Dragan-Straße 2
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 127
ObjektID: 24743
79,10 km Schmidsdorf 21
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 128
ObjektID: 24745
79,93 km Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 129
ObjektID: 24745
80,87 km Lindengasse 11
Payerbach
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 132
ObjektID: 24745
82,10 km Bahnhofplatz 3
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 133
83,18 km Karl-Feldbacher-Straße 10
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 134
ObjektID: 24745
83,63 km Weinwegsiedlung 16
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 136
ObjektID: 24753
84,69 km Bahngasse 1
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 137
ObjektID: 24753
85,51 km Küb 14
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 138
ObjektID: 24754
85,98 km Hellgraben-Straße 12
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 139
ObjektID: 24754
86,45 km Pettenbach 16
Payerbach
Standort
    Wächterhaus
WH 140
ObjektID: 24756
87,16 km Eichberg 35
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 141
ObjektID: 24755
87,94 km Eichberg 34
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 144
ObjektID: 24755
88,88 km Gloggnitz
Standort

Anmerkung: Lt. Quelle abgebrochen, lt. BDA geschützt.
    Wächterhaus
WH 146
ObjektID: 24755
89,43 km Eichberg 31
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 147
ObjektID: 24771
90,47 km Aue 36
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 148
ObjektID: 24771
91,12 km Aue 37
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 150
ObjektID: 24771
91,91 km Aue 38
Gloggnitz
Standort
    Wächterhaus
WH 153
ObjektID: 24772
92,73 km Deiningerweg 11
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 154
ObjektID: 24772
93,17 km Musikerweg 16
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 155
ObjektID: 24772
93,78 km Rumplerstraße 23
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 156
ObjektID: 24772
94,23 km Pfefferstraße 38
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 157
ObjektID: 24772
95,02 km Pfefferstraße 51
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 158
ObjektID: 24772
95,55 km Blauer Einschnitt 10
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 159
95,89 km Breitenstein
Standort
Es existiert ein Abbruchplan für WH 159 vom 6. Mai 1960.
    Wächterhaus
WH 160
96,77 km Untere Bahnstraße 37
Breitenstein
Standort
Das Haus befindet sich heute in Privateigentum und wurde umfassend saniert.[4]
    Wächterhaus
WH 161
ObjektID: 24772
97,10 km Breitenstein
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 164
ObjektID: 24772
97,73 km Hauptstraße 25
Breitenstein
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 167
ObjektID: 24772
98,92 km Kalte-Rinne-Straße 45
Breitenstein
Standort
In dem restaurierten Bahnwärterhaus befindet sich das Ghega-Museum.[5]
    Wächterhaus
WH 168
ObjektID: 24772
99,55 km Kalte-Rinne-Straße 41
Breitenstein
Standort
    Wächterhaus
WH 170
ObjektID: 24773
100,70 km Semmering 17
Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 171
ObjektID: 24773
101,08 km Semmering 18
Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 172
ObjektID: 24773
101,55 km Semmering 15
Semmering
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 173
ObjektID: 24773
102,10 km Semmering 14
Semmering
Standort
Das Wächterhaus wird heute als Bahnhof Wolfsbergkogel verwendet.
    Wächterhaus
WH 176
ObjektID: 24773
102,94 km Semmering 19
Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 179
ObjektID: 24773
Semmering
Standort siehe Beschreibung
Das linksseitige WH 179 wurde bereits 1870 abgebrochen und durch ein Stationsgebäude auf der gegenüberliegenden Seite ersetzt. Die genaue Lage ist unbekannt.
    Wächterhaus
WH 180
ObjektID: 24773
103,55 km Semmering 128
Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 183
ObjektID: 24867
105,10 km Alte Reichsstraße 10
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 184
ObjektID: 24867
106,07 km Alte Reichsstraße 1
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 185
ObjektID: 24867
106,81 km Steinhaus 28
Spital am Semmering
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 186
ObjektID: 24867
107,69 km Steinhaus 7
Spital am Semmering
Standort
Das ursprüngliche WH 186 wurde in zwei Schritten ab 1884 und ab 1907 in das heute noch existierende dreistöckige Aufnahmegebäude umgebaut und erweitert.
    Wächterhaus
WH 187
ObjektID: 24867
108,26 km Bundesstraße 1
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 188
ObjektID: 24867
108,96 km Jauern 6
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 189
ObjektID: 24867
109,71 km Kampalpenweg 1
Spital am Semmering
Standort
   
 
Wächterhaus
WH 192
ObjektID: 9747
110,59 km Obere Bahnstraße 2
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 195
ObjektID: 9747
111,60 km Grautschenhof 1
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 196
ObjektID: 9747
112,30 km Grautschenhof 6
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 197
ObjektID: 9754
113,07 km Grautschenhof 31
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 198
ObjektID: 9754
113,81 km Edlachweg 1
Spital am Semmering
Standort
    Wächterhaus
WH 200
ObjektID: 9764
114,68 km Scheedgraben 1
Mürzzuschlag
Standort
    Wächterhaus
WH 202
115,69 km Bahnanlage 202
Mürzzuschlag
Standort

Literatur

Bearbeiten
  • Roland Tusch: Wächterhäuser an der Semmeringbahn. Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2014, ISBN 978-3-7065-5381-0.
Bearbeiten
Commons: Wächterhäuser an der Semmeringbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Mihály Kubinszky/Hans Peter Pawlik/Josef Otto Slezak: Architektur an der Semmeringbahn. Schöne Landschaft - Schöne Bauten - Schöne Lokomotiven. Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1992, ISBN 3-85416-156-5, S. 98.
  2. zitiert nach Roland Tusch
  3. Roland Tusch: Wächterhäuser an der Semmeringbahn. Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2014, ISBN 978-3-7065-5381-0, S. 196.
  4. GUTE AUSSICHTEN - Bahnwächterhaus in Breitenstein am Semmering. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  5. Das 1. und einzige GHEGA - MUSEUM. 22. Juli 2016, abgerufen am 7. August 2016.