Wellingsbütteler Wassermühle
Die Wellingsbütteler Wassermühle in Wellingsbüttel wurde um 1620 als Blaumühle und später im Besitz des Gutes Wellingsbüttel als Kornmühle betrieben. Die vom Kuhteichbach[1] angetriebene Mühle befand sich kurz vor dessen Einmündung in die Alster, zuvor durchfloss der Bach die Wellingsbütteler Teiche am Gasthof Friedenseiche, den Kuhteich und den Mühlenteich. Von der bis 1824 betriebenen Mühle existiert heute nur noch der parallel zur Alster verlaufende, langgezogene Mühlenteich, der später in drei Abschnitte unterteilt wurde. Auf dem schmalen Damm zwischen den drei Teichen und der Alster verläuft heute der Alsterwanderweg.

Geschichte
BearbeitenUm 1382 gab es einen ersten Hinweis auf einen Mühlenbetrieb in Wellingsbüttel. Beim Verkauf des Dorfes Wellingsbüttel „mit allem Zubehör“ durch die Knappen Emeke und Marquard Struß an die Hamburger Bürger Marquard und Thomas Oven für 80 Mark wird eine Wasser-Stauung („wate runde stowinge deß waters“) genannt, die auf den Betrieb einer Wassermühle hindeutet.[2]
Im Jahr 1620 wird in einem Pachtvertrag des Gutes Wellingsbüttel (im Besitz von Gerhard Rantzau – an Hermann von Brull für 300 Mark über vier Jahre) das erste Mal eine Mühle in Wellingsbüttel erwähnt und als „blawe“ (Blaumühle) bezeichnet. Der blaue Farbstoff wird aus der Waidpflanze durch Mahlen und Gärung gewonnen und zum Färben von Stoffen genutzt.
Es wird jedoch angenommen, dass die Mühle bereits vor 1620 bestand. Heinrich Rantzau, von 1556 bis 1598 Statthalter des dänischen Königs für die königlichen Anteile am Herzogtum Schleswig und am Herzogtum Holstein, war ab 1572 Besitzer des Gutes Wellingsbüttel. In der Funktion des dänischen Statthalters war er ganz oder teilweise in seinem Besitz von neununddreißig Mühlen und an jeglicher Art von Mühlen interessiert. Von 1572 bis 1627 blieb das Gut Wellingsbüttel im Besitz der Familie Rantzau.
Der Pachtvertrag der Mühle mit Hermann von Brull wurde im Jahr 1628, noch während des Dreißigjährigen Krieges, verlängert. Das dazu angelegte Inventarverzeichnis des Gutes enthielt u. a. „das Meyer Haus, drey Kahten und eine Mühle“. Im Vertrag wurde auch vermerkt, dass die Mühle von Sigmund Morgenrath gebaut und bewohnt worden war und dass die Mühle seit zwei Jahren nicht mehr betrieben wurde. Die geschätzten Kosten für die Reparatur wurden mit 300 Reichstalern beziffert. Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, wurde die verfallene Blaumühle zu einer Kornmühle umgebaut.
Im Jahr 1673 übernahm Theobald Joseph von Kurtzrock das Gut Wellingsbüttel, das bis 1806 im Besitz der Familie Kurtzrock blieb.
1770 wurde an der Grenze des Dorfes Wellingsbüttel zum Dorf Sasel, in der Nähe des Gasthofes „Grüner Jäger“, eine Windmühle zusätzlich zur Wassermühle errichtet. Am 18. Februar 1770 wurde mit dem Müller Peter Reimers ein Pachtvertrag für das Windmühlenanwesen abgeschlossen.[3]
Vom 1. Mai 1772 wurde die Wassermühle vom Müller Johann Gotthilf Schultz betrieben. 1778 erhielt der Müller Johann Hinrich Fürstenau einen 10-jährigen Pachtvertrag für die Mühle. Nach Ablauf des Vertrages übernahm am 30. April 1788 der von der Windmühle kommende Müller Johann Gotthilf Schultz die Mühle.
