Wildberg (Temnitztal)
Wildberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Temnitztal im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg.
Wildberg Gemeinde Temnitztal
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Koordinaten: | 52° 53′ N, 12° 38′ O | |
Höhe: | 38 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,49 km²[1] | |
Einwohner: | 598 (31. Dez. 2019)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 41 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 30. Dezember 1997 | |
Postleitzahl: | 16845 | |
Vorwahl: | 033928 | |
Lage von Wildberg in Brandenburg
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St.-Nikolai-Kirche (2013)
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Geografie
BearbeitenDer Ort liegt im nordwestlichen Bereich der Gemeinde an der Bundesstraße 167. Am östlichen Ortsrand fließt die Temnitz, ein Nebenfluss des Rhins, südlich verläuft die Landesstraße 166.
Geschichte
BearbeitenWildberg wurde 1335 erstmals urkundlich erwähnt. Zuvor gab es hier eine slawische Siedlung, von der die bewaldeten hügeligen Reste einer slawischen Burg aus dem 10./13. Jahrhundert stammen. Eroberer waren wahrscheinlich die Grafen von Arnstein, die die Burg um 1214 als Ausgangsbasis für ihre Raubzüge nutzten. 1319, mit der Übernahme der Herrschaft Wusterhausen durch die Grafen von Lindow-Ruppin, verlor die Burg ihre Bedeutung. Wildberg gehörte fortan zur Herrschaft Ruppin. 1491 scheinen die Herren von Zieten in den Besitz von Wildberg gekommen zu sein. Hans von Zieten auf Wildberg wird als Rat des letzten Grafen von Lindow-Ruppin genannt. Die Gräfin Anna Jakobine Stollberg-Wernigerode wohnte bis 1526 hier, die Burg war danach verfallen. Die Burg Wildberg ist nicht erhalten, und nur noch die Reste der Wallanlage und der trockenen Burggraben sind vorhanden.
Im Mittelalter war Wildberg ein kleines Städtchen an der Handelsstraße von Berlin nach Hamburg. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde 1638 Wildberg durch den kaiserlichen General Matthias Gallas zerstört, wobei der städtebauliche Grundriss erhalten blieb, nicht aber das Stadtrecht.
Mit Hans (der Junge) von Zieten bildet die grundbesitzende Familie eine eigene Familienlinie Wildberg heraus. Einige Generationen danach sind der Major Ernst von Zieten (1793–1841), liiert mit Auguste von Sanden, dann deren Sohn Hans von Zieten (1824–1870) sowie dessen Neffe Ernst von Zieten die Gutsherren in Wildberg.[3] Letztgenannter begann seine Laufbahn[4] auf der Ritterakademie am Dom zu Brandenburg, wie viele Verwandte, und wurde später Generalmajor. Seine Ehefrau Helene Freiin von Wrangel lebte bis 1969 in Berlin-Grünau, die Tochter Anni von Zieten-Wildberg bis zuletzt 1989 in Potsdam. Sie begann als Sekretärin beim Deutschen Herrenklub in Berlin, war Sozialpädagogin und wurde Produktionsleiterin bei der DEFA. Die Zieten-Rittergüter Wildberg mit Gut Lögow I waren zuletzt im Eigentum des Bruders von Anni, Hans Joachim von Zieten-Wildberg (1909–1943), gefallen als Hauptmann.[5] Das Gut leitete dann bis zur Bodenreform dessen Witwe Renate, geborene Freiin von Fritsch (1912–2000), vormals die Mutter Leni von Zieten.[6]
Ende der 1920er Jahre bestand Wildberg aus den Rittergütern I und II, 205 ha, verpachtet an Georg Schröder. Des Weiteren gab es Rittergut III des Bruno Helse mit 164 ha sowie das 35 ha Gut des E. Fischer und das 23 ha Gut des H. Rosentreter.[7] Bis 1945 war mit einem Gut das Adelsgeschlecht von Zieten hier ansässig, deren Familiengruft sich in der evangelischen Kirche Sankt Nicolaus befindet. Das Gut ist danach verfallen.
