Walter Jenson
Walter (Walther Friedrich Wilhelm) Jenson (* 19. Dezember 1902 in Berlin; † 19. Dezember 1952 in Berlin) war ein deutscher Musiker, Komponist, Arrangeur und Orchesterleiter der Jazz- und Unterhaltungsmusik.
Leben
BearbeitenJenson war ein Sohn des Berliner Lithographen und Kunstmalers Friedrich Wilhelm Jenson (1873–1934) und dessen Ehefrau Charlotte Christiane, geb. Müller. Er studierte Kompositions- und Harmonielehre am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Sein Hauptinstrument war die Trompete. Er ist später der deutsche Harry James genannt worden. Seine musikalische Prägung erfuhr er durch die Swing-Ära. Er arbeitete unter anderem mit den Textern Hans G. Orling[1] und Leo Breiten[2], den Sängerinnen Evelyn Künneke[3], Rita Paul (seit 1945 im Crusader Club[4] in Hamburg) und Gloria Astor[5], den Sängern Peter Rebhuhn (seit 1945), Bully Buhlan, Detlev Lais, Peter Cornehlsen[6], Werner Stüvecke[7], Bernd Golonsky[8] und Werner Schöne sowie dem Klarinettisten Baldo Maestri[9]. Ab 1947 arbeitete er ebenfalls als Arrangeur u. a. für das von Michael Jary 1945 gegründete Berliner RBT-Orchester (Leitung: Horst Kudritzki und Erwin Lehn) und für das Orchester von Kurt Widmann[10]. Horst Kudritzki und Gloria Astor waren auch die Trauzeugen bei der Hochzeit in zweiter Ehe von Walther Jenson mit Adelheid Neander (* 18. August 1923 – † 3. September 2019) im Oktober 1947 in Berlin und ist mit ihr Vater einer Tochter. Im Jahr 1950 übernahm Walther Jenson (neben Jean Kurt Forest) die Leitung des neu gegründeten Tanz- und Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks und gründete parallel dazu sein eigenes Orchester aus Mitgliedern dieses Orchesters. Er nahm neben Fremdkompositionen eigene Kompositionen auf, zum Beispiel Spanischer Marsch, Die Fahrt ins Blaue und Du sollst mein Mascottchen sein. Seine Kompositionen – bei denen sich der Musiker und Sänger Paul Kuhn in damaliger Zeit noch ein Zubrot als Notenkopist verdienen musste – und die Orchester-Einspielungen wurden vorwiegend für das Amiga-Label, aber auch für Eterna, Radiophon (R 690/47a), Odeon (O-31790) und Columbia (DW 4949) aufgenommen und veröffentlicht.
In der Zeit des Nationalsozialismus stand Jenson 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[11]
Walther Jenson starb an seinem fünfzigsten Geburtstag an den Spätfolgen einer Verletzung, die er sich im Januar 1919 während des Spartakusaufstands zugezogen hatte. Beerdigt wurde er auf dem Friedhof Weißensee.
Kompositionen (Auszug)
Bearbeiten- Die Fahrt ins Blaue auf Amiga-CD: Sweet and Swinging - Die populärsten Orchester (Amiga 1947–2007; SONY BMG)
- Jimmy Lunceford auf Amiga-Schellackplatte
- Rhythmische Studie Nr. 14 auf Amiga-Schellackplatte
- Kleiner Boy aus Portorico auf Amiga-Schellackplatte
- Swing Promenade auf Amiga-Schellackplatte
- Zwei Minuten in Harlem auf Amiga-Schellackplatte
- Amiga-Swing auf Amiga-Schellackplatte
- Du sollst mein Mascottchen sein (W. Jenson/G. Schumann) auf Amiga-Schellackplatte
- Ein zärtliches Lied, Langsamer Foxtrot, Text: Leo Breiten, Capriccio-Musikverlag GmbH, Berlin, 1948
- Silberner Mond, Lied und Beguine, Text: H. G. Orling, Maestro Internationaler Musik- & Bühnenverlag, Berlin, 1951
- Ach-Herrjeh, Carioca, Klavierpartitur, Text: H. G. Orling, Dt. Film-Verlag, Berlin, 1951
Literatur
Bearbeiten- Mathias Brüll: Jazz auf AMIGA. Die Jazz-Schallplatten des AMIGA-Labels von 1947 bis 1990. Pro Business, Berlin 2003, ISBN 3-937343-27-X
- Werner Sellhorn: Jazz – DDR – Fakten. Interpreten, Diskographien, Fotos, CD. Neunplus 1 Edition Kunst, Berlin 2005, ISBN 3-936033-19-6
- Bernd Meyer-Rähnitz, Frank Oehme, Joachim Schütte: Die "Ewige Freundin" - Eterna und Amiga; Die Discographie der Schellackplatten (1947 - 1961), Albis International Bibliophilen-Verlag, Dresden-Ústí 2006, ISBN 80-86971-10-4
- Siegfried Trzoß: Schlagergeschichte(n) des Ostens, Band 1. 1945–1965 (Taschenbuch) Seite 13–14, aperçu Verlagsgesellschaft, Berlin 2007, ISBN 3-938810-02-5
- Jürgen Wölfer: Jazz in Deutschland. Das Lexikon. Alle Musiker und Plattenfirmen von 1920 bis heute. Hannibal, Höfen 2008, ISBN 978-3-85445-274-4 (mit über 100 Seiten Amiga Diskographie im Anhang).
