Wassili Iwanowitsch Ignatenko
Wassili Iwanowitsch Ignatenko (russisch Василий Иванович Игнатенко, belarussisch Васіль Іванавіч Ігнаценка Wassil Iwanawitsch Ihnazenka, ukrainisch Василь Іванович Ігнатенко Wassyl Iwanowytsch Ihnatenko; * 13. März 1961 in Spjaryschscha, Weißrussische SSR, Sowjetunion; † 13. Mai 1986 in Moskau, Sowjetunion) war ein belarussischer Feuerwehrmann und Liquidator bei der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl.
Kyrillisch (Ukrainisch) | |
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Василь Іванович Ігнатенко | |
Transl.: | Vasylʹ Ivanovyč Ihnatenko |
Transkr.: | Wassyl Iwanowytsch Ihnatenko |
Kyrillisch (Russisch) | |
Василий Иванович Игнатенко | |
Transl.: | Vasilij Ivanovič Ignatenko |
Transkr.: | Wassili Iwanowitsch Ignatenko |
Kyrillisch (Belarussisch) | |
Васіль Іванавіч Ігнаценка | |
Transkr.: | Wassil Iwanawitsch Ihnazenka |
Leben
BearbeitenIgnatenko kam im Dorf Spjaryschscha (Спярыжжа) im Rajon Brahin der belarussischen Homelskaja Woblasz zur Welt.
Nachdem er die Berufsschule für Funktechnik in Homel absolviert hatte, arbeitete er zunächst in Babrujsk und wurde nach einiger Zeit in die Sowjetarmee eingezogen, wo er bei der Feuerwehr in Moskau diente. Nach seinem Wehrdienst wollte er bei der Feuerwehr in Tschernihiw anfangen, wurde jedoch nicht eingestellt und wurde daher Feuerwehrmann in der ukrainischen Stadt Prypjat.[1]
Dort hatte er als Kommandeur der Abteilung der 6. unabhängigen paramilitärischen Feuerwehr zum Schutz der Stadt Pripjat[2] am 26. April 1986 Wachdienst und war für den vierten Reaktorblock des Kernkraftwerk Tschernobyl zuständig. Nach der Havarie im Kernkraftwerk um 1:24 Uhr war er einer der ersten, der in das radioaktive Feuer ging.[3] Als er um 1:35 Uhr am Kernkraftwerk ankam, organisierte er das Personal für den Einsatz. Er selbst arbeitete bis 4:00 Uhr morgens[4] in großer Höhe, bei hohen Temperaturen und starkem Rauch, womit er seiner Mannschaft als Beispiel diente.[2]
Bei diesem Einsatz zog er sich eine Strahlendosis von 6 Sv zu[4], weshalb er am 27. April in die sechste Klinik des Moskauer Instituts für Biophysik eingeliefert wurde. Er litt an einem äußerst schweren Grad der Strahlenkrankheit, weshalb am 2. Mai eine Knochenmarkstransplantation durchgeführt wurde, die jedoch erfolglos blieb. Er starb 25-jährig in Moskau und wurde, wie auch seine fünf ukrainischen Kameraden, die mit ihm im Einsatz waren und ebenfalls verstarben, auf dem Mitinskoje-Friedhof (Митинское кладбище) in Moskau bestattet. Der Oberfeldwebel des Innendienstes und Sportmeister der UdSSR[5] hinterließ eine schwangere Frau.[3]
Rezeption
BearbeitenIgnatenkos Witwe Ljudmila Ignatenko erzählte seine Geschichte der Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, die diese in ihrem Buch „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ verarbeitete. Dieses diente dem luxemburgischen Regisseur Pol Cruchten 2016 als Grundlage für einen Dokumentarfilm. Ignatenkos letzte Lebenstage wurden zudem in der Fernsehserie Chernobyl thematisiert,[6] in der Wassili Ignatenko von Adam Nagaitis und Ljudmila Ignatenko von Jessie Buckley dargestellt wird.[7]