Der Flugzeugabsturz 1933
BearbeitenIm Jahre 1933 kam es zu einem folgenschweren Flugzeugabsturz in Wildberg. Bei einem Fliegerwettbewerb am 26. August 1933 stürzte der Sportflieger Leutnant zur See Reinhold Poss gemeinsam mit seinem Beobachter und Kopiloten Paul Weirich ab.
Ihr Flugzeug berührten beim Tiefflug mit dem linken Tragflügel die Spitze des 61 Meter hohen Kirchturms der Dorfkirche St. Nikolai. Beide Piloten starben beim Absturz. Mit einer Trauerfeier der Gemeinde in der Dorfkirche gedachte man der toten Piloten. Die Kosten für die Reparatur des Kirchturmspitze übernahm zur damaligen Zeit die Lufthansa.[8]
Eingemeindungen
BearbeitenAm 30. Dezember 1997 wurde aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Kerzlin, Küdow-Lüchfeld, Rohrlack, Vichel und Wildberg die Gemeinde Temnitztal gebildet. Seither ist Wildberg ein Ortsteil der Gemeinde Temnitztal.
Sehenswürdigkeiten, Denkmale
Bearbeiten- In der Liste der Baudenkmale in Temnitztal sind für Wildberg drei Baudenkmale aufgeführt.
- Evangelische St.-Nikolai-Kirche mit der Familiengruft des Adelsgeschlechts von Zieten
- In der Liste der Bodendenkmale in Temnitztal sind für Wildberg zehn Positionen aufgeführt.
- Reste der Wallanlage mit dem trockenen Graben der früheren Burg Wildberg (südlich der Hauptstraße (B167) bei der Bahnanlage)
- Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in der Ortsmitte wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges entfernt (vergraben). Hier befindet sich eine Feldsteinmauer als Rest der Gedenkstätte von 1976 für den Ruppiner Landarbeiterstreik 1922.
Persönlichkeiten
BearbeitenPersonen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
- Roland Kutzki (* 1942), Architekt und Städtebauer, wuchs von 1945 bis 1948 in Wildberg auf
Literatur
Bearbeiten- Wildberg. In: Hans Joachim von Berkholz: Die Familie von Zieten – Stammfolgen und biographische Nachrichten. A. Roter Stamm, I. Linie – Wildberg, Haus Wildberg. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2007, ISBN 978-3-7980-0580-8. S. 36 f.
- Egbert Zemlin: Wildberg. Eine Fotochronik. 1. Auflage, Edition Rieger, Berlin, Karwe bei Neuruppin 2000, ISBN 978-3-935231-06-0. 128 S.; 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-935231-83-1. 263 S.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gemeinden in Deutschland nach Fläche, Einwohner und Postleitzahl. Hrsg. Statistisches Bundesamt, 1996-12-31. |1= destatis.de
- ↑ Einwohnerzahlen. (PDF) Amt Temnitz, abgerufen am 3. April 2023.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1903. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: „Der Gotha“. 4. Auflage. Zieten. A. Roter Stamm, Wildberg. I. Linie. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 953–954 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, Zögling von Zieten, Ernst Balthasar-No.: 1392. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 316–317 (staatsbibliothek-berlin.de).
- ↑ Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Teil. Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914 - 1945. Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. Hrsg.: Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff, Gerhard Hannemann. Zöglingsnummer 2051. 1925. Gerhard Heinrigs, Köln 1971, DNB 720252679, S. 158.
- ↑ Christoph Franke, Graf Moritz Strachwitz v. Groß-Zauche u. Camminetz: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser 2002. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv Marburg (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2015. Band XXII, Nr. 127. C. A. Starke, 2002, ISBN 3-7980-0827-2, ISSN 0435-2408, S. 100–101 (google.de).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII. 1929. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Verzeichnis. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Paul Niekammer Reihe, Letztausgabe. 1929. 4. Auflage. Reg.-Bezirk Potsdam, Kreis Ruppin. Verlag von Niekammer’s Adressbüchern, Leipzig 1929, S. 108 (martin-opitz-bibliothek.de).
- ↑ Juliane Bluhm, Uta Lehnert: Reinhold Poss Deutscher Marineflieger. In: Den Toten eine Stimme. Der Parkfriedhof Lichterfelde, Berlin 1996. stiftung-historische-friedhoefe.de, 1996, abgerufen am 25. Januar 2023.