White savior

Motiv amerikanischer Bücher und Filme

Der White savior (amerikanisches Englisch für weißer Retter) ist eine wiederkehrende Figur in amerikanischen und europäischen Büchern und Filmen. Der Begriff wird in der Filmkritik verwendet und auch als Filmgenre sowie als Stereotyp verstanden. Dabei retten Weiße in Eigenregie Schwarze bzw. People of Color aus einer Notlage. Es wird nahegelegt, dass diese Menschen außerstande seien, sich selbst zu helfen.[1] Dieses Phänomen ist auch außerhalb der Literatur in der Realität zu beobachten[2] und dort unter dem Begriff des „White Saviorism“ bekannt.

Bedeutung

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Der Journalist David Sirota erläuterte den Begriff 2013 im Internetmagazin Salon.com: „Die Handlungen implizieren immer, dass eine Person of Color sich nicht selbst retten kann. Dies führt dazu, dass sich das weiße Publikum gut fühlt, da es in einer gutmütigen Messias-Rolle dargestellt wird (besser als die des hegemonialen Eroberers), und es zeichnet schwarze Menschen als hilflose Schwächlinge.“[1]

Noah Berlatsky schrieb 2014 im The Atlantic, dass dieses Klischee vor allem in Sklavereifilmen vorkäme. Hier würden die Schwarzen von „edlen“ weißen Menschen gerettet.[3] Außerdem gebe es eine Reihe von Filmen über soziale Brennpunkte in den USA, die dieses Klischee verwenden.[4]

Das insbesondere in US-amerikanischen Filmen häufig wiederkehrende Motiv des White Saviors ist sehr aussagekräftig für die Bedeutungsproduktion von Rassismus. Für viele Zuschauer nicht auf Anhieb offensichtlich, erwecken White-Savior-Filme vordergründig den Anschein, dass eine Annäherung unterschiedlicher ethnischer Figuren durch Begegnung, Freundschaft und/oder Liebesbeziehungen möglich ist und Rassismus überwunden werden kann. Die Narrative der Annäherung und Freundschaft basieren jedoch stets auf der Prämisse, dass Figuren of Color von sozialen Problemen, die vermeintlich typisch für ihre jeweilige ethnische Gruppe sind, betroffen sind. Sie werden als problematisch, defizitär und hilflos dargestellt und bedürfen der Unterstützung weißer – meist männlicher und heldenhafter – Figuren.[5]

Beispiele von Filmen

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Film Jahr Quelle
12 Years a Slave 2013 [6]
American Wildcats 1986 [4]
Amistad 1997 [3]
Avatar – Aufbruch nach Pandora 2009 [1]
Blind Side – Die große Chance 2009 [7]
Blood Diamond 2006 [8]
Cool Runnings – Dabei sein ist alles 1993 [4]
Dangerous Minds – Wilde Gedanken 1995 [4]
Der Mann, der König sein wollte 1975 [9]
Der mit dem Wolf tanzt 1990 [4]
Der Prinzipal – Einer gegen alle 1987 [4]
Die grünen Teufel 1968 [9]
District 9 2009 [1]
Django Unchained 2012 [3]
Einer flog über das Kuckucksnest 1975 [9]
Elysium 2013 [10]
Forrester – Gefunden! 2000 [11]
Freedom Writers 2007 [12]
Glory 1989 [3]
Gran Torino 2008 [1]
Green Book – Eine besondere Freundschaft 2018 [13]
Half Nelson 2006 [14]
Hardball 2001 [12]
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen 2016 [15]
Hotel Ruanda 2004 [8]
Indiana Jones und der Tempel des Todes 1984 [9]
Last Samurai 2003 [4]
Lawrence von Arabien 1962 [16]
Lincoln 2012 [3]
Machine Gun Preacher 2011 [12]
Matrix 1999 [9]
Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses 1988 [1]
Music of the Heart 1999 [4]
Schrei nach Freiheit 1987 [1]
Stargate 1994 [9]
The Help 2011 [4][17]
Three Kings – Es ist schön König zu sein 1999 [9]
Tränen der Sonne 2003 [8]
Wer die Nachtigall stört 1962 [11]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g David Sirota: Oscar loves a white savior. In: Salon.com. 21. Februar 2013, abgerufen am 14. Mai 2014.
  2. White Saviorism: Wenn Hilfe nicht hilfreich ist. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  3. a b c d e Noah Berlatsky: 12 Years a Slave: Yet Another Oscar-Nominated 'White Savior' Story. In: The Atlantic. 17. Januar 2014, abgerufen am 14. Mai 2014.
  4. a b c d e f g h i Keli Goff: Can 'Belle' End Hollywood's Obsession with the White Savior? In: The Daily Beast. 4. Mai 2014, abgerufen am 14. Mai 2014.
  5. Lima Sayed: Weiße Helden im Film: Der „White Savior Complex“ – Rassismus und Weißsein im US-Kino der 2000er Jahre. Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4873-7.
  6. Verena Lueken: Die Klischeebildkette brechen. In: FAZ.net. 15. Januar 2014, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  7. Blind Side – Die große Chance im Lexikon des internationalen Films
  8. a b c MaryEllen Higgins: Hollywood's Africa after 1994 – Hollywood’s Difficult Life with Africa. In: H-Net. August 2013, abgerufen am 3. September 2014.
  9. a b c d e f g Hernán Vera, Andrew M. Gordon: Screen Saviors: Hollywood Fictions of Whiteness. Rowman & Littlefield Publishers, 2003, ISBN 978-1-4616-4286-2, The Beautiful White American: Sincere Fictions of the Savior, S. 33.
  10. Jessie-Lane Metz: A Future Without Me: Matt Damon is the Great White Hope in 'Elysium'. In: Bitch Magazine. 21. August 2013, archiviert vom Original am 26. August 2014; abgerufen am 24. August 2014.
  11. a b Mike Barber: White Man's Burden Redux: The Movie! In: The Huffington Post. 3. Dezember 2009, abgerufen am 14. Mai 2014.
  12. a b c Matt Barone: The 10 Lamest White Savior Movies. In: Complex.com. 20. September 2011, abgerufen am 14. Mai 2014.
  13. What to Know About the Controversy Surrounding the Movie Green Book. Time, 13. Februar 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  14. Matthew W. Hughey: The White Savior Film and Reviewers' Reception. In: Symbolic Interaction. 3. Auflage. Band 33, 2010, S. 475–496, doi:10.1525/si.2010.33.3.475.
  15. Emmanuel Ocbazghi: How 'white savior' films like 'The Help' and 'Green Book' hurt Hollywood. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  16. Ajay Gehlawat: The Slumdog Phenomenon: A Critical Anthology. Anthem Press, 2013, ISBN 978-0-85728-001-5, S. 83.
  17. 'The Help' criticised for 'white saviour' tone as it becomes number one movie on Netflix. 4. Juni 2020, abgerufen am 20. Januar 2021 (englisch).