Ehrungen
Bearbeiten- Am 21. April 2006 wurde ihm posthum der Titel Held der Ukraine verliehen.[8]
- Rotbannerorden (25. September 1986, posthum)[9]
- Orden des Präsidenten der Ukraine „Für Tapferkeit“ (Präsidialerlass Nr. 346/96 vom 8. Mai 1996)[9]
- In Brahin wurde ihm zu Ehren auf dem zentralen Platz der Ortschaft ein Denkmal errichtet.[10][11]
- In der belarussischen Hauptstadt Minsk wurde ihm zum Gedenken eine Straße benannt.[5]
Weblinks
Bearbeiten- Zwei Geschichten in zwei Museen – Zu Besuch bei den Tschernobyl-Ausstellungen in Bragin und Chojniki auf mediachernobyl
- Lyudmilla Ignatenko, Ehefrau des verstorbenen Feuerwehrmanns Wassili Ignatenko. Stimmen aus Tschernobyl: Die mündliche Geschichte einer Atomkatastrophe von Swetlana Alexiewitsch (englisch)
- Герой „Чернобыля“: мать пожарного Василия Игнатенко о том, каким он был в жизни (Held von „Tschernobyl“: Die Mutter des Feuerwehrmanns Wassili Ignatenko über seine Lebenssituation), BBC vom 5. Juni 2019 (russisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Lyudmila Ignatenko: Leben im Schatten der Katastrophe von Tschernobyl ( vom 23. Juli 2019 im Internet Archive) auf dtf.ru; abgerufen am 9. August 2019 (russisch)
- ↑ a b Liquidatoren ( vom 29. Juni 2019 im Internet Archive) auf der Webseite des Kernkraftwerks Tschernobyl; abgerufen am 9. August 2019 (ukrainisch)
- ↑ a b Im Schatten des Reaktors - Der ins Feuer steigt ( vom 9. August 2019 im Internet Archive) in OWEP 2/2004; abgerufen am 9. August 2019
- ↑ a b Liquidatoren Ігнатенко Василь auf der Webseite des Nationalen Tschornobyl-Museum in Kiew; abgerufen am 12. März 2021 (ukrainisch)
- ↑ a b Ignatenko-Straße in Minsk ( vom 30. Juli 2019 im Internet Archive) auf vulica.by; abgerufen am 9. August 2019 (russisch)
- ↑ 'CHERNOBYL' HBO CAST: WHO PLAYS A REAL PERSON? THEIR TRUE STORY COUNTERPARTS REVEALED ( vom 23. Oktober 2019 im Internet Archive) auf newsweek.com; abgerufen am 9. August 2019 (englisch)
- ↑ Василий Игнатенко. Герой Чернобыля. 12. April 2016, abgerufen am 20. März 2023 (russisch).
- ↑ Dekret des Präsidenten der Ukraine ( vom 2. Januar 2020 im Internet Archive) Nr. 328/2006 vom 21. April 2006; abgerufen am 9. August 2019 (ukrainisch)
- ↑ a b Helden der Ukraine ( vom 23. August 2019 im Internet Archive) auf ukrgeroes.com.ua; abgerufen am 9. August 2019 (ukrainisch)
- ↑ Die Helden von Tschernobyl auf handelsblatt.com vom 25. April 2006; abgerufen am 9. August 2019
- ↑ Die Helden von Tschernobyl, Deutsche Welle vom 25. April 2006; abgerufen am 9. August 2019
Personendaten | |
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NAME | Ignatenko, Wassili Iwanowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Игнатенко, Василий Иванович (russisch); Ігнаценка, Васіль Іванавіч (belarussisch); Ігнатенко, Василь Іванович (ukrainisch) |
KURZBESCHREIBUNG | belarussischer Feuerwehrmann und Liquidator bei der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl |
GEBURTSDATUM | 13. März 1961 |
GEBURTSORT | Spjaryschscha, Weißrussische SSR, Sowjetunion |
STERBEDATUM | 13. Mai 1986 |
STERBEORT | Moskau, Sowjetunion |