Wasserkraftwerk (Włocławek)

Laufwasserkraftwerk in Polen

Das Wasserkraftwerk in Włocławek ist das größte Laufwasserkraftwerk in Polen,[1] mit dem an der Weichsel der Stausee Jezioro Włocławskie entstand. Zuerst sollte dieses Wasserkraftwerk ein Teil einer Kaskade an der unteren Weichsel sein, aber die anderen Staudämme wurden nicht gebaut.

Wasserkraftwerk (Włocławek)
Wasserkraftwerk auf der westlichen Seite
Wasserkraftwerk auf der westlichen Seite
Wasserkraftwerk auf der westlichen Seite
Lage
Wasserkraftwerk (Włocławek) (Kujawien-Pommern)
Wasserkraftwerk (Włocławek) (Kujawien-Pommern)
Koordinaten 52° 39′ 23″ N, 19° 8′ 2″ OKoordinaten: 52° 39′ 23″ N, 19° 8′ 2″ O
Land Polen
Ort Włocławek
Gewässer Weichsel
Gewässerkilometer km 674,850
f1
Kraftwerk

Eigentümer Energa OZE SA
Bauzeit 1962–1970
Technik

Ausbaudurchfluss 2190 m³/s m³/s
Regelarbeitsvermögen 22,8 Millionen kWh/Jahr
Sonstiges

Website https://energa-oze.pl/obiekty/elektrownie-wodne-duze/19959/wloclawek
Stand 2021

Geschichte

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Die Staustufe wurde in den Jahren 1962–1970 gebaut.[2] Das Wasserkraftwerk in Włocławek wurde zuerst von dem Zespół Elektrowni Wodnych Okręgu Północnego in Straszyn verwaltet. 1973 wurde das Rejon Elektrowni Wodnych Włocławek (REWW) gegründet. 1976 wurde das REWW wieder aufgelöst und das Wasserkraftwerk wurde von dem Stromversorgungsunternehmen Zakład Energetyczny Toruń übernommen. Am 1. März 1998 wurde das Unternehmen Elektrownia Wodna we Włocławku sp. z o.o. (deutsch: Wasserkraftwerk in Włocławek GmbH)[3] gegründet, das offiziell bis zum 12. März 2013 existierte. Nach jahrelangen zahlreichen Restrukturierungsprozessen der Gesellschaften des Energiekonzerns Energa wurde für das Wasserkraftwerk in Włocławek die Tochtergesellschaft Energa Wytwarzanie SA zuständig.[4][1]

Technische Daten

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  • Fluss: Weichsel
  • Gewässerkilometer: 674,850
  • Bauzeit: 1962–1970
  • Stauwerk-Höhenlage: 57,30 m ü. Meer
  • Durchschnittliche Fallhöhe: 8,80 m
  • Anzahl der Hydrogeneratoren: 6
  • Turbinentyp: Kaplan-Turbinen
  • Installierte Leistung: 160,2 MW
  • Installierte Durchflussmenge: 2190 m³/s
  • Durchschnittliche Stromproduktion: 739 GWh/a

Technische Probleme

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Nach dem Bau der Staustufe und des gesamten Wasserkraftwerks im Jahr 1970 wurde die Betriebszeit des Staudamms für 10–15 Jahre vorgesehen. In dieser Zeit sollten an der unteren Weichsel weitere Staudämme (Wasserkraftwerke) gebaut werden. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme mangelte es am Geld, um die restlichen Kraftwerke zu bauen. Der Staudamm steht also bis heute allein, obwohl sich sein technischer Zustand verschlechtert.

Erst Anfang der 1990er Jahre machte man auf das Zustandsproblem des Staudamms Aufmerksam. Es wurden dann die ersten Berichte veröffentlicht, die besagten, dass die Struktur kippen und eine große Katastrophe verursachen könnte. Um den Einsturz des Staudamms zu verhindern und die veraltete Konstruktion zu entlasten, wurde geplant, in Nieszawa ein Wasserkraftwerk zu errichten.[5] 2012 wurde beschlossen, auf diesen Standort zu verzichten und einen zusätzlichen Staudamm (Wasserkraftwerk) bei Kilometer 708 der Weichsel in Siarzewo zu erbauen.[6]

