Wölfersheimer See

40 ha großer Braunkohletagebaurestsee in der Wetterau

Der Wölfersheimer See ist ein See östlich des hessischen Ortes Wölfersheim. Mit fast 40 Hektar ist der See der größte in der Wetterau.[1] Er entstand als Tagebaurestsee nach der Stilllegung des Braunkohle-Tagebaus Wölfersheim. Später wurde er als Kühlteich für das Kraftwerk Wölfersheim genutzt. Heute dient er als Naturraum, als Segelrevier, als Angelrevier und zur Naherholung. Badebetrieb ist verboten.[1] Der See enthält (2023) ab zweieinhalb Meter Tiefe keinen Sauerstoff mehr; der Gehalt an Phosphat liegt laut Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie 15 bis 20 Mal höher als für ein Binnengewässer verträglich.[4]

Wölfersheimer See
Panorama vom Wölfersheimer See, Blickrichtung: Süden
Geographische Lage Hessen, Deutschland
Abfluss Biedrichsgraben (entspringt östlich des Sees) → Horloff[1]
Orte am Ufer Wölfersheim
Daten
Koordinaten 50° 23′ 49″ N, 8° 50′ 14″ OKoordinaten: 50° 23′ 49″ N, 8° 50′ 14″ O
Wölfersheimer See (Hessen)
Wölfersheimer See (Hessen)
Höhe über Meeresspiegel 131 m[2]
Fläche 38,6 hadep1[2]
Länge 929 mdep1
Mittlere Tiefe 9,25 m[2]

Besonderheiten

Tagebaurestsee, anschließend als Kühlteich genutzt[3]

Geschichte

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Entstehung aus Tagebau Wölfersheim

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Ab 1937 betrieb die Braunkohlen-Schwel-Kraftwerk Hessen-Frankfurt AG (HEFRAG), eine Tochter der Preußischen Elektrizitäts AG (PREAG), im Wetterauer Braunkohlerevier mehrere Braunkohle-Tagebaue zur Versorgung des Schwelkraftwerks Wölfersheim. Einer der ersten davon war der Tagebau Wölfersheim, direkt neben dem Kraftwerk. Nachdem die dortigen Felder 1943 ausgekohlt waren, wurden sie teilweise mit Abraum verfüllt und die Fläche wurde rekultiviert. Hierbei verblieben mehrere Restlöcher, die sich im Laufe der Zeit mit Grundwasser füllten. Neben dem größten, dem Wölfersheimer See mit 37 ha, gibt es noch zwei kleinere Seen einige hundert Meter weiter östlich (Schwelteich im NSG Schwelteich von Echzell) und nördlich (Heldteich). Insgesamt nehmen die Wasserflächen weniger als die Hälfte des ehemaligen Tagebaus ein.[5]

Nutzung als Kühlteich

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Der Kühlwasserverteiler wurde auch nach Abriss des Kraftwerkes stehen gelassen.

Zur Kühlung, die jedes Wärmekraftwerk zwangsweise benötigt, wurde beim Wölfersheimer Kraftwerk eine in Deutschland recht selten anzutreffende Methode gewählt: Der Wölfersheimer See wurde als Abkühlbecken genutzt. Diese Art der Kühlung ist normalerweise nicht zulässig, da der Abwärmeeintrag zu einer Aufheizung des Gewässers führt, was eine massive Veränderung des natürlichen Ökosystems zur Folge hat. Im Falle des Wölfersheimer Sees wurde die Nutzung genehmigt. Er unterlag nur eingeschränkt dem Gewässerschutz, weil er kein natürliches Gewässer ist.

