Würm (Amper)

Nebenfluss der Amper

Die Würm ist ein 39,5 Kilometer langer Fluss in Bayern. Sie ist der einzige Abfluss des Starnberger Sees, der bis 1962 Würmsee hieß, und beginnt an dessen Nordostende bei Starnberg. Der Hauptarm mündet bei Dachau in die Amper, die dann bei Moosburg in die Isar mündet. Die Würm speist aber auch das Nordmünchner Kanalsystem, über das Teile des Würmwassers in die Isar und die Moosach gelangen.

Würm
Der Oberlauf der Würm, von Starnberg bis Leutstetten.

Der Oberlauf der Würm, von Starnberg bis Leutstetten.

Daten
Gewässerkennzahl DE: 1646
Lage Deutschland
Flusssystem Donau
Abfluss über Amper → Isar → Donau → Schwarzes Meer
Ursprung Abfluss des Starnberger Sees
47° 59′ 52″ N, 11° 21′ 23″ O
Quellhöhe 596 m ü. NN
Mündung Amper bei HebertshausenKoordinaten: 48° 17′ 6″ N, 11° 28′ 28″ O
48° 17′ 6″ N, 11° 28′ 28″ O
Mündungshöhe 482 m
Höhenunterschied 114 m
Sohlgefälle 2,9 ‰
Länge 39,8 km[1]
Einzugsgebiet 428,96 km²[1]
Abfluss am Pegel Leutstetten[2]
AEo: 329,37 km²
Lage: 35,7 km oberhalb der Mündung
NNQ (28.09.2003)
MNQ 1921/2012
MQ 1921/2012
Mq 1921/2012
MHQ 1921/2012
HHQ (15.06.1965)
1,25 m³/s
2,7 m³/s
4,74 m³/s
14,4 l/(s km²)
8,07 m³/s
16,5 m³/s
Abfluss am Pegel Obermenzing[3]
AEo: 385,74 km²
Lage: 14,6 km oberhalb der Mündung
NNQ
MNQ 1984/2012
MQ 1984/2012
Mq 1984/2012
MHQ 1984/2012
HHQ (19.07.1999)
650 l/s
1,74 m³/s
3,38 m³/s
8,8 l/(s km²)
6,32 m³/s
9,54 m³/s
Linke Nebenflüsse Reschenbach
Rechte Nebenflüsse Röhrlbach
Großstädte München
Mittelstädte Starnberg, Gauting, Dachau
Kleinstädte Planegg, Gräfelfing, Karlsfeld

Namensherkunft

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Der Flussname Würm ist erstmals bezeugt als Uuirma im Jahre 772 und später als Wirmiseo ‚Würmsee‘ (910), Vuirama (956/957), Wirmina (1056), Wirm (1310) sowie schließlich 1674 als Würm.[4] Er wird traditionell von einem keltischen Ausdruck wirmina ‚die schnell Strömende‘ hergeleitet. Laut Hans Bahlow ist er jedoch wohl vorkeltischen, aber noch indogermanischen Ursprungs.[5] Der Name würde damit zur Schicht der ältesten erhaltenen Gewässernamen gehören. Würm setzt sich demnach aus indogermanisch *uer-, *uor- ‚Wasser, Regen, Fluss‘ und einem m-Suffix zusammen.[6] Eine entsprechende Besiedlung in der Bronzezeit ist im Würmtal durch Bodenfunde und Pollenanalysen archäologisch nachgewiesen.

Geologie

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Die Würm ist Namensgeberin für das letzte große Glazial im Alpenvorland, die Würm-Eiszeit, die vor etwa 10.000 Jahren ausklang und in ihren Gletscherzungen unter anderem Ammersee und Starnberger See (vormals Würmsee) sowie die Münchener Schotterfläche hinterlassen hat. Im Durchbruch der doppelten Endmoräne, zwischen Leutstetten und dem Mühltal, hat sich die Würm bis zu 50 Meter in den tertiären Untergrund eingegraben. Vorrangig begegnet man in diesem Abschnitt des wildromantischen Tals Mergel aus dem Tertiär sowie Nagelfluhbänken aus der Mindel-Kaltzeit. Im weiteren Verlauf, jenseits des doppelten Endmoränenwalls, ist die Würm nicht besonders tief eingeschnitten und ist durch Schmelzwasserschotter der Niederterrasse gekennzeichnet.