Die Umbauten und Renovierungen des Staudamms in Włocławek kosteten 115 Millionen Złoty und wurden nach 3 Jahre dauernden Bauarbeiten im Jahr 2015 beendet. Dies löste jedoch das Problem der Flussbetterosion entlang der Weichsel nicht.[7][8] Der Bau einer zusätzlichen Staustufe in Siarzewo hat noch nicht begonnen. Im Jahr 2017 wurde davon ausgegangen, dass die Bauarbeiten im Jahr 2020 beginnen könnten, sofern alle erforderlichen Verwaltungsentscheidungen getroffen würden. Dann sei eine Fertigstellung im Jahr 2025 möglich.[9] Nicht alle Wissenschaftler befürworteten das Bauprojekt der neuen Staustufe.[10][11][12] Erst am 10. Oktober 2023 beschloss der polnische Ministerrat im Rahmen des Mehrjahresprogramms „Bewirtschaftung der Unteren Weichsel“ den Bau der Staustufe bei Siarzewo mit Schleuse sowie Wasserkraftwerk bis 2032 und stellte dafür Investitionsmittel von 7,5 Milliarden Złoty bereit. Als Investor soll der Staatliche Wasserwirtschaftsbetrieb Polnische Gewässer (Państwowe Gospodarstwo Wodne Wody Polskie) auftreten.[13]

Bau des Wasserkraftwerks und sein Einfluss auf die Umwelt

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Der Stausee wurde auf dem Gelände eines ehemaligen natürlichen Flusssystems gebaut, das immer noch an der Weichsel zwischen Wyszogród und Płock zu finden ist. Die Überschwemmung dieses Teils des Flusses führte zum Verlust vieler wertvoller Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren in dieser Umgebung.

In Folge des Baus des Wasserkraftwerks kam die Wanderung der anadromen Fische das Weichsel-Becken hinauf fast völlig zum Erliegen. Der Bau der Fischtreppe beim Staudamm hat dieses Phänomen aus mehreren Gründen nicht verhindert. Während des letzten Umbaus des Staudamms wurde auch die Fischtreppe umgebaut. Laut der für ihren Betrieb zuständigen Person funktioniert sie viel besser als die alte Konstruktion. Ein Computersystem scannt, kontrolliert und registriert alle durchschwimmenden Fische und sammelt die Daten über ihre Menge und Art.[14] Außer negativen Auswirkungen des Baus gibt es auch positive Umweltveränderungen für das Gelände um den Staudamm. Die Stauanlage verbesserte die Wasserversorgung von Gebieten mit geringem Niederschlag. Es wird allgemein angenommen, dass die Energie aus dem Staudamm sauber ist, weil sie keine Gift- oder Treibhausgase emittiert.

Laut einigen für den Umweltschutz kämpfenden Aktivisten (u. a. Adam Wajrak),[15] ist der Staudamm jedoch nicht ökologisch. Einige behaupten auch, dass das Wasserkraftwerk in Włocławek hinsichtlich der Treibhausgasemissionen erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat, da es aufgrund einer Menge an organischer Substanz im Speicher etwa 400 mg/m² Methan pro Tag emittiert.[16]

 
Staudamm – Gesamtansicht

Umbau der Fischtreppe

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Im Jahr 1970, ein Jahr nach dem Ende des Staudammbaus, wurde eine aus 33 Kammern bestehende Fischtreppe mit einem Durchfluss von 0,935 m³/s in Betrieb genommen.[17] Die Forschungen in den Jahren 1971–1974 zeigten, dass Fische die Treppenstufe überschreiten können, jedoch ist die Anzahl der die Fischtreppe verwendenden Meerforellen im Verhältnis zur Größe der Herde unverhältnismäßig gering. Der Zustand der Fischtreppe hat sich im Laufe der Zeit verschlechtert. In den ersten zwei Jahren ihres Betriebs verursachte die Tiefenerosion des Flussbetts die Bodensenkung um 2,5 m. Die Situation sollte durch eine am Eingang zur Fischtreppe errichtete Steinschwelle, die die Erosion stoppen soll, verbessert werden. Die Forschungen aus den Jahren 1998–2004 zeigten aber, dass diese Lösung den Zugang zur Fischtreppe verschlechtert hat. Infolgedessen konnten nur 3,5 % der Fische, die in die Fischtreppe hineingingen, diese völlig durchschwimmen.

2014 wurde die Fischtreppe umgebaut, was laut Wasserwirtschaftsbehörde die Migration von Meerforellen und Zährten verbesserte.[18] Die neue Fischtreppe besteht aus 60 Kammern, einem Durchfluss von 0,59 m³/s und einer Neigung zwischen den Kammern von 0,22 m (zum Vergleich betrug die Neigung in der alten Fischtreppe 0,4 m).

