Wolfgang Grundmann

deutscher Terrorist, Mitglied der Rote Armee Fraktion

Wolfgang Grundmann (* 3. Juni 1948 in Marburg/Lahn) ist ein ehemaliges Mitglied der terroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF). Er wird deren erster Generation zugerechnet und war von 1972 bis 1976 inhaftiert.

Wolfgang Grundmann wuchs in Marburg auf.[1] Er war Mitglied der 1971 gegründeten Schwarzen Hilfe, einer anarchistischen Gruppe zur Unterstützung inhaftierter Terroristen.[2] Zu dieser Zeit war er in Marburg als Student eingeschrieben.[1] Im Herbst 1971 rekrutierte Gudrun Ensslin Grundmann und seine Freundin Ingeborg Barz für die RAF.[2]

Am 2. März 1972 wurde Grundmann zusammen mit dem weiteren RAF-Mitglied Manfred Grashof in Hamburg verhaftet.[1] Die Polizei hatte einen Hinweis erhalten, dass es in der Heimhuder Straße 82 eine konspirative Wohnung geben solle.[3] Nachdem die Polizisten in der Wohnung niemanden angetroffen hatten, warteten sie hinter der geschlossenen Wohnungstür.[3] Als Grundmann und Grashof gegen 22.45 Uhr die Wohnung betreten wollten, standen sie den Polizisten mit gezogenen Pistolen gegenüber.[3][4] Grashof gab zwei Schüsse auf den Kriminalhauptkommissar Hans Eckhardt ab, der 20 Tage später an den Folgen der Schussverletzungen verstarb.[3][4] Während Grashof zu flüchten versuchte und erst nach Treffern aus Polizeipistolen aufgab, ließ sich Grundmann widerstandslos festnehmen.[3][4]

Der Strafprozess gegen Grundmann fand ab dem 2. September 1975 vor der Vierten Strafkammer des Landgerichts Kaiserslautern statt.[5][6] Gegenstand des Verfahrens waren mehrere Tatvorwürfe, mit angeklagt waren Grashof und das weitere RAF-Mitglied Klaus Jünschke.[5] Grundmann ließ sich von 15 Wahlverteidigern vertreten, was maßgeblich dazu beitrug, dass 1977 die Strafprozessordnung dahingehend geändert wurde, dass ein Angeklagter höchstens drei Wahlverteidiger benennen darf.[1]

Grundmann wurde im Oktober 1976, noch während des laufenden Gerichtsverfahrens, aus der Untersuchungshaft entlassen.[6] Zuvor waren die bestehenden Haftbefehle gegen ihn aufgehoben worden, weil nach Ansicht des Gerichts kein dringender Tatverdacht mehr vorlag.[6] Am 2. Juni 1977 wurde Grundmann wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.[4][7] Da er bis zu seiner Haftentlassung im Jahre 1976 bereits viereinhalb Jahre inhaftiert gewesen war, erhielt er eine Haftentschädigung.[4][7] Grundmann distanzierte sich bereits während seiner Haftzeit von der RAF.[8]

In dem 2001 erschienenen Dokumentarfilm Black Box BRD von Andres Veiel wirkte Grundmann als einer der Gesprächspartner mit.[9]

Grundmann, der als Gastronom in Marburg-Weidenhausen lebt, wurde bei den Kommunalwahlen in Hessen 2016 für die SPD in den Ortsbeirat von Weidenhausen gewählt.[10][11][12] Von 2016 bis 2019 war er auch Ortsvorsteher dieses Stadtteils.[13]

Rezeption

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Auf dem Ende 2021 erschienenen Album Antilopen Geldwäsche Sampler 1 zeichnet die Antilopengang mit dem Lied Wer hat uns verraten? den Lebensweg von „Wolfgang G.“ nach.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Björn Wisker, Anna Ntemiris: Marburger verübte keine RAF-Anschläge. In: op-marburg.de. 3. März 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Dezember 2021; abgerufen am 31. Dezember 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.op-marburg.de
  2. a b Verräter und Verschwundene. In: Der Spiegel. 30. September 2007, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  3. a b c d e Axel Franz: RAF-Terror in Hamburg kostet Soko-Leiter das Leben. NDR, 6. Mai 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  4. a b c d e Klaus Lohmann, Schleswig-Holstein am Sonntag: Serie: Mörderischer Norden: Im Kugelhagel der RAF | shz.de. 10. April 2012, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  5. a b Dirk A. Leibfried: 22. Dezember 1971: Als der RAF-Terror nach Kaiserslautern kam - VOR 50 JAHREN. 22. Dezember 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  6. a b c Bunte Mischung. In: Der Spiegel. 17. Oktober 1976, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  7. a b Überlegen und flexibel. In: Der Spiegel. 5. Juni 1977, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  8. Einmal RAF, immer RAF? In: Der Spiegel. 4. Dezember 1977, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  9. BLACK BOX BRD - Ein Film von Andres Veiel - Gesprächspartner. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
  10. Wirbel um Kandidatur von früherem RAF-Mitglied, FAZ.net vom 3. März 2016
  11. Wirbel um Kandidatur von Ex-RAF-Mitglied in Marburg, dpa über focus.de, abgerufen am 3. März 2016
  12. https://www.marburg.de/seiten/wahlen/ortsbeirat/2016/Weidenhausen2016Echt.html
  13. Stadt Marburg: OB Spies überreicht Weidenhausens erstem Ortsvorsteher Entlassungsurkunde. 11. September 2019, abgerufen am 31. Dezember 2021.