Wilhelm Bendow

deutscher Schauspieler und Komiker

Wilhelm Bendow (* 29. September 1884 in Einbeck; † 29. Mai 1950 ebenda; eigentlich Wilhelm Emil Boden) war ein deutscher Schauspieler und erfolgreicher Komiker, der zu Lebzeiten von seinem Publikum auch liebevoll Onkel Wilhelm oder Mann im Mond genannt wurde.

Wilhelm Bendow im Kabarett der Komiker, 1936

Wilhelm Bendow wurde 1884 als Wilhelm Emil Boden als Sohn des Brauereibesitzers Friedrich Boden in Einbeck geboren.[1] Er begann seine Karriere an Schmierenbühnen, bis er 1906/07 eine Verpflichtung an das Berliner Schillertheater erhielt. In den 20er Jahren wurde er auch als Kabarettist bekannt, besonders seit er sein eigenes Kabarett Bendows Bunte Bühne leitete (bis 1934).

Als Schauspieler trat er u. a. als Mondmann in dem Fantasyfilm Münchhausen in Erscheinung. Insgesamt war er in nahezu 100 Produktionen zu sehen, oft auch in kleinen Nebenrollen wie in Quax, der Bruchpilot.

Bendow spielte in zahlreichen Spielfilmen und am Theater hauptsächlich komödiantische Rollen und erlangte zudem durch humoristische Vorträge und Sketche im Rundfunk und auf Sprechplatten Popularität. Auch im Varieté trat er auf, so etwa im Oktober 1943 zusammen mit Lilly Towska als Partnerin in der „Scala“ in Frankfurt am Main.[2] Nach einem Unfall im Jahr 1948 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Beigesetzt wurde er auf dem Neustädter Friedhof seiner Geburtsstadt Einbeck.

Erneute Bekanntheit erlangte Wilhelm Bendow durch den von vielen Humoristen benutzten Sketch Auf der Rennbahn mit dem vielzitierten Ausspruch „Wo laufen sie denn?“. Eine Tonaufnahme des Sketches wurde 1972 von Loriot mit einem Zeichentrickfilm unterlegt.[3][4]

1938 und 1939 wurde gegen Bendow durch die Gestapo Berlin wegen des Verdachts homosexueller Kontakte ermittelt, das Verfahren wurde eingestellt. Bendow war in homosexuellen Kreisen als Homosexueller bekannt, ging damit aber selbst nicht an die Öffentlichkeit.[5] Bendow stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[6]

Filmografie

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Hörspiele (Auswahl)

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Tondokumente (Auswahl)

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  • Rennbahngespräche (1926) – mit Paul Morgan
  • Prosit Neujahr (1926) – mit Paul Morgan
  • In der Oper (1929) – mit Paul Morgan
  • Silvesterfeier (1930) – mit Max Ehrlich
  • Faust in der Garderobe (1930) – mit Paul Morgan
  • Achtung! Tonfilmaufnahme, oder: Wilhelm Bendow im Löwenkäfig (1931)
  • Nur nicht unterkriegen lassen (1932) – mit Paul Morgan
  • Der Säugling bei der Taufe / Feuchtfröhliche Kindertaufe (1933)
  • Mies und Munter im Theater (1936) – mit Bruno Fritz
  • Mies und Munter im Schlafwagen (1936) – mit Bruno Fritz
  • Auf der Rennbahn (1946) – mit Franz-Otto Krüger

Die Originalaufnahmen erschienen auf Schellackplatten, zumeist unter den Labeln Parlophon und Odeon. Um 1980 veröffentlicht auf LP Wilhelm Bendow – Ein Komiker läßt grüßen… (Electrola 1C 050-28988), ein zweiter Teil (1986) Wo laufen sie denn… enthält zusätzlich Rundfunkaufnahmen sowie die vollständige Fassung von Auf der Rennbahn (Electrola 1C 038-156298 1).

Literatur

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  • Wilhelm Bendow, Marcellus Schiffer: Der kleine Bendow ist vom Himmel gefallen. Enthüllungen in Wort und Bild vom unentwickelten Knaben bis zum überreifen Manne. Efra, Berlin 1925.
  • Erich Plümer: Wilhelm Bendow – Schauspieler und Kabarettist. Eine Dokumentation zu seinem 100. Geburtstag. Stadt Einbeck, Einbeck 1984.
  • Diskographie Wilhelm Bendow in: Manfred Weihermüller: Discographie der deutschen Kleinkunst. Band 1. Brigit Lotz-Verlag, Bonn 1991, ISBN 3-9802656-0-9.
  • Wilhelm Bendow. In: Persönlichkeiten in Berlin 1825–2006. Erinnerungen an Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, Berlin 2015, S. 14–15. urn:nbn:de:kobv:109-1-7841313 (Archiv).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 320.
  • Matthias Gerschwitz: Tü-Tü und Zack-Zack. Die fast vergessenen Karrieren von Wilhelm Bendow und Hubert von Meyerinck. BoD, Norderstedt 2023, ISBN 978-3-75780-154-0.
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Commons: Wilhelm Bendow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und männlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Hamburg 1998, S. 119.
  2. Scala - Das Varieté für Jedermann: Programm 16.-31. Oktober 1943. Frankfurt am Main 1943, 4 Seiten.
  3. Cartoon In: Das Fernsehlexikon.
  4. Axel Schock: Kann denn Singen Sünde sein? Rundfunkporträt über Wilhelm Bendow. RIAS 1993
  5. Persönlichkeiten in Berlin 1825–2006
  6. Bendow, Wilhelm, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 40