Wahlbitte
Eine Wahlbitte oder Postulation ist eine besondere Möglichkeit im katholischen Wahlrecht, bei der ein Wahlgremium ihre zuständige Autorität oder den Papst bittet, den gewählten Kandidaten für ein kirchliches Amt von seinem kirchenrechtlichen Hindernis zu dispensieren. Die Wahlberechtigten bitten dabei um Verleihung des Amtes unter der Befreiung des entgegenstehenden Mangels.
Ein solcher Mangel liegt zum Beispiel bei der Wahl eines Abtes vor, wenn ein von den stimmberechtigten Konventualen gewünschter Kandidat einer anderen Ordensniederlassung angehört oder in einer anderen Kongregation inkardiniert ist; in seltenen Fällen auch anderen Ordensgemeinschaften angehört.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1983 regelt die Wahlbitte in den Canones 180 bis 183 und sieht für die Rechtskraft einer Wahlbitte wenigsten zwei Drittel der Stimmen vor. Entspricht die zuständige Autorität der Wahlbitte nicht, hat das Wahlgremium eine neue Wahl oder Postulation vorzunehmen.[1]
Fallbeispiele postulierter Äbte
Bearbeiten- Konrad Schmid (1510–1558), Abt von Stift Neukloster
- Alexander a Lacu (1550–1613), Abt von Stift Kremsmünster
- Anton Wolfradt (1582–1639), Abt von Stift Kremsmünster und Fürstbischof der Diözese Wien
- Ildefons Schober (1849–1918), Erzabt der Erzabtei Beuron
- Christian Feurstein (1958–2017), Abt von Stift Rein
- Thomas Maria Freihart (* 1960), Abt des Klosters Weltenburg
- Winfried Schwab (* 1964), Abt der Abtei Neuburg
Literatur
Bearbeiten- Winfried Aymans: Kanonisches Recht. Lehrbuch aufgrund des Codex iuris canonici 1. Einleitende Grundfragen und allgemeine Normen. 13. Auflage. Schöningh, Paderborn 1991, Die Wahlbitte oder Postulation (cc. 180–183), S. 486–489.
- Johannes Paul II., Winfried Aymans (Hrsg.): Codex des kanonischen Rechtes. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis. 8. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2017, ISBN 978-3-7666-2298-3 (codex-iuris-canonici.de – can. 180–183).
- Philipp Hofmeister: Die kanonische und nichtkanonische Wahl. In: Zeitschrift für katholische Theologie. Band 77, 1955, S. 432–471.
- Matthäus Kaiser: Wahl, kanon. In: Michael Buchberger (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 2. Auflage. Band 10. Freiburg, Herder 1938, Sp. 910.
- Bruno Primetshofer: Ordensrecht. Auf der Grundlage des CIC 1983 und des CCEO unter Berücksichtigung des staatlichen Rechts der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz. 4. Auflage. Rombach, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 978-3-7930-9354-1, S. 149–152.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johannes Paul II., Winfried Aymans (Hrsg.): Codex des kanonischen Rechtes. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis. 8. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2017, ISBN 978-3-7666-2298-3 (can. 180–183).