Der Werbellinsee [Landkreises Barnim, im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Er bildet zusammen mit dem Werbellinkanal die Bundeswasserstraße Werbelliner Gewässer (WbG).[2] Sie zählt bis zum Oder-Havel-Kanal zur Wasserstraßenklasse I und gehört in den Zuständigkeitsbereich des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Oder-Havel.
] liegt im Norden des brandenburgischenWerbellinsee | ||
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Die Zeltplätze „Süßer Winkel“ (vorn) und „Spring“, in der Mitte die Untiefe Barschberg | ||
Geographische Lage | Landkreis Barnim, Brandenburg, Deutschland | |
Zuflüsse | Neuer Graben aus dem Grimnitzsee | |
Abfluss | Werbellinkanal | |
Orte am Ufer | Altenhof | |
Ufernaher Ort | Joachimsthal und Gemeinde Schorfheide | |
Daten | ||
Koordinaten | 52° 56′ 0″ N, 13° 43′ 0″ O | |
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Höhe über Meeresspiegel | 43,2 m[1] | |
Fläche | 7,65 km² | |
Maximale Tiefe | 55 m | |
Besonderheiten |
ehemalige Pionierrepublik Wilhelm Pieck am südlichen Ufer östlich von Altenhof |
Entstehung
BearbeitenDer Werbellinsee entstand in der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) als typischer Rinnensee.[3] Das unter dem Eis abfließende Schmelzwasser erodierte kräftig in den Untergrund und schuf so die Hohlform. In die Rinne wurde dann Toteis gepresst. Das in der Rinne liegende Toteis konservierte dabei die steilen Flanken der Rinne. Außerdem bewahrte es die Rinne vor der Verschüttung, als von der nördlich gelegenen Pommerschen Eisrandlage das Schmelzwasser über den Toteisblock zum Eberswalder Urstromtal abfloss.
Dadurch wurde während der Eiszeit ein heute 9,52 Kilometer[4] langer und bis zu anderthalb Kilometer breiter See geschaffen. Der Werbellinsee hat eine Fläche von 7,65 km² und ist mehr als 55 Meter tief. Seine tiefste Stelle liegt damit 12 Meter unter dem Meeresspiegel. Er ist nach dem Stechlinsee der zweittiefste See Brandenburgs. Eine vergleichbare Entstehungsgeschichte haben auch der Ruppiner See bei Neuruppin und der Üdersee südlich des Werbellinsees.
Geografie
BearbeitenNeben unterirdischen Quellen wird der See aus dem Grimnitzsee gespeist. Der Grimnitzsee ist ebenfalls in der Eiszeit entstanden. Der Entstehungsgeschichte nach stellt er einen Zungenbeckensee dar. Die Verbindung vom Grimnitzsee wurde im 17. Jahrhundert künstlich hergestellt.
Heute mündet der 1765 zum Werbellinkanal ausgebaute Ablauf des Sees in den von 1906 bis 1914 erbauten Oder-Havel-Kanal, der mit der Havel durch die Lehnitzschleuse verbunden ist, mit der Oder durch das Schiffshebewerk Niederfinow.
Nahe dem Werbellinsee liegen die Orte Joachimsthal und die Gemeinde Schorfheide mit ihren Ortsteilen Altenhof am See und Eichhorst am Kanal.
Geschichte, Name
BearbeitenZur Herkunft des Namens Werbellin gibt es mehrere Erklärungen. Als sicher gilt der Namensursprung aus den westslawischen Sprachen. Möglich ist sowohl eine Ableitung vom westslawischen Wortstamm für Sperling (sorbisch wróbl) als auch vom Weidenbaum (sorbisch wjerba).
Um den Werbellinsee ranken sich mehrere Sagen, die an das in der Ostsee versunkene Vineta erinnern. Darin wird vom Untergang der Stadt Werbellow erzählt.[5] Möglicherweise geht die Sage auf frühere Siedlungen im See zurück. Schon aus frühgeschichtlicher Zeit finden sich Bootswracks auf dem Seegrund[6] sowie Scherben und Pfähle am See, die auf eine Pfahlbausiedlung schließen lassen. Ein auf Pfählen errichtetes Schloss ging bei einem Brand um 1350 unter.
