Wurmbea

Gattung der Familie Zeitlosengewächse (Colchicaceae)

Die Pflanzengattung Wurmbea gehört zur Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Die etwa 50 Arten kommen in Afrika und Australien vor.

Wurmbea

Wurmbea inusta

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Zeitlosengewächse (Colchicaceae)
Tribus: Anguillarieae
Gattung: Wurmbea
Wissenschaftlicher Name
Wurmbea
Thunb.

Beschreibung

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Habitus und Blütenstand von Wurmbea stricta
 
Früchte von Wurmbea dioica

Erscheinungsbild und Blätter

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Wurmbea-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden als Speicherorgane unterirdische, eiförmige bis fast kugelige Sprossknollen, die von einer dunklen ledrigen oder pergamentartigen Tunika bedeckt sind. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl. Die aufrechten, unverzweigten Stängel sind beblättert.[1][2]

Die Laubblätter verwelken in der Trockenzeit und werden in der Regenzeit wieder neu gebildet. Es sind zwei bis vier grundständige und/oder wechselständig, spiralig oder zweizeilig am Stängel angeordnete Laubblätter vorhanden, die in Blattscheide und Blattspreite gegliedert sind. Die einfache Blattspreite ist je nach Art fadenförmig bis eiförmig parallelnervig.[1][3][2]

Blütenstände und Blüten

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Es gibt australische Wurmbea-Arten (beispielsweise Wurmbea dioica, Wurmbea biglandulosa) die zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch) bis gynodiözisch sind; bei den anderen Wurmbea-Arten sind die Blüten alle zwittrig.[4] Es können unverzweigte Blütenstandsschäfte vorhanden sein. Die ungestielten Blüten stehen einzeln oder zu mehreren in endständigen, ährigen Blütenständen zusammen. Es sind keine Tragblätter vorhanden.[1][3][2]

Die oft unangenehm riechenden Blüten sind radiärsymmetrisch und meist dreizählig. Die meist sechs, selten sieben oder acht, gleichgestaltigen Blütenhüllblätter sind nur an ihrer Basis oder zu einer Röhre verwachsen und haltbar. Die Blütenhüllblätter stehen stern- bis trompetenförmig zusammen und sind im oberen Bereich aufrecht bis zurückgebogen; bei Fruchtreife sind sie immer zurückgebogen. Nahe der Basis der Blütenhüllblätter sind jeweils ein oder zwei Nektarien vorhanden, die anfangs dunkler gefärbt sind als die Blütenhüllblätter, aber später die gleiche Farbe besitzen wie diese. Die Farben der Blütenhüllblätter reichen von weiß über cremefarben bis gelb und braun oder rot; oft sind die Ränder und Spitzen dunkler gefärbt. Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden. Die an der Basis der Blütenhüllblätter oder am oberen Bereich der Blütenröhre inserierten, untereinander freien Staubfäden sind kurz und etwas flach. Die meist dorsifixen oder selten basifixen, frei beweglichen Staubbeutel sind nach außen gebogen und öffnen sich mit Längsschlitzen. Meist drei, selten vier Fruchtblätter sind zu einem zylindrischen und tief gelappten, oberständigen, meist drei-, selten vierkammerigen Fruchtknoten verwachsen. In zentralwinkelständiger Plazentation sind viele Samenanlagen vorhanden. Die meist drei kurzen Griffeläste sind höchstens an ihrer Basis verwachsen.[1][3][2]

Früchte und Samen

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Die lokuliziden und/oder septiziden Kapselfrüchte enthalten viele Samen. Die mehr oder weniger kugelförmigen Samen besitzen eine braune bis schwarze Samenschale (Testa).[1][3][2]

Chromosomenzahlen

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 11 oder 10.[2]

Ökologie

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Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie)[4]. Bei Arten mit cremefarbenen bis braunen Blüten, die mehr oder weniger unangenehm riechen werden Aas- und Stubenfliegen als Bestäuber angelockt.[2]

Vorkommen und Gefährdung

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Die Gattung Wurmbea besitzt auf der Südhalbkugel ein disjunktes Areal mit einer Art in Bergregionen des tropischen Afrika sowie jeweils über 20 Arten im Südlichen Afrika und im gemäßigten bis subtropischen Australien.[4][2] Von den etwa 27 australischen Arten kommen je etwa 15 in South Australia und Western Australia vor. In Südafrika kommen etwa 22 Arten vor, davon in der Capensis etwa 13 Arten.

