Das gezielte Sammeln von Autoprospekten ist im Vergleich zur Sammelleidenschaft für beispielweise Briefmarken oder Münzen ein kaum bekanntes Hobby. Verkaufsprospekte von Automobilen stellen in erster Linie Werbematerial zur Verkaufsförderung dar. Mit der Produktionseinstellung eines Modells wandeln sie sich aber zu kulturhistorischen und technikgeschichtlichen Dokumenten, genauso wie die dazugehörigen Autos zu begehrten Young- und Oldtimern werden. Damit werden sie zum Sammelgegenstand und zählen zu den Automobilia.
Jeder, der nach der Reparatur seines Autos ein Prospekt vom Händler nach Hause mitnimmt und aufbewahrt, hat schon unbewußt den Grundstock für eine Sammlung gelegt. Aber nur sehr selten wird eine Sammelleidenschaft daraus, da es im Prinzip Werbematerial ist, auch wenn es aufwändig und schön aufgemacht ist. Gelegentlich aufgehobenes automobiles Prospektmaterial landet manchmal auf Dachböden oder Kellern zwischen alten Büchern und hofft darauf, beim nächsten Umzug statt im Altpapier-Container in den Händen eines Sammlers zu landen.
Viele Sammler konzentrieren sich nur auf ihr Lieblingsmodell ihrer Lieblingsmarke. Bei manchen Sammlern geht die Sammelleidenschaft so weit, daß sie mit den Jahren zehntausende Prospekte aus aller Welt zusammentragen. Neben Pkw-Prospekten werden aber auch Dokumente über Lkws, Busse, Traktoren und Motorräder gesammelt. In Deutschland gibt es einige hundert, weltweit einige tausend Sammler.
Quelle für neues Prospektmaterial aktueller Modelle sind in erster Linie die Autohändler, die gerade in Deutschland sonntags ohne Verkauf geöffnet haben. Außerdem bieten sich Automobilmessen an, um in kurzer Zeit große Mengen zu bekommen. Älteres Material gibt es über Sammler als Tauschmaterial oder zum Festpreis, über Sammlungsauflösungen, über semi-professionelle Händler, die auch ganze Sammlungen aufkaufen, oder über Internet-Auktionen. Darüber hinaus finden auch regelmäßig organisierte Sammler-Tauschbörsen statt.
Im Gegensatz zu Briefmarken oder Münzen gibt es über Autoprospekte keine Kataloge, in denen alle jemals gedruckten Exemplare verzeichnet und mit Preis bewertet sind. Man kann aber davon ausgehen, dass sich irgendwann in ferner Zukunft eine Gruppe von Sammlern finden wird, die die Katalogisierung zu ihrer Lebensaufgabe machen. Möglicherweise muß man noch das Ende des Benzin-Zeitalters abwarten, bis unsere heutigen Automobile nicht mehr als umweltverschmutzende Belastung sondern als eine der erfolgreichsten Erfindungen der Menschheit verehrt werden.
Während der Ausstattungsumfang der Autos vor einigen Jahrzehnten noch recht bescheiden war und damit auf wenigen Seiten erklärt werden konnte, haben heute alleine die Hauptprospekte, die nur das Grundmodell anpreisen, Ausmaße von 100-seitigen Katalogen angenommen, wobei es Zusatzprospekte für Farbpaletten, Preise, Zubehör und Sonderzubehör u.v.m. gibt. Darüber hinaus werden höherwertige Modelle häufig auf schwerem, kartonartigen Papier dargestellt.
Damit ergibt sich für den Sammler das Problem der Lagerung und Archivierung. Bis Ende der 1980er Jahre waren die Prospekte europäischer Automarken nie größer als DIN A4 und mit 50 Seiten passten sie gerade noch in handelsübliche Klarsichthüllen, die man gut in stabilen Leitzordnern mit Vierfach-Ringmechanik (sogenannte "Doppelordner") ablegen konnte. Anfang der 1990er Jahre gab es dann schon unterschiedliche Übergrößen und schwere Kataloge, die man halbwegs beschädigungsfrei nur noch in flachen Kartons stapeln kann.
Sammlern kann man daher nur raten, sich frühzeitig auf einige wenige Marken oder Modelle zu konzentrieren, um nicht in den Papierbergen zu ersticken. Dann hat man die Chance, noch zu Lebzeiten den befriedigenden Zustand einer vollständigen Sammlung zu erreichen. Außerdem läßt sich eine kleine, aber vollständige Sammlung für einen akzeptablen Preis gut weiterverkaufen.
Zur groben Wertbestimmung bieten sich die Listen der semi-professionellen Händler an, da sie die Angebots-/Nachfragesituation am besten einschätzen können. Darüberhinaus wird das Preisniveau auch über die Internet-Auktionen bestimmt. Grundsätzlich gilt, dass das Modell, das Alter und der Erhaltungsgrad den Preis bestimmen. Abgegriffene, bekritzelte oder gar gelochte Exemplare gehören ins Altpapier.
Daß Automobilprospekte einen kulturhistorischen Wert haben, kann an der "Prospektesammlung Verkehrswesen" der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) bewiesen werden (siehe Weblink). Diese öffentliche und digitalisierte Sammlung zählt zu den Sondersammelgebieten "Technikgeschichte" und "Zeitgenössische Kunst ab 1945, Fotografie, Industriedesign und Gebrauchsgrafik".