Südwestlich des Werbellinsees, bei Eichhorst, entstand 1934 unter der Leitung von Hermann Göring ein Urwaldgehege. Hier lebten Tiere wie Wisente, Elche und Wildpferde. Als Anerkennung der Zuchterfolge im Gehege weihte Göring 1934 das Wisentdenkmal in Eichhorst ein, wo es seit den 1990er Jahren wieder steht.[7]
Auf dem östlichen Ufer wurde 1952 die Pionierrepublik Wilhelm Pieck eröffnet, ein Freizeitzentrum für Kinder und Jugendliche. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde dieses Gebiet privatisiert und wird nun von der EJB Werbellinsee GmbH (Europäische Jugend- und Erholungs-Begegnungsstätte in Joachimsthal) betrieben.[8]
Am 11. Dezember 1981 empfing Erich Honecker Bundeskanzler Helmut Schmidt anlässlich dessen Staatsbesuchs in der DDR im Jagdhaus Hubertusstock am Werbellinsee.
Tourismus und Wassersport
BearbeitenAuf dem Werbellinsee gibt es ein Fahrgastschifffahrtsunternehmen, das fahrplanmäßige Rundfahrten und Charterfahrten mit den Schiffen Altwarp und Karl Friedrich Schinkel durchführt. Durch den Werbellinkanal mit zwei Schleusen und den Oder-Havel-Kanal gibt es eine schiffbare Verbindung zu Nord- und Ostsee. An den Ufern befinden sich zwei Campingplätze. Es gibt am See zahlreiche Wassersportvereine, so unter anderem den SV Stahl Finow, mit den Abteilungen Segeln und Kanu, den Segel- und Wassersportverein Werbellinsee in Altenhof, den Yachtclub Schorfheide in Joachimsthal sowie eine Tauchbasis auf dem Gelände der EJB (ehemals Pionierrepublik Wilhelm Pieck). Die Seglerabteilung der ehemaligen Betriebssportgemeinschaft (BSG) des VEB Walzwerk Finow („Stahl Finow“) hatte sich frühzeitig aufgrund der langgestreckten Form des Sees und der bewaldeten Ufer hier etabliert. Die Segler dieser BSG waren sehr erfolgreich und befuhren auch regelmäßig die Ostsee.
Die Vereine tragen auch eine Reihe von Regatten aus. Wichtigste Veranstaltung ist die Werbellinseeregatta, die jährlich im August stattfindet und von der Abteilung Segeln des SV Stahl Finow ausgerichtet wird. Im Jahre 2018 waren 79 Boote und 176 Segler aus fünf Bundesländern gemeldet. Wettfahrten wurden in den Bootsklassen 20er Jollenkreuzer, Pirat, Ixylon und 420er ausgetragen.[9] Einen weiteren Jahreshöhepunkt stellt der im Juni stattfindende Askanier Cup da. Bei der Kinder- und Jugendregatta, die seit 2015 ausgetragen wird, sind jährlich mehr als 100 Teilnehmer zu verzeichnen. Ausgetragen werden Wettfahren in den Jugendbootsklassen Laser und Optimist.[10]
Seit 2011 wird auf dem Werbellinsee jährlich im Juni die Solarbootregatta ausgetragen.[11] Der Kaffenkahn e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich mit Heimatgeschichte, insbesondere Unterwasserarchäologie, beschäftigt. Der Name des Vereins Kaffenkahn bezieht sich direkt auf das Hauptaugenmerk ihrer Bemühungen.
Fauna und Flora
BearbeitenDer See ist sehr fischreich und diente deshalb frühzeitig den Bewohnern an seinem Ufer als Lebensgrundlage. Es kommen u. a. Rotaugen, Barsche, Hechte, Schleien, Quappen, Aale, Steinbeißer, Dreistachlige Stichlinge und Kamberkrebse vor.
Teile des Seebodens und Hartsubstrate sind mit invasiven Dreikantmuscheln bedeckt.
Teile des Sees sind von einem Schilfgürtel umgeben. Unterwasser gibt es u. a. Laichkräuter, Armleuchteralgen, Wasserpest und Krebsscheren.
In der waldreichen Umgebung werden seit Jahrhunderten Rothirsche, Rehe, Schwarz- und Niederwild gejagt. Das Revier war vor allem bei den Herrschenden sehr beliebt.
