Wackerow & Deter

Feldbahnfabrik und Maschinenhandlung

Wackerow & Deter betrieben von 1894 bis 1904 eine Feldbahnfabrik und eine Maschinenhandlung in Breslau mit einer Filiale in Magdeburg.[1][2] Die Vertriebsabteilungen des Unternehmens wurden von 1905 bis etwa 1926 unter dem Namen Wackerow & Co. weitergeführt.[3]

Wackerow & Deter, Feldbahnfabrik, 1. Oktober 1896
Schwimm- und Trockenbagger, Hoch- und Tiefbagger, Kies- und Sandgewinnung, 1. August 1904

Geschichte

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Wackerow & Deter

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Richard Wackerow führte spätestens ab September 1894 in der Breslauer Kaiser Wilhelmstraße 38 und spätestens ab August 1895 in der Kaiser Wilhelmstraße 15 (Ecke Sadowastraße) ein Handelsunternehmen, das auf Eisenkonstruktions- und Wellblechbauten, elektrische Beleuchtungsanlagen, Gasmotoren, Dampfmaschinen, Lokomobile, Lokomotiven und Sekundärbahnen spezialisiert war.[4][Anm. 1][5][6] Er betrieb dort mindestens bis Dezember 1895 die General-Agentur Breslau der Stahlbahnwerke Freudenstein.[7]

Im August 1897 bot Richard Schlesinger als Generalvertreter von Wackerow & Deter 62 Pfennig/m² für die Pacht der Bahnlagerplätze am Kohlenstrang.[Anm. 2][8] Im Jahr 1899 errichteten Wackerow & Deter eine Fabrik für Blechgefäße und zur Herstellung eiserner Konstruktionen in der Märkischen Straße von Breslau zwischen den beiden Bahnhöfen.[9][10] Um 1904 war das Unternehmen die schlesische Generalvertretung für Schwimm- und Trockenbagger, Hoch- und Tiefbagger für große Erdbewegungen, Bagger mit Kiessieben, Kieswäsche und Sandtransporter von Born & Schütze aus Mocker in Westpreußen.

Im August 1904 erlosch die als offene Handelsgesellschaft (OHG) organisierte Firma Wackerow & Deter, Feldbahnfabrik, Maschinen- und Baugeschäft, nachdem sie zuvor liquidiert worden war.[11][Anm. 3][12]

Wackerow & Co.

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Wackerow & Co., Breslau u. Brom­berg: Feldbahnen, Tiefbohrungen, Hand- und Dampf-Bagger sowie Lowries und Förderwagen, um 1907

Unter der Firma Wackerow & Co. GmbH war ein Teil des liquidierten Unternehmens ab 1905 in der Sadowa-Straße aktiv.[Anm. 4][13][Anm. 5][14] Das Unternehmen war in zwei Abteilungen aufgegliedert, die in Breslau und Bromberg (Bydgoszcz) sowie ab 1907 in Kattowitz (Katowice) Feldbahnen, Tiefbohrungen, Hand- und Dampf-Bagger sowie Lowries und Förderwagen vertrieben. Der Standort Kattowitz war auf die Projektierung und Lieferung von normalspurigen Anschlussgleisen spezialisiert.[15]

Im Jahr 1910 brachte die Wackerow & Co. AG den Motorpflug oder Automobilpflug System Wackerow auf den Markt.[16] Am 23. Dezember 1912 wurde das auf den Namen des Kaufmanns Richard Wackerow eingetragene mit dem Vordereck-Wohn- und -geschäftshaus bebaute 246 m² große Grundstück in der Kaiser-Wilhelm-Straße 15 durch das königliche Amtsgericht zwangsversteigert.[17] Kurz darauf, veröffentlichte die Wackerow & Co. AG am 15. Januar 1913 in Breslau eine Mitteilung gemäß § 240 Handels-Gesetz-Buch über den Verlust von mehr als der Hälfte des Aktienkapitals.[18]

Firmengründer

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Über die Geschäftsführer und Mitarbeiter des Unternehmens ist wenig überliefert. Der Kaufmann Richard Wackerow schloss sich zur Unternehmensgründung mit Otto Georg Deter zusammen, mit dem er um 1900–1903 Mitglied der Sektion Breslau des Alpenvereins war.[19][20][Anm. 6][21][22][23][Anm. 7][24]

Am 27. März 1902 wurde Richard Wackerow aus Breslau, ohne Auflistung eines Gehalts, in die Liste der Konsularbeamten der Vereinigten Staaten aufgenommen.[25][Anm. 8][26]