Sein über zehn Jahre geltender Pachtvertrag umfasste mit 20 Paragrafen die Nutzung und Unterhaltung der Mühle, die Nutzung des kürzlich errichteten Wohnhauses mit der angrenzenden Wiese, des Mühlenteiches zur Fischzucht und eines Kahns auf der Alster. Weiterhin enthielt der Vertrag Verhaltensregeln im Umgang mit den Mahlgästen und zum Betrieb der Mühle. Die jährliche Pacht für die Mühle belief sich auf 150 Mark. Da der Müller nicht schreiben konnte, erfolgte seine Gegenzeichnung des Pachtvertrages lediglich durch ein Kreuz, zu der Zeit nicht ungewöhnlich. 1798 wurde der Pachtvertrag mit dem Müller um weitere 10 Jahre verlängert.
Für die Wellingsbütteler Wassermühle bestand ein Mühlenzwang, was bedeutete, dass die Bewohner des Dorfes und des Gutes Wellingsbüttel sowie sämtliche Erbpächter „Zwangsmühlengäste“ waren. Nur im Fall eines Wassermangels von zwei und mehr Tagen, in denen die Mühle nicht betrieben werden konnte, bestand kein Mühlenzwang.
Im Lehnsbrief von 1810 an Friedrich Karl Ludwig mit dem Gut Wellingsbüttel wurde die Wassermühle des Gutes erwähnt. Um 1814 war Johann Joachim Schulz Müller der Mühle, die bis 1824 betrieben und später wegen Wassermangel stillgelegt wurde. Damit erlosch auch der Mühlenzwang für die Anwohner des Dorfes und des Gutes.
Am 10. Mai 1854 wurde der Mühlenzwang im Herzogtum Holstein durch Gesetz aufgehoben. Die noch bis 1918 betriebene Wellingsbütteler Windmühle konnte den Mahlbedarf in Wellingsbüttel decken.
Zum Verkauf des Gutes von 1846 an den Hamburger Kaufmann Johann Christian Jauch wurde vermerkt, dass sich die Wassermühle nebst Wohnhaus außerhalb des Hofes befanden. 1847 wurde die Wassermühle abgebrochen, das Mühlenhaus blieb erhalten, bis es im Jahr 1917 durch ein Feuer zerstört wurde.
1887 wurde der Kuhteichbach vor Eintritt in den Mühlenteich in die Alster umgelenkt, so dass der Teich vom Bach nicht mehr durchflossen wurde. Im darauffolgenden Jahr wurde der Mühlenteich durch Bodenauffüllungen in drei separate Teiche unterteilt, die heute noch existieren. Auf dem schmalen Damm zwischen den Teichen und der Alster verläuft heute der Alsterwanderweg.[4]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gesamtliste der Fließgewässer im Elbeeinzugsgebiet, Behörde für Umwelt und Energie, Hamburg, 1. Juli 2015 (Kuhteichbach, Seite 15 von 118).
- ↑ Wilhelm Melhop: Die Alster. Geschichtlich, ortskundlich und flußbautechnisch beschrieben, Hartung Verlag, Hamburg, 1932 (668 Seiten), Abschnitt: Die städtischen Alstermühlen (S. 398–411).
- ↑ Angelika Rosenfeld: Vor langer Zeit im Alstertal, Wolfgang E. Buss Verlag, 1988, ISBN 3-925800-02-6 (enthält eine Photographie der bis 1918 betriebenen Wellingsbüttler Mühle als Galerieholländer Mühle).
- ↑ Friedrich Walter Rusch: Die Geschichte der Wellingsbütteler Mühlen und von deren Beziehungen zu ihrem administrativ geographischen Umfeld, Jahrbuch des Alstervereins e. V. 80 (2006), Seiten 13–32.
Koordinaten: 53° 38′ 28,6″ N, 10° 4′ 2,1″ O