Wilhelm Wessel

deutscher Maler und Grafiker

Wilhelm Wessel (* 29. Mai 1904 in Iserlohn; † 3. Juni 1971 ebenda) war ein deutscher Maler und Grafiker und ein wichtiger Vertreter des Informel.

Wilhelm Wessel pflegte 1923 erste Kontakte mit den Malern Kurt Schwitters und Wassily Kandinsky. Nach ausgedehnten Reisen durch Griechenland und Vorderasien nahm er 1928 ein Studium in Berlin an der Staatlichen Hochschule für Kunst auf (Lehrer unter anderem Karl Hofer) und beendete dieses 1931 mit dem Examen für das künstlerische Lehramt. In den folgenden Jahren war er zunächst als Lehrer tätig, eigene künstlerische Werke entstanden nebenbei. 1934 heiratete er die Künstlerin Irmgart Wessel-Zumloh.

1937 wurde eine frühe Zeichnung Wessels in einem Museum in Münster von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt, weswegen er seinen Stil bis Ende des Zweiten Weltkriegs anpasste und seinen Fokus auf Landschaften und Porträts legte.[1] Er zum Kriegsdienst eingezogen wurde und diente als Soldat sowie Kriegsmaler. Sechs seiner dabei entstandenen kriegsverherrlichenden Zeichnungen wurden 1943 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München gezeigt, unter anderem die Pastellbilder „Brennende Feindpanzer vor der Stellung“[2] und „Bunkerlinie in der ägyptischen Wüste“.[3]

Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst ließ er sich 1945 in seiner Heimatstadt Iserlohn nieder und begann als freischaffender Künstler zu arbeiten. 1954 erhielt Wessel den Kunstpreis der Stadt Iserlohn.

Wilhelm Wessel erlangte in den 1950er Jahren erste Bekanntheit durch seine informellen, dunkeltonigen Bilder, mit reliefartigem, erdigem Farbauftrag mit Fugen und Rissen. Später steigerte er das Materialbetonte seiner Malerei durch Verwendung von Stofffetzen, Zeitungsausrissen und Ähnlichem. In den sechziger Jahren entstanden reliefhafte Bilder mit hellem Hintergrund und unruhigem, linearen Strukturen. Sie ebneten den Weg zu Wessels eigenwilligen Schriftbildern und Schriftcollagen, die er von 1967 bis zu seinem Tode 1971 schuf.

1954 initiierte Wilhelm Wessel die ersten deutschen Ausstellungen im Ausland, so im Stedelijk Museum in Amsterdam und in Zusammenarbeit mit dem französischen Kunsthändler Rene Drouin eine vielbeachtete Ausstellung im Cercle Volney in Paris. Seine Arbeiten wurden auf zahlreichen großen Einzelausstellungen und bei wichtigen Gemeinschaftsausstellungen gezeigt. Im März 1958 zeigte die Galerie Stadler in Paris, von der er bereits seit 1956 weltweit vertreten wurde, eine Schau mit Werken von Wilhelm Wessel und Emil Schumacher. Ab 1956 nahm Wilhelm Wessel an wichtigen internationalen Ausstellungen der «art autre» teil.

Von 1952 bis 1957 war Wilhelm Wessel Vorsitzender des Westdeutschen Künstlerbundes, den er zusammen mit Herta Hesse, der damaligen Leiterin des Karl-Ernst-Osthaus Museums in Hagen, sowie dem Künstler Eberhard Viegener gegründet hatte.

Zahlreiche Werke von Wilhelm Wessel befinden sich in öffentlichem Besitz sowie in privaten Sammlungen.

 
Grabstätte der Eheleute Wessel auf dem Iserlohner Hauptfriedhof

Sein Wohnhaus und Atelier in der Gartenstraße in Iserlohn beherbergt heute die Villa Wessel, dort den Kunstverein „Wilhelm Wessel / Irmgart Wessel-Zumloh e. V.“. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, den künstlerischen Nachlass des Ehepaares Wessel aufzuarbeiten und zu pflegen. Es werden zusätzlich Ausstellungen von der Klassischen Moderne bis hin zu wichtigen zeitgenössischen Tendenzen gezeigt, mit dem Schwerpunkt der frühen Nachkriegskunst und damit dem künstlerischen Umfeld der Wessels.

Ausstellungen

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Einzelausstellungen

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Gemeinschaftsausstellungen

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  • Große Deutsche Kunstausstellung in München, 1943
  • Stedelijk Museum Amsterdam, 1954 und 1956
  • Cercle Volney Paris, 1955
  • IX. Premio Lissone Italien, 1955
  • XXIX. Biennale von Venedig, 1958
  • International Art Festival Osaka, Kyoto und Tokio, 1958
  • Internationale Kunstmesse Art Basel, 1970 und 1973

Wilhelm Wessel nahm an weiteren internationalen Ausstellungen in Madrid, Paris, Barcelona, Turin, Buenos Aires und Peru teil.

Seit 1950 kam es auch zu zahlreichen Beteiligungen an den Ausstellungen des Westdeutschen Künstlerbundes. Wessel beteiligte sich außerdem als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes zwischen 1953 (in der Kunsthalle Hamburg) und 1970 (im Rheinischen Landesmuseum in Bonn) an insgesamt zwölf großen DKB-Jahresausstellungen.[4]

Einzelnachweise

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  1. Ulrike Knöfel: Unbekannte NS-Kunst: Die Angst vor Hitlers Lieblingsbildern. In: Der Spiegel, 9. August 2019, abgerufen am 19. Juni 2022.
  2. Brennende Feindpanzer vor der Stellung — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  3. Bunkerlinie in der ägyptischen Wüste — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  4. s. Wessel, Wilhelm, in: Kunstreport: neunzehnhundertdrei|neunzehnhundertfünfundneunzig. Der Deutsche Künstlerbund im Überblick, Sonderausgabe Winter 1994/95, Bonn 1995. ISBN 3-929283-08-5 (S. 135)

Literatur

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  • Bibliographie Wilhelm Wessel
  • Rainer Danne: Wilhelm Wessel (1904–1971). In: Klaus Kösters (Hrsg.): Anpassung – Überleben – Widerstand: Künstler im Nationalsozialismus. Aschendorff Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-402-12924-1, S. 235–240.
  • Erich Franz (Hrsg.): Wilhelm Wessel (1904–1971). Malerei - Materie. Wienand, Köln 2002, ISBN 3-87909-790-9.
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