Wladimir Borissowitsch Pastuchow

russischer Politikwissenschaftler, Publizist und Rechtsanwalt

Wladimir Borissowitsch Pastuchow (russisch Влади́мир Бори́сович Пастухо́в; * 22. April 1963 in Kiew) ist ein russischer Politikwissenschaftler, Rechtswissenschaftler, Rechtsanwalt und ehrenamtlicher leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Schule für Slawistik und Osteuropastudien des University Colleges London. Er ist Autor der „Verfassung von Konzepten“, die geschriebener Kodex ungeschriebener Regeln, die echte Substanz des Lebens in Russland festlegt, ist.[1]

Wladimir Borissowitsch Pastuchow (2014)

Biografie

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Frühes Leben

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Wladimir Pastuchow ist am 22. April 1963 in Kiew geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt, seine Mutter war Wirtschaftswissenschaftlerin. Nach der Sekundarbildung schrieb Wladimir Pastuchow sich an der juristischen Fakultät der Kiewer Staatlichen Universität ein, die er 1985 mit einem Diplom in Rechtswissenschaften absolviert hat.[2]

Postgraduales Studium

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Im Jahr 1989 wurde Pastuchow mit seiner Dissertation zum Thema Die politische Macht in der sozialistischen Gesellschaft: das Wesen und die Erscheinung (gnoseologischer Aspekt der Studie) am Institut für Staat und Recht promoviert und wurde Kandidat der Rechtswissenschaften.[2][3]

Im Jahr 1995 wurde er mit der Dissertation zum Thema Die historisch-kulturelle Konditionalität der Evolution der politischen Macht in Russland am Institut für Vergleichende Politikwissenschaft der Russischen Akademie der Wissenschaften zum Doktor der Politikwissenschaften promoviert.[2][4]

Rechtspraxis

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Wladimir Pastuchow wurde im Jahr 1999 als russischer Rechtsanwalt zugelassen.[2] Er ist noch immer (Stand September 2023) russischer Rechtsanwalt (Registriernummer 77/520) und Mitglied der Rechtsanwaltskammer der Stadt Moskau. Er übt seinen Beruf beim städtischen Rechtsanwaltskollegium von Moskau aus,[5] in der Abteilung „Rechtsanwaltsbüro №21“.[6]

Als Rechtsanwalt spezialisierte Pastuchow sich auf gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten.[2] In den 2000er Jahren vertrat er die Interessen der Fondsgesellschaft Hermitage Capital Management in ihrem Konflikt mit den russischen Behörden. Im Juli 2008 reichten er und sein Kollege Eduard Chairetdinow als Bevollmächtigte dieser Fondsgesellschaft bei der Strafverfolgungsbehörde eine Klage ein, um ein Strafverfahren wegen Betrugs zu eröffnen. Danach führte die russische Polizei eine Durchsuchung in seinem Anwaltsbüro durch, bei der die Vollmachten, die die Fondsgesellschaft den Rechtsanwälten ausgestellt hatte, beschlagnahmt wurden. Die russischen Ermittlungsbehörden eröffneten daraufhin ein Strafverfahren nach Artikel 327 des russischen Strafgesetzbuchs („Verwendung eines vorsätzlich gefälschten Dokumentes“) mit der Begründung, dass „die ausländischen Eigentümer der Fondsgesellschaft nicht in der Lage waren, den russischen Rechtsanwälten Vollmachten auszustellen, weil diese Eigentümer nicht in das Gebiet der Russischen Föderation eingereist waren“. Das Argument der Verteidigung, dass eine persönliche Anwesenheit der Eigentümer in Russland für die Ausstellung der Vollmachten an die russischen Rechtsanwälte nicht notwendig war, wurde als "nicht überzeugend" befunden. In diesem Moment verließ Pastuchow Russland und begab sich nach London, um dort zu leben.[7] Das Strafverfahren wurde im September 2010 wegen Ablaufs der Verjährungsfrist für Strafverfolgungen abgeschlossen. Alexander Antipow, Rechtsanwalt, der Pastuchow in diesem Strafverfahren verteidigte, hat die entsprechende Entscheidung des Ermittlers mit der Forderung, den Rechtsgrund des Abschlusses des Strafverfahrens in das Nichtvorhandensein eines Corpus Delicti zu ändern, angefochten.[8]

