Wintersweiler
Wintersweiler ist ein Ortsteil der Gemeinde Efringen-Kirchen im Landkreis Lörrach. Der Ort liegt östlich des Isteiner Klotzs im Markgräflerland. Die Bundesstraße 3 zwischen Weil am Rhein und Freiburg führt wenige Kilometer westlich an Wintersweiler vorbei und verläuft auf dieser Höhe parallel zum Engebachtal. Östlich vom Dorfkern verläuft vollständig unterirdisch der rund 9,4 Kilometer lange Katzenbergtunnel, der als Eisenbahntunnel Teil der Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe–Basel ist.
Wintersweiler Gemeinde Efringen-Kirchen
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Koordinaten: | 47° 40′ N, 7° 34′ O |
Höhe: | 321 m ü. NHN |
Fläche: | 3,1 km² |
Einwohner: | 480 (2022)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 155 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 79588 |
Vorwahl: | 07628 |
Lage von Wintersweiler im Gemeindegebiet
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Geografie und Lage
BearbeitenWintersweiler ist ein locker bebautes Haufendorf, das nach Westen auf einer leicht exponierten Hangverflachung etwa 50 Höhenmeter über dem Engebachtal (etwa 270 m ü. NHN) liegt. Die Kreisstraße verbindet den Ort mit der Bundesstraße 3. Südlich von Wintersweiler befindet sich die Gemeinde Efringen-Kirchen und die Britschenhöfe, westlich der Ortsteil Huttingen und nördlich Welmlingen. Nach Osten führt eine asphaltierte Straße über den 397 m ü. NHN hohen Katzenberg nach Mappach. Südöstlich grenzt Wintersweiler an den Ortsteil Egringen. Damit ist Wintersweiler vollständig von Efringen-Kirchen beziehungsweise seinen Ortsteilen umgeben.
Abseits des Besiedlungskerns von Wintersweiler, an der B 3, befindet sich die Engemühle. Die Häuser wurden spätestens seit 1528 als Getreidemühle genutzt und in den 1970er Jahren in einen Landgasthof umfunktioniert.[2]
Geschichte
BearbeitenDer Fund von Grabhügeln aus der Hallstattzeit auf dem Katzenberg deutet auf eine frühe urgeschichtliche Besiedelung hin.[3]
Wintersweiler wurde im Jahr 909 als „marcha seu villa Witereswilare“ und „villa Witireswilare“ erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1313 ist die Erwähnung als „Winterswilr“ belegt, leitet sich von einem Personennamen ab und war im Besitz des Klosters St. Gallen. Es wird vermutet, dass die Siedlung aus der Karolingerzeit stammt. Der Vorgänger des Ortes könnte ein als Flurname fortlebender Ort Bübingen gewesen sein. Wintersweiler gehörte als Lehen den Herren von Rötteln. 1313 gelangte der Besitz an das Kloster Himmelspforte bei Wyhlen. 1368 wurde der Besitz verkauft und ging an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Ein Jahr später, im Jahr 1387, wurde eine St.-Jakobs-Kapelle erstmalig erwähnt. 1385 wird Wintersweiler als Tagungsort des markgräflichen Landgerichts im oberen Breisgau erwähnt.
Im Jahr 1503 ging das Dort an die Markgrafen von Baden über, 1809 zum badischen Bezirksamt Kandern und 1819 schließlich zum Bezirksamt bzw. später dem Landkreis Lörrach. Von 1938 bis 1944 gab es in Wintersweiler ein Lager des Reichsarbeitsdienstes.[4]
Zum 1. Oktober 1974 wurde Wintersweiler der Gemeinde Efringen-Kirchen zugeteilt.
Bevölkerung
BearbeitenEinwohner
BearbeitenDie Zahl der Einwohner in Wintersweiler entwickelte sich wie folgt:[5][6]
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Religion
BearbeitenDie Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[7][8]
Religionszugehörigkeit in Wintersweiler | |||
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Jahr | Religion | ||
evangelisch | katholisch | sonstige | |
1858 | 97,6 % | 2,4 % | 0 % |
1925 | 95,9 % | 4,1 % | 0 % |
1950 | 93,5 % | 6,1 % | 0,4 % |
1961 | 95,1 % | 3,3 % | 1,6 % |
1970 | 90,8 % | 6,6 % | 2,6 % |
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenIn der Gemeinde Efringen-Kirchen wird die Gemeinderatswahl als unechte Teilortswahl durchgeführt, wobei dem Ortsteil Wintersweiler ein Sitz zusteht.[9]
Ortschaftsrat
BearbeitenDer Ort hat einen Ortschaftsrat mit 6 Mitgliedern. Ortsvorsteher ist Markus Güthlin.[10]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Gold auf grünem Schildfuß an schwarzem Stecken ein grüner Rebstock mit beidseits einer blauen Traube und rechts zwei, links einem Blatt, darüber eine Strahlensonne.“[11] Der Rebstock und die Sonne sind einem früheren Gemeindesiegel entnommen. Das Wappen ist seit 1906 in Verwendung.
Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDas Dorf Wintersweiler ist in seiner ursprünglichen Form eines Haufendorfs erhalten geblieben. Von der s-förmig verlaufenden Kreisstraße zweigen Nebenstraßen in die überwiegend aus Wohnhäusern bestehende Besiedlung.
Im Dorfkern befindet sich die Evangelische Kirche Wintersweiler, deren urkundliche Erstnennung ins Jahr 1402 zurück reicht.
Nördlich der Kirche befindet sich ebenfalls an der Dorfstraße gelegen das Rathaus und die Freiwillige Feuerwehr des Ortes.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenFeuerwehr
BearbeitenDie Freiwillige Feuerwehr Efringen-Kirchen hat in Wintersweiler eine Einsatzabteilung, die aus 30 aktiven Wehrmännern und 18 Personen in der Altersmannschaft besteht. Zur Ausstattung gehört ein Staffellöschfahrzeug.[12]
Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik
BearbeitenDas Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik hat an der B 3, auf der Kreisstraße nach Wintersweiler, einen Standort seines Ernst-Mach-Instituts. An diesem Standort gibt es Laborbeschleunigungsanlagen, welche Sicherheitsnormen von ballistischen Geschossen messen und testen. Außerdem befindet sich dort ein Labor zur Erforschung des Versagens großer Lithium-Ionen-Akkus.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Karl Schmidt (1834–1909), deutscher Unternehmer und Kraftfahrzeughersteller
- Karl Rösch (1912–2001), deutscher Kunstmaler[13]
Literatur
Bearbeiten- Wintersweiler. In: Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1. , Band I, S. 729–734.
- Erhard Richter (Hrsg.): 1100 Jahre Wintersweiler: Chronik. Efringen-Kirchen: Gemeinde Efringen-Kirchen, 2009, ISBN 978-3-932738-45-6.
- Erhard Richter: Wintersweiler im Wandel der Geschichte. In: Das Markgräflerland, Jg. 2009, Bd. 2, S. 5–19. (Digitalisat der UB Freiburg)
- Erhard Richter: Der Ortsname Wintersweiler. In: Das Markgräflerland, Jg. 2009, Bd. 2, S. 20–21. (Digitalisat der UB Freiburg)
- Helmut Fehse: Ortsfamilienbuch Wintersweiler (1528–2014). Efringen-Kirchen 2014, Verlag Interessengemeinschaft Badischer Ortssippenbücher
Weblinks
Bearbeiten- Wintersweiler - Altgemeinde~Teilort – Archivmaterial. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
- Gemeinde Efringen-Kirchen: Geschichte von Wintersweiler
- Deutsche Digitale Bibliothek: Digitalisierte Objekte zu Wintersweiler
- Spaziergang 5 km in und um Wintersweiler. Erstellt vom Förderkreis 'Museum in der Alten Schule' e.V. Efringen-Kirchen www.foerderkreis-museum.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gemeinde Efringen-Kirchen: Infos, Zahlen & Fakten. Abgerufen am 15. Juni 2024.
- ↑ Fritz Schülin: Die Engemühle. in: Das Markgräflerland. Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur. Heft 1/2 1978, S. 38–41. (Digitalisat der UB Freiburg)
- ↑ Siehe Matthias Reinauer: Ein hallstattzeitlicher Grabhügel auf dem Katzenberg bei Wintersweiler. In: Das Markgräflerland, Jg. 2009, Bd. 2, S. 25–40. (Digitalisat der UB Freiburg)
- ↑ Siehe Dieter Mohr: Das Reichsarbeitsldienstlager in Wintersweiler (1938–1944). In: Das Markgräflerland, Jg. 2009, Bd. 1, S. 129–151. (Digitalisat der UB Freiburg)
- ↑ Bevölkerungsentwicklung: Wintersweiler, zuletzt aufgerufen am 27. November 2023
- ↑ Efringen-Kirchen: Infos, Zahlen & Fakten, aufgerufen am 27. November 2023
- ↑ Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Wintersweiler, zuletzt aufgerufen am 27. November 2023
- ↑ Religionszugehörigkeit: Wintersweiler, zuletzt aufgerufen am 27. November 2023
- ↑ Siehe Hauptsatzung der Gemeinde Efringen-Kirchen pdf
- ↑ siehe Homepage der Gemeinde Efringen-Kirchen; abgerufen am 30. November 2023
- ↑ Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, S. 50.
- ↑ Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Wintersweiler., aufgerufen am 28. November 2023.
- ↑ Siehe Clemens Lamberth: Karl Rösch und seine Wintersweiler Motive. In: Das Markgräflerland, Jg. 2008, Bd. 2, S. 69–82. (Digitalisat der UB Freiburg)