Unterwasserarchäologie
BearbeitenWie schriftliche Überlieferungen und Berichte von Tauchern belegen, ist der Werbellinsee nach dem Bodensee der zweitgrößte Schiffsfriedhof in Europa.[6] Im See wurden im 20. Jahrhundert auch die baulichen Reste des Cafés Wildau versenkt, weil das Geld für eine Sanierung fehlte und dieser Schandfleck dem Besuch von Helmut Schmidt nicht vor die Augen kommen sollte.[12] Die Wracks im Werbellinsee sind mit Dreikantmuscheln besiedelt und werden von Quappen und Kaulbarschen genutzt.
Erreichbarkeit
BearbeitenDer Werbellinsee ist mit einem Linienbus der Barnimer Busgesellschaft am besten zu erreichen, der die Ortschaften am Ostufer des Sees mit Eberswalde verbindet. Im Sommer fährt zusätzlich ein Ausflugsbus mit Fahrradanhänger um den Werbellinsee (Werbellinseebus 917) herum. Er bringt Besucher ab Eberswalde zu allen Orten und Sehenswürdigkeiten am See: Finowfurt mit dem nahegelegenen Luftfahrtmuseum, Schleuse Eichhorst, Ort Eichhorst, Wildau, Campingplatz Spring, Hubertusstock, Yachthafen, Kaiserbahnhof Joachimsthal, Biorama-Projekt, Joachimsthal, Bahnhof Joachimsthal, Jägerhof, EJB Werbellinsee, Altenhof, Lichterfelde.[12]
Der See wird durch die Linie 915 der BBG erreicht.
In die Nähe des Sees gelangt man zudem mit einer Bahnverbindung der NEB, die Eberswalde mit Joachimsthal verbindet (RB63).
Zwei Landesstraßen (L220, L238) führen beiderseits an den Ufern entlang und der Radfernweg Berlin–Usedom am Westufer.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Um Eberswalde, Chorin und Werbellinsee (= Werte der deutschen Heimat. Band 64). 1. Auflage. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2002, ISBN 978-3-412-02401-7.
- Um Eberswalde, Chorin und den Werbellin-See (= Werte unserer Heimat. Band 34). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1981.
- Martin Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV, Hamburg 1998, ISBN 3-88412-243-6.
- Hans-Joachim Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. DSV, Hamburg 2002, ISBN 978-3-88412-204-4.
- Friedrich Brunold: Der Werbellin-See. In: Die Gartenlaube. Heft 39, 1878, S. 640–642 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Bearbeiten- Teil 5: Brandenburg (PDF; 1,9 MB; 176 Seiten) Dokumentation der wichtigsten Seen Deutschlands. TU Cottbus.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Die Eiszeitlandschaft der Region Groß Schönebeck
- ↑ Chronik der Wasserstraßen ( vom 16. September 2016 im Internet Archive; PDF), Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
- ↑ Claudia Pietsch: Freizeit-Kapitän ahoi! In: Berliner Kurier. 4. Juni 2016.
- ↑ Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes. Abgerufen am 26. Mai 2019. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
- ↑ Die versunkene Stadt im Werbellinsee. travelholics.de
- ↑ a b Geheimnisse des Werbellinsees. Dokumentation des rbb, 30. April 2012.
- ↑ Wisentdenkmal. gemeinde-schorfheide.de; abgerufen am 18. Juli 2012.
- ↑ Website der EJB GmbH abgerufen am 25. November 2020.
- ↑ Toralf Reinhardt: 66. Werbellinseeregatta. SV Stahl Finow Abteilung Segeln, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ svsf.: Askaniercup 2018 der Segler von Stahl Finow. SV Stahl Finow Abteilung Segeln, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Webseite zur Solarbootregatta am Werbellinsee. Solarbootverein Berlin-Brandenburg, abgerufen am 26. Mai 2016.
- ↑ a b Katrin Bischoff: Jagdfliegger und ein Café im See. Ein Wochenend-Ausflugsbus umrundet stündlich den Werbellinsee. Er bringt Touristen zu historischen Stätten. In: Berliner Zeitung, 30. April / 1. Mai 2012, S. 20.