Wolf Meinhard von Staa

deutscher Verleger

Wolf Meinhard von Staa, vollständig Wolfgang Meinhard Wilhelm von Staa, (* 3. März 1893 in Elberfeld; † 22. April 1969 in Berlin) war ein deutscher Ministerialbeamter im Dienst des Kultusministeriums sowie Verleger. Bedeutsam ist seine Rolle im Zusammenhang mit der Ausstellung Entartete Kunst.

Von Staa, Sohn des Gymnasiallehrers Gustav Richard von Staa (1859–1939), studierte Rechtswissenschaften in Tübingen, wo er Mitglied des Corps Rhenania wurde[1] und später in Berlin und Kiel. Mit dem Referendarexamen 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde vor allem im Orient und in Palästina eingesetzt, wo er Hans von Hentig kennenlernte[2].

Nach Kriegsgefangenschaft war er im März/April 1920 Mitglied des Freikorps Lützow. 1921 wurde er an der Universität Köln zum Dr. jur. promoviert. Es folgte eine Tätigkeit im preußischen Staatsdienst (1920 Regierungsreferendar Düsseldorf, 1922 Regierungsassistent, 1925 Regierungsrat in bei der Bezirksregierung in Schleswig, 1926 bei der Regierung in Koblenz). 1926 wurde er Mitglied der DVP. Ab 1927 von Staa als Referent im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung tätig und stieg hier 1932 Zeit zum Ministerialrat auf. 1933 wurde er als Vertreter des Ministeriums in den Vorstand der Villa Romana berufen[3]. Ab Mai 1934 leitete er im Range eines Ministerialdirektors die Kunstabteilung im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM). Im selben Jahr trat er der NSDAP bei und wurde zum Leiter des Amtes für Volksbildung im REM ernannt. 1937 schied er aus dem Ministerium aus.

Tätigkeit im Reichserziehungsministerium

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Von Staa nutzte seine Möglichkeiten im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, um sich auch nach der Machtergreifung 1933 für moderne Kunst und abweichende Meinungen einzusetzen. So intervenierte von Staa 1934 zugunsten von Hans von Hentig, als die Nationalsozialisten dessen Absetzung in Kiel betrieben[4].

Als Leiter der Kunstabteilung bemühte er sich, die Galerie der Lebenden im Kronprinzenpalais vor Zugriffen zu schützen. Robert Scholz brandmarkte von Staa bereits 1934 gegenüber Alfred Rosenberg als „Boykotteur der NS-Kulturpolitik“[5]. Aufgrund seines Engagements für zeitgenössische Kunst und wegen seiner fortlaufend kritischen Haltung im Zusammenhang mit der Ausstellung Entartete Kunst wurde von Staa gemeinsam mit Eberhard Hanfstaengl 1937 zunächst beurlaubt und dann in den Ruhestand versetzt. Nachfolger des Zwangsbeurlaubten von Staa wurde der weniger kritische Klaus Graf von Baudissin.

Verleger

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1938 ging er zum Verlag Walter de Gruyter und wurde dort 1939 persönlich haftender Gesellschafter.[6] Von 1945 bis zum Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens 1947 musste er aus der Geschäftsführung ausscheiden.[7]

Bibliophiler

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Von 1941 bis 1945 war er Schatzmeister der Gesellschaft der Bibliophilen und war 1954 an der Neugründung des Berliner Bibliophilen Abends beteiligt und bis 1960 dessen erster Vorsitzender[8].

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Aufbau und Bedeutung der deutschen Universitätsinstitute und Seminare. In: Michael Doeberl u. a. (Hrsg.): Das akademische Deutschland Band 3, Berlin 1930, S. 263–276.
  • Die auslandskundlichen Institute der deutschen Universitäten. In: Inter Nationes. Zeitschrift für die kulturellen Beziehungen Deutschlands zum Ausland 2, 1932, Nr. 2, S. 57–59.

Literatur

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  • Wieland Schmidt: Ein ganzer Verleger wird dreiviertel Jahrhundert alt. Zum 75. Geburtstag von Wolf Meinhard von Staa am 3. März. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Jg. 24, Nr. 18, 1. März 1968, S. 441–442.
  • Helmut de Boor: Wolf-Meinhard von Staa. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Jg. 25, Nr. 45, 6. Juni 1969, S. 1357–1358.
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Einzelnachweise

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  1. Kösener Corpslisten 1960, 128, 658.
  2. Hans von Hentig: Mein Krieg. Berlin 1919, S. 74 f.
  3. Philipp Kuhn: Zwischen zwei Neuanfängen: Die Villa Romana von 1929 bis 1959. Anmerkung 49 (PDF).
  4. David von Mayenburg: „Der Fall v. Hentig ist recht unerfreulich“. Hans von Hentig und die nationalsozialistische Hochschulpolitik. In: Mathias Schmoeckel (Hrsg.): Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich“. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 300–346, hier S. 323 Anm. 139.
  5. Christian Saehrendt: „Die Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung: expressionistische Kunst, S. 68.
  6. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 246.
  7. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 259.
  8. Wieland Schmidt: Zur Chronik des Berliner Bibliophilen Abends. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. 8, 1976, S. 41–59, hier S. 50.