Werner Stauffacher (Rechtsanwalt)
Werner Stauffacher (* 7. Februar 1945 in Zürich; † 14. Juni 2012 in Stäfa[1]) war ein Schweizer Rechtsanwalt.
Leben
BearbeitenStauffacher wuchs in Zürich auf. An der Universität Zürich studierte er 1965 bis 1971 zuerst Naturwissenschaften, dann Rechtswissenschaften. Nach seiner Dissertation begann er 1976 seine selbständige Tätigkeit als Anwalt. Stauffacher war verheiratet und Vater von sieben Kindern.[2]
Verfahren gegen Stauffacher
BearbeitenStauffacher war mehrfach selbst in Verfahren und Prozesse involviert.[3] Teilweise erregten die Verfahren grosses öffentliches Interesse.
Erbstreit
BearbeitenIn einem von der Öffentlichkeit viel beachteten Rechtsstreit um das Erbe der 1995 in Basel verstorbenen Hildegard Kirchbach[4] erklärte das Schweizer Bundesgericht Stauffacher 2006 für erbunwürdig.[5] Stauffacher habe das entstandene Vertrauensverhältnis sittenwidrig ausgenutzt und sie nicht auf den Interessenkonflikt hingewiesen, als sie ihn als ihren Erben einsetzte.[6] Dieses Urteil wurde von der Zeitschrift Plädoyer zum «schlechtesten Urteil des Jahres» gewählt.[7]
Trienekens-Schmiergeldskandal
Bearbeiten2002 war Stauffacher im Rahmen von Ermittlungen wegen Schmiergeldzahlungen beim Bau des Müllofens Köln-Niehl in das Visier der Kölner Staatsanwaltschaft geraten. Die Unternehmung von Hellmut Trienekens, heute eine Tochtergesellschaft von RWE, hatte Stauffacher im Zusammenhang mit einem Rechtshilfeverfahren mandatiert. Es ging angeblich darum, zu verhindern, dass deutsche Behörden Kenntnisse über schwarze Kassen und kriminelle Absprachen erlangen könnten. Stauffacher erhielt gemäss einem Bericht in der Zeitschrift Der Spiegel 10 Millionen Deutsche Mark für seine Tätigkeit.[8] Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bezogen sich auf vermutete Geldwäscherei sowie Beteiligung an der Bestechung von Beamten und von Politikern. Stauffacher wies die Vorwürfe zurück. Das Verfahren wurde 2005 eingestellt.[9]
Falschbeurkundungsstreit
BearbeitenEin weiteres, ebenfalls sehr öffentlichkeitswirksames Verfahren gegen Stauffacher bezog sich auf den Vorwurf des Erschleichens einer Falschbeurkundung. Der angeklagte Anwalt hatte einen Mandanten trotz Entzug des Mandats entmachtet.[10] 2001 wurde ein von Stauffacher finanziertes Buch zu dem Fall geschrieben.[11] Nach mehreren Prozessen sprach das Zürcher Obergericht Stauffacher schliesslich am 15. Oktober 2002 von allen Vorwürfen frei.[12] Der Freispruch wurde im Dezember 2002 rechtskräftig.[13]
Weiteres Engagement
BearbeitenPro Juventute
BearbeitenAls damaliger Zentralsekretär und Delegierter der Kommission der Stiftung Pro Juventute betrieb er die Aussöhnung zwischen der Stiftung und den Manouches und Jenischen (Schweizer Begriff: «Fahrende») bezüglich der früheren und umstrittenen Aktivitäten des stiftungseigenen Hilfswerks Kinder der Landstrasse.[14]
Russland
BearbeitenWerner Stauffacher unterstützte die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz. 2004 gründete er den Kooperations-Rat Schweiz/Russland. Er finanzierte die Herausgabe zweier Bücher.[15] 2005 initiierte Stauffacher den Schweizerisch-Russischen Journalistenpreis. Im Juni 2009 war Stauffacher Gastgeber des 11. Kongresses des Weltverbands der Russischen Presse WARP in Luzern. Im Rahmen dieses Kongresses wurde eine von ihm gestiftete Gedenktafel für Lew Tolstoi eingeweiht. Ebenfalls war er Initiant der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Russland.