Es gibt Wurmbea-Arten in Sommer- und Winterregengebieten. Die südafrikanischen Arten kommen hauptsächlich in Winterregengebieten vor, aber auch in den Drakensbergen von KwaZulu-Natal und dem Ostkap.[2]

In Südafrika wird nur eine Art, Wurmbea robusta, als „Critically Endangered“ = „vom Aussterben bedroht“ bewertet. Als „Vulnerable“ = „gefährdet“ gelten Wurmbea capensis, Wurmbea compacta, Wurmbea hiemalis sowie Wurmbea inusta. Die anderen in Südafrika vorkommenden Arten werden als „Least Concern“ = „nicht gefährdet“ eingeschätzt oder es liegen keine Bewertungen vor.[5]

In Australien werden Wurmbea calcicola sowie Wurmbea tubulosa als „Endangered“ = „stark gefährdet“ bewertet.[6]

 
Illustration der Typusart Wurmbea capensis aus der Erstveröffentlichung Thunbergs: Nova Genera Plantarum, 1781
 
Blüte von Wurmbea dioica
 
Habitus und Blütenstände von Wurmbea marginata
 
Wurmbea recurva
 
Ausschnitt eines Blütenstand von Wurmbea stricta mit Blüten im Detail
 
Blütenstand von Wurmbea variabilis

Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung

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Die Gattung Wurmbea wurde 1781 durch Carl Peter Thunberg in Nova Genera Plantarum, Band 1, S. 18 aufgestellt. Der Gattungsname Wurmbea ehrt den deutsch-holländischen Kaufmann, Kolonialbeamter und Botaniker Christoph Carl Friedrich von Wurmb (Fredrick Baron van Wurmbe) (1742 – 1781).[3] Typusart ist Wurmbea capensis Thunb.[7] Synonyme für Wurmbea Kunth sind: Anguillaria R.Br. nom. illeg., Onixotis Raf., Skizima Raf., Dipidax Lawson ex Salisb., Neodregea C.H.Wright.[8][9][10]

Eine Revision der afrikanischen Arten außerhalb der Capensis erfolgte in Bertil Nordenstam: The genus Wurmbea in Africa except the Cape region. In: Notes from the Royal Botanic Garden Edinburgh, Volume 36, 1978, S. 211–233. Eine Revision der Arten der Capensis erfolgte in Bertil Nordenstam: The genus wurmbea (Colchicaceae) in the Cape Region. Opera botanica, No. 87, Council for Nordic Publications in Botany, Kopenhagen 1986. Revisionen der australischen Arten erfolgten in Terry D. Macfarlane: A revision of Wurmbea (Liliaceae) in Australia. In: Brunonia, Volume 3, Issue 2, 1980, S. 145–208, Robert J. Bates: The species of Wurmbea (Liliaceae) in South Australia. In: Journal of the Adelaide Botanic Gardens, Volume 16, 1995, S. 33–54. und Robert J. Bates: A review of South Australian Wurmbea (Colchicaceae-Liliaceae): keys, new taxa and combinations, and notes. In: Journal of the Adelaide Botanic Gardens, Volume 21, 2007, S. 75–81. Macfarlane stellte 1980 die Arten der australischen Gattung Anguillaria in die Gattung Wurmbea. Die zwei Arten der Gattung Onixotis und die einzige Art der Gattung Neodregea wurden durch John C. Manning und Annika Vinnersten in A new classification of Colchicaceae, In: Taxon, Volume 56, 2007, S. 177 in die Gattung Wurmbea gestellt.