 
Aitel aus der Würm (2016)

Seit wenigen Jahren haben sich wieder Biber an der Würm angesiedelt, insbesondere in Pasing, Stockdorf, Gauting und Starnberg.

Die Würm bietet einigen Fischarten die Möglichkeit zur selten gewordenen natürlichen Vermehrung. Unter anderen leben hier Aitel und Flussbarben sowie Hechte, an vielen Stellen des städtischen Flussverlaufs sowie bei Starnberg nicht selten kapitale Exemplare. Ebenfalls findet sich an der Würm um Gauting ein guter Bestand der bedrohten Fischart Schneider. Auch Aale, Forellen und Schleien leben in der Würm. Exemplare des europäischen Welses werden in der Würm zwischen Starnberg und Leutstetten bis über 2 Meter lang.[7]

 
Verlauf der Würm
 
Schematischer Verlauf in München mit naheliegenden S-Bahn-Stationen. „S:PA“: Pasing, „S:KA“: Karlsfeld, „S:AL“: Allach, „S:UM“: Untermenzing und „S:OM“: Obermenzing

Der Münchner Fremden-Führer für 1865 sieht den Ursprung der Würm bereits südlich des Starnberger Sees in „den Mooren und kleinen Seen im Süden zwischen Iffeldorf und Schledorf“.[8] Auch andere Quellen deuten den Bodenbach oder die Ostersee-Ach bzw. den Steinbach als Altwürm.[9] Darunter ist auch das Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern des Bayerischen Landesamts für Umwelt, das die Würm unter der Gewässerkennzahl 1646 als Würm -- Steinbach führt.[1]

An ihrem Oberlauf durchquert sie das Leutstettener Moos, eine als Naturschutzgebiet ausgewiesene Schilf- und Torflandschaft und durchfließt dann, nachdem sie noch Leutstetten mit Resten eines römischen Gutshofs (Villa rustica) und einem repräsentativen Wittelsbacher Schloss passiert hat, in etwas schnellerem Lauf das idyllische Mühltal und die Wälder bis Gauting. Dort steht das Schloss Fußberg an einer Flussschleife.

Der weitere Verlauf führt sie durch besiedeltes Gebiet mit kleinen bis mittleren Ortschaften (u. a. Gauting, Stockdorf, Krailling, Planegg, Gräfelfing) nach München-Pasing.

Auf 11,2 km Länge durchquert sie das westliche Münchner Stadtgebiet mit den Stadtteilen Pasing, Obermenzing, Untermenzing und Allach. In Obermenzing fließt sie vorbei am Schloss Blutenburg und speist dessen Wassergraben.

Der Fluss ist im Münchner Stadtgebiet fast überall von einem breiten Grünstreifen mit dazugehörenden Rad- und Wanderwegen umgeben, begleitet vom Pasinger Stadtpark im Süden, sein Lauf wird lediglich von drei Hauptverkehrs- und einigen ruhigen Nebenstraßen gekreuzt.

Die Würm speist Teile des Nordmünchner Kanalsystems. In Pasing wird nahe dem dortigen Bahnhof Wasser über den Pasing-Nymphenburger Kanal aus der Würm abgeleitet. Dieses durchfließt zunächst Pasing und Obermenzing in Richtung Osten in den Schlosspark Nymphenburg, um dann den Schlosskanal, die Fontäne im Schlossrondell und den Nymphenburg-Biedersteiner Kanal zu speisen. Letzterer füllt den Olympiasee im Olympiapark und mündet in der Hirschau in den Schwabinger Bach.

