Wilhelm Jünemann

deutsch-chilenischer römisch-katholischer Priester, Schriftsteller, Hellenist, Philologe, Literaturkritiker und Übersetzer

Wilhelm Jünemann Beckschäfer (* 28. Mai 1855 in Welver; † 21. Oktober 1938 in Tomé) war ein deutsch-chilenischer römisch-katholischer Priester, Schriftsteller, Hellenist, Philologe, Literaturkritiker und Übersetzer. Berühmt wurde er als Autor der Jünemann-Bibel, der ersten vollständigen Bibelübersetzung in Lateinamerika und der ersten auf Spanisch aus Amerika, zusätzlich zur ersten spanischen Übersetzung der Septuaginta.[1]

Wilhelm Jünemann (1938)

Wilhelm Jünemann wurde in Welver, einer Gemeinde in Westfalen, als eines von vier Kindern aus der Ehe von Friedrich Jünemann und Christina Beckschäfer geboren. Als Achtjähriger wanderte er mit seiner Familie in den Süden Chiles aus. Die Familie ließ sich in der Hafenstadt Puerto Montt nieder. Nach der Grundschulzeit zog er nach Santiago de Chile um, um das Colegio San Ignacio, eine Jesuitenschule, zu besuchen. In der chilenischen Hauptstadt wurde er im Alter von 16 Jahren von Ignacy Domeyko, dem damaligen Rektor der Universität von Chile, für seine Kenntnisse und Beherrschung der lateinischen Sprache ausgezeichnet.[2] Zwei Jahre später trat er in das Konzilseminar von Concepción ein und wurde 1880 zum Priester geweiht.

In dieser Stadt, der heutigen regionalen Hauptstadt von Biobío, begann er mit den Bibelübersetzungen.[3] 1928 erschien seine Übersetzung des Neuen Testamentes.[4] Sein Hauptwerk ist La Sagrada Biblia. Versión de la Septuaginta al español, in Lateinamerika als „Biblia de Jünemann“ bekannt.[5] Sie legt den Text der Septuaginta zugrunde, den Jünemann wörtlich übersetzte. Die „Biblia de Jünemann“ ist die erste in Lateinamerika erarbeitete Bibelübersetzung ins Spanische,[6] sie erschien erst 54 Jahre nach seinem Tod.[7]

Neben seinen religiösen Werken fertigte er zahlreiche Übersetzungen klassischer Werke der griechischen Literatur an, eine der herausragendsten ist seine Version der Ilias des Homer.[3]

Während seines gesamten priesterlichen Lebens diente er als Kaplan und Pfarrer der römisch-katholischen Kirche in der heutigen Provinz Concepción. 1917 war er einer der prominenten Gäste der Stadt für das erste Treffen mit politischen und kirchlichen Autoritäten, das den Bau einer medizinischen Fakultät für die Gegend anstrebte, aus der die Medizinische Fakultät der Universität Concepción hervorgehen sollte.[8] Am 12. September 1923 wurde er vom Bischof von Concepción, Gilberto Fuenzalida, zum ersten Kaplan der Christkönigskirche von Tomé ernannt.[9] Er starb in dieser Stadt am 21. Oktober 1938.

Schriften

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  • Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. 1887.
  • Das Wunder von La Dolorosa aus dem Colegio de Quito. 1907.
  • Literaturgeschichte. 1907.
  • Universelle Anthologie der größten literarischen Genies. 1910.
  • Lateinische Schulanthologie. 1912.
  • Universalliteratur. 1916.
  • Gespräche über Deutschland und den Ersten Weltkrieg. 1918.
  • Geschichte der spanischen Literatur und ihrer Anthologie. 1921.
  • Übersetzung von Homers Ilias in Versen. Concepción, 1922.
  • Literarische Ästhetik. 1924.
  • Übersetzung des Neuen Testaments. Concepción, 1928.
  • Porträt meiner Mutter: (Cristina Beckschaefer de Jünemann). 1939 (posthumes Werk).
  • Mein Weg: Autobiographische Notizen zu meinem kritischen Werk. 1939 (posthumes Werk).
  • Übersetzung des Alten Testaments. 1939 (posthumes Werk).
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Einzelnachweise

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  1. Pablo Uribe Ulloa: Guillermo Jünemann: Philologist and Literary Critic from the Church of Concepción-Chile. In: Cuestiones Teológicas. 47. Jahrgang, Nr. 108. Päpstliche Universität Bolivariana, Dezember 2020, cteo, S. 119–133 (englisch, scienceopen.com).
  2. La Ilíada de Guillermo Jünemann (1902). In: Memoria Chilena. Nationalbibliothek Chiles, abgerufen am 16. September 2021 (spanisch).
  3. a b Pablo Uribe Ulloa: El aporte bíblico penquista en el bicentenario. Fakultät für Theologische Studien und Philosophie der Universidad Católica de la Santísima Concepción, 13. Dezember 2010, abgerufen am 16. September 2021 (spanisch).
  4. Guillermo Jünemann: El Nuevo Testamento. Editorial Diocesana de Concepción, Concepción 1928.
  5. María José Schultz Moltalbetti: Guillermo Jünemann, traductor de la Septuagiunta al español. Entrevista a Pablo Uribe Ulloa. In: Reseña bíblica. Revista trimestral de la Asociación Bíblica Española, Jg. 2021, Nr. 109, S. 76–78, hier S. 78.
  6. Juan Luis De León: Ediciones totales y parciales de la Biblia en Lengua española realizadas en Hispanoamérica. In: Letras de Deusto, herausgegeben von der Universidad de Deusto, Jg. 39 (2009), Heft 125, S. 165–213.
  7. Guillermo Jünemann Beckschaefer: La Sagrada Biblia. Versión de la Septuaginta al español. Versión directa del Griego, Hebreo y Arameo. Según los mejores códices: Vaticano, Sinaítico, Alejandrino y sus mejores ediciones. A.G.D. Impresiones (Arte Gráfico Digital), Santiago de Chile 1992.
  8. Medizinische Fakultät der Universität Concepción: Historia de la Facultad. Udecmed.cl, abgerufen am 16. September 2021 (spanisch).
  9. Rolando Saavedra Villegas: Parroquia Cristo Rey y los Werner en Bellavista-Tomé. 2013 (spanisch, archivohistoricoconcepcion.cl (Memento des Originals vom 15. September 2021 im Internet Archive) [abgerufen am 16. September 2021]).