 
Denkmal i. d. „Guhle“, Günthersdorf

Im Sommer 1910 konstruierte er ein Denkmal zum Gedenken an die Schlacht bei Hohenfriedberg (Dobromierz), das in Güntersdorf (Godzieszówek) aufgestellt wurde. Es war ein etwa 10 Meter hoher Obelisk auf einem Sockel, an dem Gedenktafeln mit den Namen der gefallenen Offiziere angebracht waren. Der Sockel, auf dem er stand, bestand aus drei Stufen. Das Denkmal wurde am 4. Juni 1910 eingeweiht.[Anm. 9][27]

Im Februar 1911 trat der Fabrikbesitzer Richard Wackerow von seiner Funktion als Vertrauensmann der Schlesischen Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft, Sektion I zurück.[28]

Als Konsul stiftete er um 1913 für den Rudersport den Herausforderungspreis für den Schlesischen Provinz-Vierer, der nach dreimaligem Sieg (ohne Reihenfolge) eines Vereins in dessen Besitz überging.[29]

 
Richard Wackerow, als Kriegs­ge­fangener in den USA

Im Juli 1914 bildeten der Konsul a. D. Richard Wackerow und der Hauptmann a. D. Hans Walter ein Komitee, um ausländische ausgediente Soldaten aller Waffengattungen als Freiwillige für den Kriegsdienst nach Durazzo (Durrës) in Albanien zu entsenden.[30] Ein Foto aus dem Ersten Weltkrieg zeigt ihn und weitere Landsleute 1917/1918 als Kriegsgefangene vor seiner Stube in der Kaserne Nr. 1 des Internierungslagers Fort Douglas in Utah.

Produkte

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  • Feld-, Wald- und Industriebahnen zu Kauf und Miete
  • Bagger und Baugeräte
  • Wellblechbauten[31]
  • Tiefbohrungen[Anm. 10][32]
  • Straßenwalzen und Zentrifugalpumpen (insbesondere in Bromberg)[33]
  • Normalspurige Anschlussgleise (insbesondere in Bromberg und Kattowitz)[15]

Standorte

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Sadowa Straße in Breslau: Büro der Stahlbahnen- und Feldbahnfabrik Wackerow & Co., 1909[Anm. 11][34]
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Commons: Wackerow & Deter – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

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  1.  
    Posener Zeitung, 21. April 1895
    Richard Wackerow, Kaiser Wilhelmstraße 15, Ecke Sadowastraße in Breslau bot in der Posener Zeitung vom 21. April 1895 zum Verkauf oder zur Vermietung 7 gebrauchte Lokomotiven (Spurweite 600–900 mm), 73 gebrauchte Kastenkipper (1½–2 m³), 6400 m gebrauchtes Gleis in sechs unterschiedlichen Höhen, 8500 m gebrauchte Feldeisenbahn auf Stahlschwellen mit 500 und 600 mm Spurweite, 24 gebrauchte Schleppweichen, 280 gebrauchte Stahlmuldenkipper, 54 gebrauchte Waldbahnwagen, 14.000 m gebrauchte Normalschienen, 22 gebrauchte Normalweichen und 7 gebrauchte Normaldrehscheiben an.
  2. Richard Schlesingers Mitbewerber waren die Pulverfabrik Hoffmann in Nieborowitz-Hammer mit 50 Pfennig/m² für 700 Quadratmeter, Spediteur A. Schlesinger mit ebenso 50 Pfennig/m² für 350 Quadratmeter und die Eisenhandlung M. Luft mit 50 Pfennig/m² oder 123 Mark für alle Plätze.
  3. Auch bekannt als offene Handelsgesellschaft Eisenbahn-Industrie-Gesellschaft Wackerow & Co.
  4. Eine von Wackerow & Co bestellte Borsig-Lok wurde mit der Werks-Nr. 6412 fertiggestellt und am 28. März 1908 an Philipp Holzmann & Co. in Frankfurt/Main ausgeliefert. Sie ist im Eisenbahnmuseum Tuttlingen erhalten.
  5. Wackerow & Co. verkaufte die 600-mm-Maffei-Lok 2859/1908 (k.u.k. HB II b 904) an F. Spreen, Kattowitz
  6. Im Mitgliederverzeichnis des Alpenvereins sind Otto Deter und Georg Deter 1902/1903 als zwei Personen gelistet, aber der Kaufmann Otto Georg Deter aus der Breslauer Kürassierstraße 101 beantragte am 6. April 1932 13:30 Uhr ein Vergleichsverfahren.
  7. Es gab um 1914 auch eine verwandtschaftliche Beziehung: „Frau Fabrikbesitzer Margarete Deter, geb. Wackerow in Breslau, Ahornallee 19/21.“
  8. 1902 war Richard Wackerow Vizekonsul der Vereinigten Staaten.
  9. In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs wurde das Denkmal in Güntersdorf (Godzieszówek) nach 1945 gesprengt.
  10. Bei einer 1905 von der Firma Wackerow auf Rechnung der Goczalkowitzer Badeverwaltung ausgeführten Sole-Bohrung in Rudoltowitz (Rudołtowice) schoss eine über 15 Meter hohe Stichflamme aus dem 147 m tiefen Bohrloch und das Bohrgestänge wurde zum Dach hinausgeschleudert. Dabei wurden zwei Arbeiter verletzt und die Maschinen erlitten einen Totalschaden.
  11. Die Zigarrenfabrik Gebrüder Deter (GDG) wurde wohl von den Brüdern Ernst Deter und August Deter geführt.
  12. Die Kaiser-Wilhelm-Str. 36/38 war der Sitz einer Niederlassung von Theodor Flöter Gassen I.L.
  13. In der Kaiser Wilhelmstraße 48–50 und dem nahegelegenen Breslauer Vorort Schmiedefeld befanden sich außerdem das Büro und die 1899 gegründeten Werksanlagen von Smoschewer & Co. für Bau von Lokomotiven und Motor-Triebwagen, Feldbahnbau, Waggon- und Weichenbau sowie für die Herstellung von Rangieranlagen.
  14. Es gab auch eine Filiale in Berlin, an die O&K-Lok Nr. 673/1900 an „Wackerow & Co., Fil. Berlin“ geliefert wurde und die 1910 in einer Anzeige beworben wurde.