Akademische Karriere

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In den Jahren 1989–1995 arbeitete Pastuchow im Institut der Internationalen Arbeiterbewegung in Moskau. In den Jahren 1995–1999 war er leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Lateinamerika-Studien in Moskau. In den Jahren 1999–2008 war er wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Recht und öffentliche Politik in Moskau.[2] Außerdem lehrte er Rechtswissenschaften an der Wirtschaftshochschule.[7]

Nach seiner Flucht aus Russland setzte Pastuchow seine wissenschaftliche Tätigkeit und Lehrtätigkeit im Vereinigten Königreich fort. Seit 2015 ist er ehrenamtlicher leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Schule für Slawistik und Osteuropastudien des University College London.[9]

Tätigkeit als Publizist

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Pastuchow ist Experte für russische Politik. Er hat viele analytische Artikel über die russische Politik und das russische Rechtssystem geschrieben. Er ist Kolumnist in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften und Websites, wie zum Beispiel der Nowaja gaseta,[10] Republic.ru,[11] Kasparov.ru,[12] MBK-media,[13] und Echo Moskwy[14] (bis zur Schließung im Jahr 2022).

Status als „ausländischer Agent“

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Am 5. Mai 2023 erklärte das Justizministerium der Russischen Föderation Wladimir Pastuchow zum „ausländischen Agenten“.[15]

Wladimir Pastuchow hat eine Frau Julija, die er 1988 heiratete.[16] Das Paar hat einen Sohn Boris, der 1993 in Moskau geboren wurde[16] und jetzt englischer Solicitor (Registriernummer 638500)[17] ist.

  • Три времени России. Общество и государство в прошлом–настоящем–будущем. Moskau 1994, ISBN 5-86004-015-6
  • Украинская революция и русская контрреволюция. Moskau 2014, ISBN 978-5-94282-744-1
  • Революция и конституция в посткоммунистической России. Moskau 2018, ISBN 978-5-94282-830-1

Einzelnachweise

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  1. Wladimir Pastuchow: Понятийная конституция. Moskau 2020, ISBN 978-5-91147-020-3 (russisch, 48 S.).
  2. a b c d e f Владимир Пастухов. In: Polit.ru. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  3. Пастухов Владимир Борисович. Политическая власть в социалистическом обществе: сущность и облик (гносеологический аспект исследования). In: Russische Staatsbibliothek. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  4. Пастухов Владимир Борисович. Историко-культурная обусловленность эволюции политической власти в России. In: Russische Staatsbibliothek. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  5. Результаты поиска по ФИО – Пастухов Владимир Борисович. In: Rechtsanwaltskammer der Stadt Moskau. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  6. Адвокатская контора №21. In: Moskauer städtisches Rechtsanwaltskollegium. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  7. a b Philip Pan: Corporate Raiding Underlines Dismal State of Russia’s Legal System. In: The Washington Post. 13. August 2009, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  8. Дело адвоката состарилось. In: Kommersant. 4. September 2010, abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  9. Emeritus and Honorary Staff at UCL SSEES. In: University College London’s School of Slavonic and East European Studies. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  10. Владимир Пастухов. In: Nowaja gaseta. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  11. Владимир Пастухов. In: Republic.ru. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  12. Владимир Пастухов. In: Kasparov.ru. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  13. Владимир Пастухов. In: MBK-media. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  14. Владимир Пастухов. In: Echo Moskwy. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2022; abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  15. Албуров, Певчих и Пастухов пополнили список иноагентов. In: BFM.ru. 5. Mai 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (russisch).
  16. a b Юлия Пастухова. Яблочное варенье. In: Polit.ru. Abgerufen am 22. Oktober 2023 (russisch).
  17. Boris Pastukhov. In: Solicitors Regulation Authority. Abgerufen am 22. Oktober 2023 (englisch).