Wedeno

Dorf in Wedenski rajon, Russland

Wedeno (russisch Ведено́; tschetschenisch Ведана) ist ein Dorf (selo) in der Republik Tschetschenien in Russland mit 3186 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Dorf
Wedeno
Ведено (russisch)
Ведана (tschetschenisch)
Föderationskreis Nordkaukasus
Republik Tschetschenien
Rajon Wedenski
Bevölkerung 3186 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 730 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 87131
Postleitzahl 366330
Kfz-Kennzeichen 20, 95
OKATO 96 204 810 001
Website vedeno-sp.ru
Geographische Lage
Koordinaten 42° 58′ N, 46° 6′ OKoordinaten: 42° 58′ 15″ N, 46° 6′ 0″ O
Wedeno (Europäisches Russland)
Wedeno (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Wedeno (Republik Tschetschenien)
Wedeno (Republik Tschetschenien)
Lage in Tschetschenien

Geographie

Bearbeiten

Der Ort liegt im nördlichen Teil des Großen Kaukasus etwa 50 km Luftlinie südöstlich der Republikhauptstadt Grosny, etwa 12 km von der Grenze zur Nachbarrepublik Dagestan entfernt. Er befindet sich zwischen dem Fluss Chulchulau und seinem linken Zufluss Achkitschu im Flusssystem des Terek. Im Süden erhebt sich der Khoroch-Kamm über dem Dorf mit dem gleichnamigen Gipfel.

Das Klima ist feucht und gemäßigt und wird durch die Nähe des kaukasischen Hauptkamms bestimmt. Der Berg Gorgo-Irzou liegt südwestlich des Dorfes. Die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur beträgt +9,0 °C und reicht von durchschnittlich +21,5 °C im Juli bis durchschnittlich −4,0 °C im Januar. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt ca. 600 mm.

Wedeno ist Verwaltungszentrum des Rajons Wedenski sowie Sitz der Landgemeinde Wedenskoje selskoje posselenije, zu der außerdem die drei Dörfer Eschilchatoi (4 km westlich), Neftjanka (2 km südwestlich des Zentrums) und Oktjabrskoje (nordwestlich anschließend) gehören. Südöstlich schließt nahtlos das Dorf Dyschne-Wedeno an, das mehr Einwohner als das Rajonzentrum hat und eine eigenständige Gemeinde bildet.

Geschichte

Bearbeiten

Das Gründungsjahr des tschetschenischen Auls Wedana ist unbekannt; der Name ist vom tschetschenischen Wort für eine ebene Fläche hergeleitet, hier in Bezug auf die Lage an einer breiten, flachen Stelle des Flusstals. Bedeutung erlangte der Ort im Kaukasuskrieg 1817–1864 als letzte Hauptstadt des ab 1829 bestehenden Nordkaukasischen Imamats, ab 1834 unter Imam Schamil. Die Erstürmung von Wedeno durch russische Truppen im April 1859 bedeutete das faktische Ende des Imamats.

Ab 1860 gehörte der Ort zur Oblast Terek, zunächst zu dessen Okrug Grosny, anfangs mit dem Status einer Befestigung (ukreplenije), der zivile Teil später als Sloboda. 1905 wurde Wedeno zum Sitz eines eigenständigen Okrugs.

Von September 1919 bis März 1920 war es die Hauptstadt des Nordkaukasischen Emirats – ein islamischer Staat, der auf dem Territorium von Tschetschenien und West-Dagestan vom Avar-Scheich Uzun-Khadzhi proklamiert wurde.

Nach Errichtung der Sowjetmacht in der Region wurde Wedeno Verwaltungssitz eines nach ihm benannten Rajons, zunächst im Bestand des Tschetschenischen Nationalkreises (Nationalokrugs) der Sowjetischen Gebirgsrepublik, dann ab 30. November 1922 der Tschetschenischen Autonomen Oblast, ab 15. Januar 1934 der Tschetscheno-Inguschischen Autonomen Oblast und schließlich ab 5. Dezember 1936 der Tschetscheno-Inguschischen ASSR. In der Periode der Deportation der gesamten tschetschenischen Bevölkerung aus der Region und der Aufhebung der tschetscheno-inguschischen Autonomie von 1944 bis 1957 gehörten Ort und Rajon zur Dagestanischen ASSR.

Während der Tschetschenienkriege ab 1994 war Wedeno als eine der größten relativ weit im gebirgigen Teil der Republik gelegenen Ortschaften erneut wiederholt umkämpft. Im Ersten Tschetschenienkrieg wurde Wedeno von russischen Truppen am 3. Juni 1995 eingenommen, im Zweiten Tschetschenienkrieg nach zweimonatigen, verlustreichen Kämpfen am 11. Januar 2000. Im August 2001 kam es zu einem Angriff der Separatisten auf die russische Kommandantur im Ort, im März 2006 zu Kämpfen zwischen OMON-Kräften und Separatisteneinheiten unter – dem im nahen Dyschne-Wedeno geborenen – Schamil Bassajew und Doku Umarow in der Umgebung.

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten
Jahr Einwohner
1897 657
1939 1211
1959 1606
1970 2234
1979 2282
1989 2504
2002 1469
2010 3186

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Durch Wedeno verläuft die von Grosny über Argun, wo Anschluss an die föderale Fernstraße R217 Kawkas besteht, und Schali kommende Regionalstraße 96K-005, die weiter zur Grenze nach Dagestan führt, und von dort als 82K-008 über den 2117 m hohen Charami-Pass in Richtung Botlich – Chunsach – Buinaksk. Über diese Straße besteht auch Anschluss zum gut 20 km südlich von Wedeno an der Grenze zu Dagestan gelegenen See Kesenoiam.

Die nächstgelegene Bahnstation befindet sich etwa 40 km nordwestlich in Argun an der Strecke Gudermes – Grosny.

Nach dem Dorf ist die isoliert vorkommende Unterart Darevskia caucasica vedenica der Kaukasischen Felseidechse, die unweit des Ortes von russischen Herpetologen um Ilja Darewski entdeckt und 1999 beschrieben wurde.[2]

Bearbeiten
Commons: Wedeno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda po Čečenskoj respublike. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010 für die Tschetschenische Republik. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Grosny 2012. (Download von der Website des Territorialorgans Tschetschenische Republik des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik)
  2. Ilya S. Darevsky, Evgeny S. Roytberg: A New Subspecies of the Rock Lizard Lacerta caucasica (Sauria, Lacertidae) from the South-East of Chechen Republic on the Caucasus. In: Russian Journal of Herpetology. Band 6, Nr. 3, 1999, S. 209–214 (englisch, Abstract).