Walter Haasler
Bernhard Walter Haasler (* 2. August 1885 in Lindicken, Kreis Insterburg, Ostpreußen; † 9. März 1976 in Wien) war ein deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer.
Familie
BearbeitenHaaslers Eltern waren der von Salzburger Exulanten stammende Gutsbesitzer Matthias Haasler und dessen Ehefrau Louise, geb. Jenet. Er war in erster Ehe kinderlos mit Frieda Schierholz verheiratet. Aus der Beziehung mit seiner langjährigen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Ernestine Anna Maria Bowe, geb. Weinstabel (1914–1982), stammt der Sohn Walter Clarence Haasler (* 1946). Daneben lebte die Tochter Elfriede Maria Bowe (* 1944) aus der ersten Ehe seiner Partnerin als Pflegekind in der Familie.[1]
Karriere
BearbeitenHaasler besuchte das Tilsiter Realgymnasium.[2] Nach dem Abitur studierte er von 1905 bis 1910 an der Technischen Hochschule Charlottenburg Bauingenieurwesen.[3][4] An dieser Hochschule wurde er im Jahr 1914 mit einer Arbeit zum Dr.-Ing. promoviert.[5][6]
Von 1910 bis 1911 unterrichtete er als Dozent an der Städtischen Gewerbeakademie in Friedberg (Hessen) in den Abteilungen für Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen und Architektur.[7] Danach arbeitete Haasler bis 1915 als Ingenieur bei der Baudeputation Hamburg.[8] Im Anschluss war er Oberingenieur für eine Reihe von Baufirmen. Während des Ersten Weltkriegs war Haasler, der an kriegswichtigen Bauten mitwirkte, vom Heeresdienst befreit.[1]
Im Jahr 1928 wurde Haasler als o. Professor an die Tongji-Universität in Jiading bei Shanghai in China berufen. Dort hatte er bis 1938 den Lehrstuhl für Wasserbau, Grundbau, städtischen Tiefbau und Strassenbau.[3][4] Daneben beriet er die chinesische Regierung in Fragen des Wasserbaus. Die Zerstörung der Hochschule im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg zwang Dozenten und Studenten zur Flucht ins Innere Chinas und setzte der Lehrtätigkeit ein Ende. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm Haasler 1939 kommissarisch den Lehrstuhl für Grundbau und Wasserstraßenbau an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren. Noch im selben Jahr habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Hannover.[1], Eine Habilitationsschrift musste er nicht einreichen, weil die TH Hannover seine bereits veröffentlichten Fachpublikationen als ausreichend zur Befähigung für selbständige wissenschaftliche Arbeit erachtete.[9] Im Jahr 1940 wurde er ordentlicher Professor für Grundbau und Wasserstraßenbau an der Technischen Hochschule Brünn.[10]
Als Haasler am Ende des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie 1945 aus Brünn flüchten musste, ließ er sich in Wien nieder. Die Suche nach einer adäquaten Anschlussbeschäftigung im deutschsprachigen Raum gestaltete sich schwierig, so bewarb sich Haasler beispielsweise 1946 erfolglos um eine Lehrtätigkeit an den Fakultäten für Bauwesen der Technischen Hochschulen Braunschweig[11][12] und Hannover.[1] Im außereuropäischen Ausland war die Expertise des Wasserbauspezialisten jedoch gefragt. Im Jahr 1949 lagen ihm Angebote als Dozent an der Fakultät für Mathematik und Physik der Universität Mérida in Venezuela[13] und für einen Lehrstuhl für Hafenbau an der Universität Alexandria in Ägypten vor.[1] Um die Ausreise zu ermöglichen, beantragte Haasler beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Innsbruck einen Reisepass. Noch im gleichen Jahr konnte er über Genua nach Ägypten reisen. Neben der ordentlichen Professur leitete Haasler im Auftrag des Kriegsministeriums ein Staudammprojekt.[13] Im Jahr 1951 wurde er ordentlicher Professor für Hafenbau und Hydraulik an der Universidad Nacional de Asunción in Paraguay.[1] Haasler kehrte 1965 mit seiner Familie, die ihn nach Ägypten und Paraguay begleitet hatte, nach Europa zurück und ließ sich in Wien nieder. An der Fakultät für Bauwesen der RWTH Aachen erhielt er eine ordentliche Professur für Hafenbau und Hydraulik.[14] 1966 wurde er emeritiert.[1]
Walter Haasler wurde auf dem Friedhof der Feuerhalle Simmering (Abt. E16, Nr. 377) bestattet.
Auszeichnung
Bearbeiten- Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Großes Verdienstkreuz (1965)[15]
Schriften
Bearbeiten- Versorgung der Kohlenlager auf Bahnhöfen. In: Organ für den Fortschritt des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung. Neue Folge, Bd. 52, C.W. Kreidel’s Verlag, Wiesbaden 1915, S. 52.
- Die Lokomotiv-Bekohlungsanlagen. Verkehrstechnische Woche und eisenbahntechnische Zeitschrift. 10. Jg. (1916/1917), Verlag W. Moeser, Berlin 1916, Nr. 40/42, S. 365–376 und Nr. 46/48, S. 411–423.
- Die Lokomotiv-Bekohlungsanlagen. Eine Kritik der bestehenden Anlagen in technischer und wirtschaftlicher Beziehung. Techn. Diss. an der Technischen Hochschule Berlin. Berlin 1914 (Verlag W. Moeser, Berlin 1917).
- Als Hochschullehrer in China. In: Der Auslandsdeutsche. Hrsg. im Auftrag des Deutschen Auslands-Instituts von Fritz Wertheimer. Jg. 15 (1932), Nr. 9/10, Karl Weinbrenner & Söhne, Stuttgart 1932, S. 237.
