Wostok-Station

Russische Forschungsstation in der Antarktis

Die Wostok-Station (russisch Восток ‚Osten‘) ist eine am 16. Dezember 1957[2] eröffnete früher sowjetische, heute russische Forschungsstation im Wilkesland in der Ostantarktis. Dort wurde unter anderem gemeinschaftlich mit Frankreich ein Eiskern aus dem Eispanzer der Antarktis gebohrt, der Aussagen über die Klimabedingungen in den letzten 420.000 Jahren lieferte.[3]

Wostok-Station
Klimadiagramm[1]
Wostok-Station (Antarktis)
Wostok-Station (Antarktis)
Wostok
Komsomolskaja
Mirny
Lage der russischen Hauptstation Mirny sowie der Inlandstationen Wostok und Komsomolskaja (aufgegeben)

Geographische Lage

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Die Wostok-Station befindet sich 1287 km vom geographischen Südpol entfernt, 1260 km[2] von der am nächsten liegenden Küste und 1410 km[2] landeinwärts von der nächstgelegenen Mirny-Station (Hauptstation), recht nahe dem Pol der Unzugänglichkeit, aber eher weit entfernt vom antarktischen geomagnetischen Pol, dem geomagnetischen Südpol. Sie liegt auf dem Eis über dem Wostoksee auf 3488 m[2] Höhe.

Versorgung

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Die Wostok-Station wird durch einen jährlichen Treck von der an der Küste liegenden Mirny-Station über eine ungebahnte Schneepiste mit Lebensmitteln und 100–130 Tonnen Polardiesel versorgt. Bis in die 1990er-Jahre wurde auch die auf dem Weg liegende, mittlerweile aufgegebene Station Komsomolskaya auf diese Weise versorgt.[4]

Kältepol der Erde

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Bei der Wostok-Station werden extrem niedrige Temperaturen erreicht. Am 21. Juli 1983 – zu Zeiten der antarktischen Polarnacht – wurde mit −89,2 °C die bisher (Stand November 2018) tiefste meteorologisch bestimmte[5] Lufttemperatur der Erde gemessen,[6][7] weshalb die Station auch als „Kältepol der Erde“ bezeichnet wird.[8] Die dünne Luft in der großen Höhe scheint die winterliche Auskühlung zu begünstigen. Am 23. Juli 2004 wurde nordwestlich der Forschungsstation durch Satellitenmessungen eine Oberflächentemperatur von −98,6 °C registriert.[9][10] Die Daten wurden mittels des Infrarotspektrometers MODIS an Bord des Satelliten Terra direkt auf der Eisoberfläche gemessen und sind von daher mit den an der Forschungsstation gemessenen Lufttemperaturen in der international üblichen Messhöhe von zwei Metern nicht direkt vergleichbar.[11] Deshalb wurden diese Messwerte von der zuständigen Weltorganisation für Meteorologie (WMO) nicht als Kälterekord anerkannt.[6]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Wostok
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −32,1 −44,3 −57,8 −64,8 −65,7 −65,2 −66,7 −68,0 −66,1 −57,2 −42,7 −31,9 −55,2
Mittl. Tagesmax. (°C) −27,1 −38,6 −52,8 −61,2 −62,0 −60,5 −62,4 −64,0 −61,8 −51,7 −37,3 −27,3 −50,6
Mittl. Tagesmin. (°C) −37,6 −50,0 −61,7 −67,8 −69,1 −68,8 −70,4 −71,6 −70,3 −63,2 −49,9 −38,1 −59,9
Niederschlag (mm) 0,7 0,6 1,9 2,3 2,9 2,5 2,3 2,2 2,3 1,8 0,8 0,5 Σ 20,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−27,1
−37,6
−38,6
−50,0
−52,8
−61,7
−61,2
−67,8
−62,0
−69,1
−60,5
−68,8
−62,4
−70,4
−64,0
−71,6
−61,8
−70,3
−51,7
−63,2
−37,3
−49,9
−27,3
−38,1
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
0,7
0,6
1,9
2,3
2,9
2,5
2,3
2,2
2,3
1,8
0,8
0,5
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: [12][13]

Da der Sublimationspunkt von CO2 mit −78,4 °C deutlich oberhalb der tiefsten in der Nähe der Station gemessenen Werte liegt, ist es möglich, dass zu jenem Zeitpunkt Trockeneis aus der Atmosphäre „schneite“ – ein Phänomen, welches sonst nur von den Polkappen des Mars bekannt ist.

Siehe auch

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Commons: Wostok-Station – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Geoklima 2.1
  2. a b c d Station Vostok (Memento vom 28. Oktober 2012 im Internet Archive), auf aari.nw.ru
  3. Petit J.R., Jouzel J., Raynaud D., Barkov N.I., Barnola J.M., Basile I., Bender M., Chappellaz J., Davis J. Delaygue G., Delmotte M. Kotlyakov V.M., Legrand M., Lipenkov V.M., Lorius C., Pépin L., Ritz C., Saltzman E., Stievenard M. (1999): Climate and atmospheric history of the past 420,000 years from the Vostok ice core, Antarctica. Nature 399: 429–436
  4. Andreas Sanders: Antarktis: der Treck der Verwegenen Bericht über den jährlichen Nachschubkonvoi zur Station, GEO-Magazin 01/2004, auf geo.de
  5. Meteorologisch bestimmt bedeutet, dass die Temperatur zwei Meter über Bodenhöhe terrestrisch gemessen wird.
  6. a b World Weather / Climate Extremes Archive, auf wmo.asu.edu, abgerufen am 19. Dezember 2013.
  7. Artikel Neuer weltweiter Kälterekord? vom 10. Dezember 2013, auf wetteronline.de
  8. Minus 93 Grad – Forscher entdecken neuen Kältepol der Erde auf www.handelsblatt.de, abgerufen am 27. November 2018.
  9. Fast minus 100 Grad: Neuer Kälterekord in der Antarktis. In: tagesschau.de. 1. Juli 2018, archiviert vom Original am 1. Juli 2018; abgerufen am 1. Juli 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tagesschau.de
  10. T. A. Scambos u. a.: Ultra‐low surface temperatures in East Antarctica from satellite thermal infrared mapping: the coldest places on Earth In: Geophysical Research Letters, 2018, doi:10.1029/2018GL078133
  11. Forscher entdecken kältesten Ort der Welt. Von Kai Stoppel, n-TV, 27. Juni 2018
  12. Vostok station (89606) (Memento vom 17. Februar 2015 im Internet Archive), auf aari.aq
  13. КЛИМАТИЧЕСКИЙ МОНИТОР, auf pogoda.ru.net (russisch)

Koordinaten: 78° 27′ 51,9″ S, 106° 50′ 14,4″ O