Wolf-Glanvell-Hütte

ehemalige Berghütte in den Dolomiten

Die Wolf-Glanvell-Hütte war eine nach dem Alpinisten Viktor Wolf von Glanvell benannte Schutzhütte. Sie lag im Val Travenanzes, einem Hochtal zwischen der Fanesgruppe im Westen und der Tofana im Osten, in der italienischen Provinz Belluno auf 2065 Metern Höhe. Das 1907 fertiggestellte Haus gehörte der Sektion Dresden des Österreichischen Touristenklubs. Bei den Kampfhandlungen während der Ersten Dolomitenoffensive im Gebirgskrieg 1915–1918 wurde die Hütte am 1. August 1915 zerstört.

Wolf-Glanvell-Hütte
(abgegangen)
Die Wolf-Glanvell-Hütte etwa 1908
Die Wolf-Glanvell-Hütte etwa 1908

Die Wolf-Glanvell-Hütte etwa 1908

Lage Val Travenanzes; Provinz Belluno, Italien
Gebirgsgruppe Ampezzaner Dolomiten
Geographische Lage: 46° 32′ 49,3″ N, 12° 2′ 17,1″ OKoordinaten: 46° 32′ 49,3″ N, 12° 2′ 17,1″ O
Höhenlage 2065 m s.l.m.
Wolf-Glanvell-Hütte (Venetien)
Wolf-Glanvell-Hütte (Venetien)
Besitzer ehemalige „Sektion Dresden“ des ÖTK
Erbaut 1907
Bautyp Schutzhütte

Ruine der Wolf-Glanvell-Hütte 2012

Lage und Umgebung

Bearbeiten

Die Hütte lag im oberen Travenanzestal auf 2060 Metern Höhe, westlich oberhalb des Rio Travenanzes. Östlich der Hütte begann der vom damaligen Pächter der Hütte eingerichtete erste Klettersteig der Dolomiten, der Hugo-Kunze-Steig. Dieser bestand aus in den Stein gehauenen Stufen. Über diesen Weg mussten die Österreicher im Dolomitenkrieg einen Teil ihres Nachschubs abwickeln. Nach Verlust von Stellungen im Bereich des Kars Il Masaré und der Tofana di Rozes im Juli 1916 wurde er zerstört. Die heutige Scala del Menighel, an gleicher Stelle, besteht aus Eisenstiften.[1]

Geschichte

Bearbeiten

Viktor Wolf von Glanvell vertrat seit 1904 in der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins[2] den Plan im oberen Travenanzestal eine Schutzhütte zu erbauen, die als Stützpunkt für die touristische Erschließung der Fanisberge und der Tofana dienen sollte. Hugo Kurze, auch er ein Dolomitenfreund, und erster Vorsitzender der Sektion Dresden des ÖTK, griff den Plan zur Errichtung eines Schutzhauses auf und begann 1905, zusammen mit Wiener Vertretern des ÖTK und dem Gemeinderat von Cortina d’Ampezzo, im Travenanzestal mit dem Abstecken des Baugrundes. Im Dezember beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Sektion eine bewirtschaftete Hütte zu bauen und ihr den Namen zu Ehren Wolf von Glanvells, der 1905 verunglückte, zu geben.[3]

Entworfen wurde das im Blockhausstil gestaltete Haus von dem Innsbrucker Architekten Othmar Sehrig. Die Hütte verfügte in der Gaststube über einen halbrunden Erker mit bunter Verglasung. Für Frauen gab es ein Zweibettzimmer, für Männer im Obergeschoss drei Zimmer mit 10 Betten, sowie 9 Matratzenlager.[4]

Im Verlauf der Ersten Dolomitenoffensive blieb der Vormarsch des italienischen Generals Antonio Cantore in der Nähe der Glanvell-Hütte auf etwa 2000 Metern Höhe stecken, in den darauf folgenden Kampfhandlungen zerstörten mehrere Granaten das Haus.[5]

Literatur und Karte

Bearbeiten
  • Deutscher und Österreichischer Touristen-Klub, Sektion Dresden des Ö.T.-K: Denkschrift zur Erinnerung an die Weihe der Wolf Glanvell-Hütte im Val Travenanzes, Dresden 1908
  • Casa Editrice Tabacco, Tavagnacco: Carta topografica 1:25.000, Blatt 03, Cortina d'Ampezzo e Dolomiti Ampezzane
  • Walther Schaumann, "Schauplätze des Gebirgskrieges" Band 1b Westlichen Dolomiten, Tofanen und Marmolata, Verlag: Ghedina e Tassotti Editori, Bassano del Grappa 1981
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Beschreibung des Weges auf der Webseite dolomitiparco.com (Memento vom 20. August 2008 im Internet Archive)
  2. Dr. Victor Wolf von Glanvell: Aus der Fanis-Tofanagruppe, Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1904, Innsbruck 1904, S. 338 ff.
  3. Joachim Schindler: Bergsteigergeschichte - Hugo Kurze zum 100. Todestag in: Der neue Sächsische Bergsteiger, Mitteilungsblatt des SSB, Nr. 4, Dresden, Dezember 2007, S. 40
  4. Denkschrift zur Erinnerung an die Weihe der Wolf Glanvell-Hütte im Val Travenanzes, S. 7 f.
  5. Detaillierte Darstellung des Geschehens auf der Webseite Il Fronte Dolomitico (Italienisch) (Memento vom 7. Februar 2013 im Internet Archive)