Das Friedrich-Wilhelm-Heft ist ein Schulheft mit schwarzem Umschlag, liniert oder kariert, DIN A 4 oder DIN A 5, mit breitem Blanko-Rand.
Sowohl der schwarze Umschlag als auch der breite Rand haben dafür gesorgt, dass Lehrerinnen und Lehrer diese Heftsorte bei Klassenarbeiten bevorzugen und - leider auch - mitunter bevorzugt behandeln. Der schwarze Umschlag assoziiert (zumindest optisch) Professionalität; der breite Rand gibt Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, ihre Kommentare, Punkte und Noten mit roter Tinte auf jungfräulichem Weiß zu vermerken (natürlich nur, wenn Schülerinnen und Schüler den Rand als unantastbar anerkannt haben und ihn nicht für Nebenrechnungen, Tintentests oder Liebesbriefe an den Lehrer missbraucht haben).
In der psychologischen "Kriegsführung" des Schulalltags ist das Friedrich-Wilhelm-Heft ein anerkanntes Mittel zur leistungsunabhängigen Anhebung des Notendurchschnitts. In Verbindung mit anderen psychologischen Hilfsmitteln (wie sauberes Schriftbild, interessierter Gesichtsausdruck bei Lehrervorträgen, intelligente aber nicht zu schwierige Nachfragen, Nutzung von glasklaren Geodreiecken, die tatsächlich nicht mehr als drei Ecken haben und vieles andere mehr) ist das Friedrich-Wilhelm-Heft gewissermaßen das i-Tüpfelchen einer Imagepflege, auf die heute kein Schüler mehr verzichten sollte. Auch Lehrerinnen und Lehrer stehen auf anspruchsvolle Verpackung und drücken - wenn diese ansprechend ist - beim Inhalt gerne mal ein Auge zu.
Unter diesem Aspekt lohnt sich die Anschaffung des dreimal so teuren Heftes (zwischen 0,95 und 1,40 Euro). Natürlich gibt es zu ähnlichen Preisen auch andere schwarze Hefte, die fast den gleichen Zweck erfüllen, bis auf eines: es sind nicht die Hefte, in denen die Lehrerinnen und Lehrer vor 10, 20 oder 30 Jahren ihre eigenen Klassenarbeiten geschrieben haben. Wer da heutzutage mit einem echten Friedrich-Wilhelm-Heft kommt, kann sicher sein, seinen Lehrer an die eigene Schulzeit zu erinnern und ihn emotional ein bisschen auf die eigene Seite zu ziehen.