Fischmonitoring

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Zum Monitoring der Fischmigration wurden entsprechende Geräte installiert. Eines davon ist das in der 49. Kammer installierte Fischmessgerät Riverwatcher, das aus zwei parallel zueinander hingestellten Platten besteht. Sie senden oder empfangen Infrarotlichtstrahlen. Ein zwischen den Platten durchschwimmender Fisch kreuzt die Lichtstrahlen. Daher ist seine Form bekannt. Das Messgerät ist auch mit einer Kamera ausgestattet. Das zweite Überwachungsgerät ist eine Fischfalle, die in der 60. Kammer installiert ist. Die Fischtreppe ist zusätzlich mit einer Rohrleitung ausgestattet, die Fische in die Fischfalle lockt. Um die korrekten Migrationsbedingungen zu gewährleisten, sollte die Fischtreppe gemäß den „Anweisungen für die Nutzung der Fischtreppe auf der Staustufe in Włocławek“ betrieben werden.

Für den ordnungsgemäßen Betrieb der Fischtreppe ist Folgendes erforderlich:

  • ständige Überprüfung des Wasserstandes in den Wasserstandsmessern,
  • Steuerung der Wassereingangspunkte in die Fischtreppe,
  • Steuerung des Wassereingangs in die anlockende Rohrleitung,
  • Steuerung der Strukturteile innerhalb der Fischtreppe.

Einzelnachweise

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  1. a b Energa Wytwarzanie SA: Działalność firmy. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2015; abgerufen am 13. August 2015 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energa-wytwarzanie.pl
  2. Energa Wytwarzanie SA: Elektrownia Włocławek. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2015; abgerufen am 13. August 2015 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energa-wytwarzanie.pl
  3. Energa Wytwarzanie SA: Zarządzanie obiektami. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2015; abgerufen am 13. August 2015 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energa-wytwarzanie.pl
  4. Energa Wytwarzanie SA: Historia. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2015; abgerufen am 13. August 2015 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energa-wytwarzanie.pl
  5. Krzysztof Kowalski, Przegrodzona Wisła próbuje odzyskać swobodę, „Rzeczpospolita”, nr 121 z 26 V 2010 r., s. A16-A17.
  6. Jest lokalizacja nowej tamy na Wiśle. Abgerufen am 22. November 2012 (polnisch).
  7. Włocławek: koniec remontu zapory na Wiśle. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juli 2016; abgerufen am 27. Juli 2016 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wiadomosci.onet.pl
  8. Marek Ledwosiński: Po 3 latach zakończył się remont tamy na Wiśle we Włocławku. Archiviert vom Original am 26. Juli 2016; abgerufen am 27. Juli 2016 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiopik.pl
  9. Maciej Wilkowski: Porozumienie ws. budowy stopnia wodnego Siarzewo podpisane. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2017; abgerufen am 5. Dezember 2017 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiopik.pl
  10. Aleksandra Szyłło. Tama w Nieszawie to wyrok śmierci dla Wisły. Abgerufen am 13. März 2018 (polnisch).
  11. Robert Jurszo: Nowa tama na Wiśle zagraża nawet Bałtykowi. Szyszko już zadecydował o budowie, choć nie ma zgody RDOŚ. Archiviert vom Original am 6. März 2018; abgerufen am 6. März 2018 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/oko.press
  12. Tomasz Ciechoński. Ekolog: Budujmy tory, a nie tamę. „Gazeta Wyborcza (Toruń)”. Nr 174 (8781), s. 2, 27. Juli 2016. Grzegorz Giedrys (redaktor prowadzący). Warszawa / Toruń: Agora SA. ISSN 0860-908X (pol.).
  13. Adrian Andrzejewski: Polnische Regierung nimmt das Programm „Bewirtschaftung der Unteren Weichsel“ an. In: „Würde“ („Godność“) bei Dignity News. Stiftung für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, Warschau, 11. Oktober 2023, abgerufen am 5. November 2023.
  14. Materiał CW 24tv Justyny Iwanickiej i Krystiana Kocanowskiego Tak funkcjonuje monitoring ryb na włocławskiej tamie
  15. Adam Wajrak, Cały naród buduje dla Energi, [w:] „Gazeta Wyborcza”, nr 298 z 21 grudnia 2012 r., s. 32.
  16. Adriana Trojanowska, Marta Kurasiewicz, Łukasz Pleśniak, Mariusz Orion Jędrysek. Emission of methane from sediments of selected Polish dam reservoirs (Memento des Originals vom 30. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pan-ol.lublin.pl. „Teka Komisji Ochrony i Kształtowania Środowiska Przyrodniczego – OL PAN”. 6, s. 368–373, 2009 (eng.).
  17. Piotr Dębkowski. Migracja ryb przepławką na stopniu wodnym we Włocławku w 2015 roku.. „Komunikaty rybackie”. Nr 4(153)/2016, s. 1-7, 04.2016. Instytut Rybactwa Śródlądowego w Olsztynie
  18. Tomasz Pokropski, Monitoring migracji ryb przez przepławkę na stopniu wodnym we Włocławku w 2016 roku.,