- Karlheinz Drechsel: Liner Notes zu Jazz auf Amiga 1947-1962 (Amiga 850 852, Berlin 1981)
- Siegfried Schmidt-Joos: Die Stasi swingt nicht, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2016, ISBN 978-3954627615
Weblinks
Bearbeiten- Jensons Geburtsanzeige im Standesamt Berlin von 1902
- Kompositionen und Orchestereinspielungen in der Deutschen National-Bibliothek
- Liner Notes zur Amiga-LP Jazz auf Amiga 1947-1962
- Liner Notes zur Amiga-CD Sweet and Swinging (2007)
- Spanischer Marsch mit dem Orchester Walter Jenson auf YouTube
- Das RBT-Orchester spielt die Jenson-Komposition: "Zwei Minuten in Harlem" auf YouTube
- Regina-Plattenlabel: "Harlem Swing" (Amiga-Matrize 551), Komposition von 1947: Zwei Minuten in Harlem
- Label aller Schellackplatten von 1947 bis 1952 (Stand: 2017)
- Schellack-Musterplatte der Komposition: Rhythmische Studie Nr.14, Lied der Zeit GmbH, Berlin 1947
- Das RBT-Orchester spielt Jensons Komposition von 1948, Kleiner Boy aus Portorico (Rumba Bianca) auf YouTube
- Text und Klaviernoten von Kleiner Boy aus Portorico, Capriccio-Musikverlag, Berlin 1948
- Text und Noten für Akkordeon von Kleiner Boy aus Portorico, in Bunte Noten, Capriccio-Musikverlag, Berlin 1948
- Text und Noten für Akkordeon von Ein zärtliches Lied, in Bunte Noten, Capriccio-Musikverlag, Berlin 1948
- Kommentar im 2. Frebruarheft 1948 der Zeitschrift für Musik und Tanz "vierViertel", Capriccio-Musikverlag, Berlin, 1948
- Catalog of copyright entries, Published Music, Library of Congress. Copyright Office, Washington 1951
- Georg Plathe: Interview auch zu W. Jensons Dirigentenstatus im Jahr 1950; aus Siegfried Trzoß´ Schlagergeschichte(n) des Ostens, Band 1. 1945-1965, Berlin 2007
- Eterna-Plattenlabel der Orchestereinspielung Helgolandlied und Friesenlied v. Müller-Grählert, Berlin 1952
- BlueSong-Plattenlabel von 1981 - Jenson-Kompositionen: Titel-Nr. 3,4,6 + 7
- Forumsbeitrag (2011-2013) auf Grammophonplatten,de (archive.is)
- Liste der Kompositionen und Orchestereinspielungen auf YouTube
- Walter Friedrich Wilhelm Jenson in der Datenbank Find a Grave
- Walter Jenson bei Discogs
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/649719-Hans-Orling/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/705828-Leo-Breiten/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/484762-Evelyn-K%C3%83%C2%BCnneke/images
- ↑ http://mediasvc.ancestry.com/image/8407fd5f-3448-44a3-a320-fcb766c5f137.jpg?Client=Trees&NamespaceID=1093
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/712963-Gloria-Astor/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/1668646-Peter-Cornehlsen/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/1661179-Werner-St%C3%83%C2%BCvecke/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/1409148-Bernd-Golonsky/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/317327-Baldo-Maestri/images
- ↑ https://www.discogs.com/de/artist/2411780-Kurt-Widmann/images
- ↑ Jenson, Walter. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 439
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jenson, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Jenson, Walther Friedrich Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker, Komponist und Arrangeur |
GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1902 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 19. Dezember 1952 |
STERBEORT | Berlin |