Tschechien
BearbeitenStauffacher war auch Honorarkonsul der Tschechischen Republik.[16]
Auszeichnungen
Bearbeiten- Auszeichnung für «Verdienste um die Journalistengemeinschaft» des russischen Journalistenverbands Союз журналистов России, Moskau, 2007
- Puschkin-Medaille, Bern, 2009[17]
Literatur
Bearbeiten- Thomas Illi: Die Akte S.: Ein Wirtschaftsanwalt im Visier der Justiz. Orell Füssli, Zürich 2001, ISBN 3-280-02678-4.
- Bruno Glaus, Karl Lüönd: Läufer, Mietmaul, König. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06056-7.
- Igor Petrov: Ocerki istorii Švejcarii. Čaroid, Jekaterinburg 2006, ISBN 90-10-64810-9.
Weblinks
Bearbeiten- Lorenzo Petrò: Werner Stauffacher ist gestorben. In: Tages-Anzeiger vom 19./20. Juni 2012 (Archiv-Version) ( vom 19. Juni 2012 auf WebCite)
- Brigitte Hürlimann: Honorarkonsul, Anwalt und Sanierer. Zum Tod von Werner Stauffacher. ( vom 15. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) In: Neue Zürcher Zeitung vom 21. Juni 2012
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Willensvollstreckung vom 28. Juni 2012. In: Bezirksgericht Meilen, abgerufen im Handelsregisteramt Zürich online am 5. August 2015.
- ↑ Biographie auf der persönlichen Website. ( vom 20. August 2008 im Internet Archive) Archiv-Version 2008
- ↑ Andreas Heller: Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit ( vom 11. Juni 2010 im Internet Archive). In: NZZ Folio. 09/03
- ↑ Witwe des 1967 verstorbenen Industriellen Kurt Kirchbach, der 1953 seine Werke in Düsseldorf an die Bohlen Industrie GmbH verkauft hatte
- ↑ BGE 132 III 305
- ↑ Anwalt als erbunwürdiger Alleinerbe. In: NZZ. 14. März 2006; Dominique Strebel: Erbschaften: Lukrative Fürsorge. In: Der Beobachter. 11/04; Herbert Molderings: Weder ein Speicherfund, noch die „Helene Anderson Collection“: Es gab einmal … eine Pionier-Sammlung mit meisterlicher Fotografie. In: FAZ. 27. Oktober 2005
- ↑ Daniela Schwegler: Fehlurteil des Jahres. In: Plädoyer. 1/07
- ↑ Frank Dohmen, Alexander Jung: Korruption, Schmutzige Töchter. In: Der Spiegel. 13/02
- ↑ Wirtschaft: Werner Stauffacher. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: NZZ am Sonntag. 12. Juni 2005, auf swissdox.ch (PDF; 48 kB)
- ↑ Plädoyer für einen Anwalt. In: NZZ. 25. Juni 2001
- ↑ Thomas Illi: Die Akte S …, siehe LitVerz.
- ↑ Freispruch in der achten Runde. ( des vom 27. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: NZZ. 16. Oktober 2002, auf stauffacher.com (PDF; 85 kB)
- ↑ Freispruch für Rechtsanwalt Stauffacher rechtskräftig. In: NZZ. 10. Dezember 2002; Bruno Glaus, Karl Lüönd: Läufer, Mietmaul, König. Anwälte an der Schnittstelle von Recht und Macht. Orell Füssli, 2005
- ↑ Chronologie ( des vom 2. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Hilfswerk «Kinder der Landstrasse» auf projuventute.ch
- ↑ 2006 die russische Ausgabe des Buchs «Swiss Finance Law and International Standards» von Peter Nobel. 2007 die russischsprachige Sammlung wissenschaftlicher Artikel zur Eidgenossenschaft «Essays über die Geschichte der Schweiz» des Moskauer Autors Igor Petrov.
- ↑ Honorarkonsuln: Nicht nur Männer von Ehre, von Thomas Illi, Der Beobachter 17/00
- ↑ Ein russischer Orden für Werner Stauffacher, von Marius Huber, Tages-Anzeiger, 11. Dezember 2009
Personendaten | |
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NAME | Stauffacher, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Rechtsanwalt |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1945 |
GEBURTSORT | Zürich |
STERBEDATUM | 14. Juni 2012 |
STERBEORT | Stäfa |