Fischfauna

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Eine Kuriosität: Durch die eingetragene Wärme war der See so warm, dass dort ausgewilderte subtropische Zierfische aus Aquarien wie Guppys[6], Goldfische, Buntbarsche, selbst große Arten wie Panaque oder Prachtschmerlen sowie verschiedene Wasserschildkröten als Neozoen dauerhaft überlebten. Insbesondere die Buntbarsche entwickelten sich zeitweise zur Plage. Nach der Leistungsreduzierung (1984) und sukzessiven Abschaltung des Kraftwerkes (1991) starben diese Arten dort wieder aus.[7]

Heute kommen im Wölfersheimer Tagebausee Raubfische wie Aale, Flussbarsche, Regenbogenforellen, Rapfen, Hechte, Zander und Welse sowie Friedfische wie Karpfen, Schleie, Brachsen, Rotaugen, Rotfedern und Karauschen vor.

Naturraum und Naherholungsgebiet

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Im Rahmen der Renaturierung des Tagebaugeländes, durch den Besatz des Sees mit Fischen und Bepflanzung der Ufer entstand ein wertvolles Biotop, das Wasservögel und zahlreiche andere Arten besiedelt haben.[8][9] Bereits kurz nach der Entstehung des Sees wurde die Pflege der Fischbestände von der HEFRAG/PREAG an den Angelsportverein Wölfersheim übertragen.[7] Die Ufer sind heute parkähnlich angelegt; im Osten grenzt der See an ein Naturschutzgebiet.

Im Jahr 2008 erwarb die Gemeinde Wölfersheim den See und einige umliegende Flächen von E.ON (Rechtsnachfolger der PREAG), um sie als Naherholungsgebiet zu entwickeln. Sie wurden Teil des regionalen Projekts Wetterauer Seenplatte.[10]

Am Seeufer wurde 2008 ein Hochseilgarten eröffnet.[11][12]

Blick vom Nordufer Richtung Südost
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Commons: Wölfersheimer See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Wirtschaftsförderung Wetterau: Vom Braunkohleloch zum Naturschutzgebiet (Memento vom 28. August 2009 im Internet Archive)
  2. a b c Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Überwachung von Oberflächengewässern in Hessen – Wölfersheimer See auf www.hlug.de (Memento vom 16. Mai 2001 im Internet Archive)
  3. Der Wölfersheimer See auf www.alexanderhitz.de (Memento vom 2. Februar 2015 im Internet Archive)
  4. Unter drei Metern Tiefe lauert der Tod (FAZ vom 7. Oktober 2023)
  5. PreussenElektra: Übersichtskarte der Tagebaubetriebe, online auf www.alexanderhitz.de (Memento vom 3. Februar 2015 im Internet Archive)
  6. Freilebende Guppypopulationen in Deutschland auf www.diewasserwelt.de (Memento vom 1. März 2004 im Internet Archive)
  7. a b Angelsportverein Wölfersheim und Umgebung – Wir über uns – Vereinsgeschichte auf www.asv-woelfersheim.de (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive)
  8. Erhard Thörner: Das Wetterauer Braunkohlerevier – Die Bedeutung der Restlochseen des Braunkohlebergbaus für den Vogelschutz. In: Braunkohlentagebau und Rekultivierung : Landschaftsökologie – Folgenutzung – Naturschutz, Springer-Verlag, Berlin [u. a.], 1998, ISBN 9783540600923, auszugsweise online auf Google Books
  9. Krick, M.: Die Gestaltung von Gewässerbiotopen im Rahmen der Rekultivierungsarbeiten im Braunkohlenabbaugebiet der Preussen Elektra Wölfersheim (Wetterau/Hessen), Dissertation an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Geographie, Bereich Vegetationsgeographie und Landschaftsökologie, 1987
  10. Wölfersheim – Gemeinde erwirbt Wölfersheimer See, Meldung vom 25. April 2008 auf www.hallo-wetterau.de (Memento vom 13. Januar 2010 im Internet Archive)
  11. Hochseilgarten Wölfersheimer See
  12. Hochseilgarten Wölfersheimer See offiziell eröffnet, Meldung vom 26. Mai 2008 auf www.hallo-wetterau.de (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)