Einzelnachweise

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  1. a b Schlesisches Gewerbeblatt – Organ des Breslauer und des Schlesischen Central-Gewerbe-Vereins. 31. Mai 1893.
  2. Wackerow u. Deter, Feldbahnfabrik, Kaiser Wilhelmstr. 15, Breslau. Filiale Pionierstr. 25, Magdeburg. Feld-, Wald- und Industriebahnen zu Kauf und Miethe. Tiefbau, 2. Jan. 1897, Beilage, Jg. 10, S. 3.
  3. Wackerow u. Co. AG, Breslau, 1905-1926. Bundesarchiv R 8127/9498.
  4. Schlesisches Gewerbeblatt – Organ des Breslauer und des Schlesischen Central-Gewerbe-Vereins. 5. September 1894. S. 285.
  5. Posener Zeitung, 21. April 1895, S. 14.
  6. Schlesisches Gewerbeblatt – Organ des Breslauer und des Schlesischen Central-Gewerbe-Vereins. 21. August 1895.
  7. X.A.H. Baudorf: General-Agentur Breslau der Stahlbahnwerke Freudenstein & Co, Feld- und Industriebahnen, Complette Tertiärbahnen, Richard Wackerow, Breslau, Kaiser-Wilhelmstr. 15. Technischer Generalanzeiger für den Oberschlesischen Industrie-Bezirk, 1. Dezember 1895 (Digitalisat).
  8. Der oberschlesische Wanderer – Oberschlesische Zeitung. Gleiwitz (Gliwitze), 17. August 1897. S. 2.
  9. Errichtung einer Fabrik für Blechgefässe und zur Herstellung eiserner Constructionen Märkischerstrasse von Wackerow und Deter. 1899.
  10. Planqadrate A4 und B4 auf dem Stadtplan in Meyers Großem Konversations-Lexikon.
  11. Ostdeutsche Bauzeitung. 24. August 1904, S. 280.
  12. Ostdeutsche Zeitung, 2. Jahrgang, Nr. 44, 2. November 1904, S. 405.
  13. Jens Merte: Museal erhaltene Lokomotiven Borsig.
  14. Josef Pospichal: kuk Heeresbahn 600 mm.
  15. a b Wackerow & Co, Kattowitz, Bahnhofstr. 15, Lager Königshütter Chaussee - Feld-, Wald- und Industriebahnen, Adressbuch für die Oberschlesischen Industrie, 1912, S. 46 (Digitalisat).
  16. Albert Wolff: Beiträge zur Entwicklung und wirtschaftlichen Verwendbarkeit von Gespann-, Dampf-, Elektro- und Explosionsmotorpflügen. Ludwigs-Universität zu Gießen, 1913. S. viii und S. 43.
  17. Schlesische Zeitung, 29. Oktober 1912, fünfter Bogen.
  18. Münchner neueste Nachrichten : Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung, Theater- und Kunst-Chronik. 1913 = Jg. 66, 1 Morgen-Blatt, 5. Januar 1913.
  19. 3. Bericht der Sektion Breslau des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins über das Vereinsjahr 1900. S. 17 und 22.
  20. 4. Bericht der Sektion Breslau des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins über das Vereinsjahr 1901. S. 17 und 22.
  21. Alpenverein, Sektion Breslau 1902
  22. 6. Bericht der Sektion Breslau des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins über das Vereinsjahr 1903. S. 12 und 27.