In Pasing wird die Würm durch die Bodenseestraße gekreuzt. In Obermenzing durch die zur A 8 führende Verdistraße. In Untermenzing wird die Würm unter der Von-Kahr-Straße, einer Hauptverkehrsader, hindurchgeführt. Auf der südlichen Seite der Von-Kahr-Straße befindet sich der Biergarten Inselmühle.

An Münchens Nordgrenze wird über ein Wehr der größte Teil des Würmwassers in den Würmkanal geleitet, der ebenfalls zum Nordmünchner Kanalsystem gehört und in der Schlossanlage Schleißheim in den Schleißheimer Kanal mündet.

Der Hauptarm der Würm verläuft weiter durch Karlsfeld Richtung Norden. Zwischen Dachau und Karlsfeld mündet der Reschenbach in die Würm und bildet mit ihr die Würm-Reschenbach-Aue, die die Stadt Dachau renaturiert hat.[10] Direkt anschließend ist die Würm durch ein privates Wasserkraftwerk aufgestaut. Der Verlauf in der Stadt Dachau führt an der KZ-Gedenkstätte vorbei. Kurz vor der Würmmühle, deren Müller mindestens seit dem 10. Jahrhundert für den Übergang über die Würm-Amper-Aue im Mündungsgebiet der Würm in die Amper zuständig war, mündet der Pollnbach, der heutzutage aufgrund der Ausleitungen aus der Würm diese an Wassermenge übertrifft.[11] Wenige hundert Meter weiter mündet die Würm südlich von Hebertshausen in die Amper.

Geschichte

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Da die Würm bereits in früheren Zeiten Siedler anlockte, werden hier immer wieder Artefakte aus verschiedenen Epochen entdeckt. Zu den ältesten Funden gehört ein fast 4000 Jahre altes Hockergrab aus der frühen Bronzezeit, das 1910 in Obermenzing bei Straßenbauarbeiten ausgegraben wurde.

An die jüngere Geschichte erinnern ein Denkmal und Gedenktafeln: Im April 1945 wurden Häftlinge aus dem KZ Dachau, das direkt an der Würm liegt, in einem Todesmarsch durch das Würmtal in Richtung Alpen getrieben.

Literatur

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  • Hans Jürgen Hansen, Evelinde Manon: Das Würmtal zwischen Starnberg und Dachau. Urbes, Gräfelfing 1982.
  • Erich Weichelt, Mark Schütze, Gerhard Ongyerth: Die Würm. Buchendorfer Verlag, München 1995, ISBN 3-927984-46-9.
  • Rolf K. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte, Band 9: Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – westlicher Teil. Pfeil, München, ISBN 978-3-931516-10-9.
  • Marianne Heilmannseder: Meine Würm – eine erwanderte Flusslandschaft. Berg & Tal Heinrich Bauregger, München 2011, ISBN 978-3-939499-24-4.
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Commons: Würm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Isar, Seite 58 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 2,5 MB)
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Einzelblatt Pegel Leutstetten. Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 209, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: hnd.bayern.de (PDF, deutsch).
  3. Bayerischer Hochwassernachrichtendienst
  4. Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Verlag C.H. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35330-4, S. 421.
  5. Hans Bahlow: Deutschlands geographische Namenwelt, Etymologisches Lexikon der Fluß- und Ortsnamen alteuropäischer Herkunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985.
  6. Dieter Berger: Duden – Geographische Namen in Deutschland. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim Leipzig 1999, S. 301. – Vergleiche Albrecht Greule: Die historischen Horizonte der geographischen Namen in Bayern. 2007, S. 2
  7. Stephan Müller-Wendlandt: Abiturient erforscht Fische in der Würm. In: Merkur.de. 19. April 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
  8. Münchner Fremden-Führer für 1865. J.J. Lentner’sche Buchhandlung, München. (Online, abgerufen am 19. Januar 2016.)
  9. Erich Weichelt, Mark Schütze, Gerhard Ongyerth: Die Würm. Buchendorfer Verlag, München 1995, ISBN 3-927984-46-9, S. 7.
  10. Die neugestaltete Würm-Reschenbach-Aue
  11. Die Mühle. In: wuermmuehle.de. Abgerufen am 19. April 2019.