Die Gattung Wurmbea gehört zur Tribus Anguillarieae innerhalb der Familie Colchicaceae; sie wurde früher in die Familie Liliaceae eingeordnet.[9]

Es gibt etwa 50 Wurmbea-Arten (hier mit ihrer Verbreitung):[8][10][2][5]

Es gibt einige natürliche Hybriden.[2]

Über eine Nutzung ist nichts bekannt.

Literatur

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  • G. J. Harden: Eintrag in der New South Wales Flora Online. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • J. Gathe & Leslie Watson, 2008: Eintrag in der Western Australian Flora. (Abschnitt Beschreibung)
  • John C. Manning, Peter Goldblatt, Dee Snijman: The colour encyclopedia of Cape bulbs, Timber Press, Portland und Cambridge, 2002. ISBN 0-88192-547-0: Wurmbea auf S. 409–412 (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • Robert J. Bates: A review of South Australian Wurmbea (Colchicaceae-Liliaceae): keys, new taxa and combinations, and notes, In: Journal of the Adelaide Botanic Gardens, Volume 21, 2007, S. 75–81. (Abschnitte Verbreitung und Systematik)
  • Andrea L. Case, Sean W. Graham, Terry D. Macfarlane, Spencer C. H. Barret: A phylogenetic study of evolutionary transitions in sexual systems in Australian Wurmbea (Colchicaceae). In: International Journal of Plant Sciences, Volume 169, Issue 1, 2008, S. 141–156: Volltext-PDF.
  • G. Vaughton, M. Ramsey: Gender plasticity and sexual system stability in Wurmbea. In: Annals of Botany, Volume 109, Issue 3, 2012, S. 521.
  • Spencer C. H. Barrett, Andrea L. Case: The ecology and evolution of gender strategies in plants: the example of Australian Wurmbea (Colchicaceae). In: Australian Journal of Botany, Volume 54, 2006, S. 417–433: Volltext-PDF.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e G. J. Harden: Eintrag in der New South Wales Flora Online. Abgerufen am 19. März 2013.
  2. a b c d e f g h i j k John C. Manning, Peter Goldblatt & Dee Snijman: The colour encyclopedia of Cape bulbs, Timber Press, Portland und Cambridge, 2002. ISBN 0-88192-547-0, Wurmbea Seiten 409–412
  3. a b c d e J. Gathe & Leslie Watson, 2008: Eintrag in der Western Australian Flora (Memento des Originals vom 24. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/florabase.dec.wa.gov.au. Abgerufen am 19. März 2013.
  4. a b c Spencer C. H. Barrett & Andrea L. Case: The ecology and evolution of gender strategies in plants: the example of Australian Wurmbea (Colchicaceae), In: Australian Journal of Botany, Volume 54, 2006, S. 417–433: Volltext-PDF. (Memento des Originals vom 31. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/labs.eeb.utoronto.ca
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v D. Raimondo, L. von Staden, W. Foden, J. E. Victor, N. A. Helme, R. C. Turner, D. A. Kamundi & P. A. Manyama, 2009: Artenliste zu Wurmbea in der Red List of South African Plants
  6. a b c EPBC Act List of Threatened Flora. Abgerufen am 19. März 2013.
  7. Wurmbea bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. März 2013.
  8. a b c d e f g h i j Wurmbea. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 13. September 2021.
  9. a b Wurmbea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. März 2013.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Eintrag bei Australian Plant Name Index = APNI. Zuletzt abgerufen am 13. September 2021
  11. a b Delia Oosthuizen, Kevin Balkwill: Wurmbea (Colchicaceae, Anguillarieae) in Mpumalanga Province, South Africa, including the description of two new species. In: South African Journal of Botany, Volume 127, Dezember 2019, S. 117–123. doi:10.1016/j.sajb.2019.08.050
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