  23. Vergleichsverfahren, Konkurse, Schuldnerverzeichnisse In: Ostdeutsche Wirtschafts-Zeitung. S. 36.
  24. Schlesische Zeitung, 5. Dezember 1914, vierter Bogen.
  25. List of Consular Officers of the United States Corrected to March 20, 1911. The American Journal of International Law, Vol. 5, No. 2, Supplement: Official Documents, April, 1911, S. 139.
  26. Handbuch für das Deutsche Reich. 1905, Reichsministerium des Innern. S. 172.
  27. Sołectwo Godzieszówek.
  28. Breslauer Kreisblatt – Amtliches Organ für den Landkreis Breslau. Jg. 79, Nr. 16, 25. Februar 1911.
  29. Sport und Jagd. Schlesische Ruderregatta. In: Schlesische Zeitung, 22. Juni 1914, S. 3.
  30. Ein Berliner Werbebüro für Albanien. In: Beilage zu Nr. 52 des Ramslauer Stadtblattes, 7. Juli 1914.
  31. Eisenkonstruktions- und Wellblechbauten. In: Schlesisches Gewerbeblatt – Organ des Breslauer und des Schlesischen Central-Gewerbe-Vereins. 17. Februar 1897.
  32. Der oberschlesische Wanderer, 27. November 1905.
  33. Wackerow & Deter, Filiale Bromberg, Bahnhofstr. 38, Feld-, Wald- und Industrie-Bahnen, Trocken- und Schwimmbagger, Straßenwalzen, Centrifugalpumpen. Der Gesellige, Nr. 147, Drittes Blatt, Graudenz, 27. Juni 1900 (Digitalisat).
  34. Tabakindustrie – Deter
  35. Schlesisches Gewerbeblatt – Organ des Breslauer und des Schlesischen Central-Gewerbe-Vereins. 5. September 1894.
  36. Albert Gieseler: Th. Flöther Maschinenbau Aktiengesellschaft. (Foto)
  37. Gesellschaft für Feldbahn-Industrie Smoschewer & Co, Breslau, Kaiser Wilhelmstraße 48–50.
  38. Smoschewer & Co., Breslau – F.W. Hofmann KG, Breslau – Budich AG, Breslau-Schmiedefeld.
  39. Eröffnung der Feldbahn-Filiale Kattowitz der Wackerow & Co, Kattowitz, Bahnhofstr. 15, Feld-, Wald- und Industrie-Bahnen zu Kauf und Miete. Ratiborer Kreisblatt, 18. April 1907 (Digitalisat), S. 117.
  40. Wackerow & Co, Kattowitz, Bahnhofstr. 15, Lager Königshütter Chaussee – Feld-, Wald- und Industriebahnen, Adressbuch für die Oberschlesische Industrie, 1912 (Digitalisat), S. 46.
  41. Gebrauchte Feldbahnen, ca. 8000 m gebrauchtes Gleis, ca. 400 gebrauchte Kippwagen haben billig abzugeben Wackerow & Deter, Feldbahnfabrik Breslau, Filiale Gleiwitz. Technischer Generalanzeiger, 1. November 1899 (Digitalisat).
  42. Roland Bude, Klaus Fricke, Martin Murray: O&K-Dampflokomotiven. Lieferverzeichnis 1892–1945. Railroadiana Verlag, Buschhoven 1978, ISBN 3-921894-00-X.
  43. Wackerow & Co AG, Breslau, Bromberg, Berlin, Kattowitz. Baugeräte wie Bagger, Gleise, Schienen, Weichen, Lokomotiven, Muldenkipper, Kastenkipper, Drehscheiben (Goczalkowitz, Jod-Bromhaltiges Soolbad, 1910).(Digitalisat)

Koordinaten: 51° 5′ 52,9″ N, 17° 1′ 55,7″ O