- Entstehung und Entwicklung von Groß-Schanghai. In: Die Bautechnik, Jg. 15, Heft 21, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1937, S. 274–278.
- Das erste Wasserbaulaboratorium Chinas. In: Die Bautechnik. Jg. 17, Heft 22, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1939, S. 305–307.
- Die Entwicklung des Wehr- und Schleusenbaus in China. In: Der Bauingenieur. Zeitschrift für das gesamte Bauwesen. Jg. 20, Verlag von Julius Springer, Berlin 1939, S. 595–600.
- Der Hafen von Alexandria. In: Hansa. Schiffahrt – Schiffbau – Häfen. Jg. 89 (1952), Schiffahrtsverlag Hansa, Hamburg 1952, S. 321–324.
Literatur
Bearbeiten- Haasler, Walter. In: Werner Schuder (Hrsg.): Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender. Neunte Ausgabe (1961). Band 1: A – N. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 1961, S. 634.
- Walter Haasler. In Pavel Šišma: Učitelé na německé technice v Brně 1849–1945. Práce z dějin techniky a přírodních věd. Vydala Společnost pro dejiny věd a techniky ve spolupráci s Výzkumným oddělením pro dějiny techniky a exaktních věd NTM v Praze. Band 2. Společnost pro dějiny věd a techniky, Praha 2004. Digitalisat
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Hochschularchiv RWTH Aachen: Personalakten der RWTH Aachen. Personalakten des wissenschaftlichen Personals. Walter Haasler (Sign. PA 2108).
- ↑ Max Seliger / Königliches Realgymnasium Tilsit (Hrsg.): Jahresbericht des Königlichen Realgymnasiums in Tilsit. Schuljahr von Ostern 1904 bis Ostern 1905. Programm Nr. 19. Otto von Mauderode, Tilsit 1905, S. 49.
- ↑ a b Pavel Šišma: Učitelé na německé technice v Brně 1849–1945. Práce z dějin techniky a přírodních věd. Vydala Společnost pro dejiny věd a techniky ve spolupráci s Výzkumným oddělením pro dějiny techniky a exaktních věd NTM v Praze. Band 2. Společnost pro dějiny věd a techniky, Praha 2004, S. 103.
- ↑ a b Pavel Šišma: Učitelé na německé technice v Brně 1849–1945. Práce z dějin techniky a přírodních věd. Vydala Společnost pro dejiny věd a techniky ve spolupráci s Výzkumným oddělením pro dějiny techniky a exaktních věd NTM v Praze. 2004, abgerufen am 20. Mai 2016 (tschechisch).
- ↑ Dissertation: Die Lokomotiv-Bekohlungsanlagen. Eine Kritik der bestehenden Anlagen in technischer und wirtschaftlicher Beziehung.
- ↑ Walter Hasler: Die Lokomotiv-Bekohlungsanlagen. Eine Kritik der bestehenden Anlagen in technischer und wirtschaftlicher Beziehung. Techn. Diss. an der Technischen Hochschule Berlin. Verlag W. Moeser (gedruckt 1917), Berlin 1914.
- ↑ Paul von Salvisberg (Hrsg.): Hochschul-Nachrichten. Band 21 (Wintersemester 1910/1911 - Sommersemester 1911). Academia, München 1910, S. 173, 246, 247, 408.
- ↑ Paul Otto / Deutscher Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine (Hrsg.): Technischer Literaturkalender. Jg. 2. Verlag von R. Oldenbourg, München / Berlin 1920, S. 239.
- ↑ Archiv der Technischen Informationsbibliothek/Universitätsarchiv Hannover, Hann. 146 A, Acc. 10/85, Nr. 7.
- ↑ Preußisches Finanzministerium (Hrsg.): Zentralblatt der Bauverwaltung. Vereinigt mit „Zeitschrift für Bauwesen“. Mit Nachrichten der Reichs- und Staatsbehörden. Jg. 60 (1940), Nr. 30/31. Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1940, S. 478.
- ↑ Thomas Stolle: Universitätsarchiv der TU Braunschweig: Akten der Hochschulverwaltung 1745–1955. Bestandsrepertorium A I. Universitätsarchiv der TU Braunschweig: Akten der Hochschulverwaltung 1745–1955. A I 12. Bewerbungen von Professoren. (I.1.35) 1945–1949. Nr. 116/117. Maschinenschriftlich, Braunschweig 1987, S. 16.
- ↑ Thomas Stolle: Universitätsarchiv der TU Braunschweig: Akten der Hochschulverwaltung 1745–1955. Bestandsrepertorium A I. Universitätsarchiv der TU Braunschweig: Akten der Hochschulverwaltung 1745–1955. A I 12. Bewerbungen von Professoren. (I.1.35) 1945–1949. Nr. 116/117. 1986, abgerufen am 20. Mai 2016.
- ↑ a b Gerald Steinacher: Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen. Fischer, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-596-18497-2, S. 289–290.
- ↑ Deutsches Universitäts-Handbuch (BRD + DDR). Universitäten Aachen - Hannover. Ausgabe 1969/70. Consultverlag, München 1969, S. 4.
- ↑ Bundesminister der Justiz (Hrsg.): Bundesanzeiger vom 12. Januar 1966. Jg. 18, Nr. 7. Verlagsanzeiger Bundesanzeiger-Verlag, Bonn 1966, S. 1.
Personendaten | |
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NAME | Haasler, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Haasler, Bernhard Walter (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 2. August 1885 |
GEBURTSORT | Lindicken, Ostpreußen |
STERBEDATUM | 9. März 1976 |
STERBEORT | Wien, Österreich |