In der Typografie können die Höhen und gegebenenfalls die Höhenabschnitte der Buchstaben durch mehrere Hilfslinien gekennzeichnet werden, die jeweils ein Liniensystem ergeben. Bei Großbuchstaben (Majuskeln) ist es ein Zweiliniensystem, bei Kleinbuchstaben (Minuskeln) dagegen ein Vierliniensystem. Im Fall einer Kapitälchen-Schrift ergibt sich ein Dreiliniensystem.[1]
Der Artikel bezieht sich auf das lateinische Schriftsystem und auf Buchstaben aus lateinischen Alphabeten. In anderen Schriftsystemen können sich andere Liniensysteme ergeben. Beispielsweise ist bei der georgischen Schrift, die keine Groß-/Kleinschreibung kennt, ein Vierlinienschema anwendbar, jedoch haben die Linien andere Abstände als im Vierliniensystem der lateinischen Schriften.
Zweiliniensystem
BearbeitenDa Großbuchstaben gleich hoch sind, passen sie in ein Zweiliniensystem (oder Zweilinienschema). Sie stehen auf der Grundlinie und reichen oben bis zur sogenannten H-Linie. Versalziffern werden ebenfalls durch diese beiden Linien begrenzt.
Die Höhe der Großbuchstaben und der Versalziffern bezeichnet man als Majuskelhöhe oder Versalhöhe.
Vierliniensystem
Bearbeiten
Kleinbuchstaben sind insgesamt in drei „Etagen“ angeordnet, die durch vier Linien markiert werden. Somit ergibt sich ein Vierliniensystem (auch Vierlinienschema oder Hauptliniensystem genannt). Mediävalziffern sind ebenfalls in diesem Vierliniensystem angeordnet. Der Übersichtlichkeit halber ist nachfolgend nur von Kleinbuchstaben die Rede.
Die Hauptlinien
Bearbeiten- Die Grundlinie (oder Schriftlinie) ist die Linie, auf der die Kleinbuchstaben wie auch die Großbuchstaben stehen.
- Die x-Linie (oder Mittellinie[2]) ist die obere Grenze von Kleinbuchstaben wie n, u oder x.
- Die Linie an der oberen Grenze von Kleinbuchstaben, die nach oben über die Mittellinie hinausragen, wie b, f und k. Je nach Schriftart ist diese oberste Linie:
- die k-Linie bei der Renaissance-Antiqua und von dieser abgeleiteten Schriftarten. Nur bei diesen Schriften sind Buchstaben wie b, f und k etwas höher als Großbuchstaben. Die k-Linie liegt also etwas höher als die H-Linie.[1]
- die H-Linie (= die obere Linie bei den Großbuchstaben) bei anderen Schriftarten. Bei diesen Schriften sind Buchstaben wie b, f und k gleich hoch wie Großbuchstaben. Eine zusätzliche k-Linie ergäbe bei diesen Schriften keinen Sinn, weil sie identisch mit der H-Linie wäre.[1]
- Die p-Linie ist die untere Grenze von Kleinbuchstaben, die die Grundlinie nach unten überschreiten, wie g, p und y.
Je nach Buchstabe und Schriftart kann es zu Besonderheiten kommen. Beispielsweise ist das t oft etwas kleiner als zum Beispiel d oder k.[3]
Höhenabschnitte der Kleinbuchstaben
Bearbeiten- Die Mittellänge ist der Bereich zwischen Grundlinie und x-Linie. Das entsprechende Höhenmaß, also der Abstand zwischen Grundlinie und x-Linie, wird x-Höhe oder Minuskelhöhe genannt.[1]
- Als Oberlänge bezeichnet man diejenigen Teile der Kleinbuchstaben, welche die x-Linie nach oben überschreiten.
- Als Unterlänge bezeichnet man diejenigen Teile der Kleinbuchstaben, welche die Grundlinie nach unten überschreiten.
Demnach lassen sich die Kleinbuchstaben des lateinischen Grundalphabets bei Verwendung von Antiqua-Schriftarten in der Regel wie folgt einteilen:
- Nur Mittellänge haben die Kleinbuchstaben a, c, e, m, n, o, r, s, u, v, w, x, z.
- Eine Oberlänge haben b, d, f, h, i, j, k, l, t.
- Eine Unterlänge haben g, j, p, q, y.
- Der Kleinbuchstabe j hat sowohl Oberlänge als auch Unterlänge.
Dreiliniensystem
BearbeitenBei Kapitälchen werden die Kleinbuchstaben als kleine Großbuchstaben-Varianten wiedergegeben. Dadurch ergibt sich ein Dreiliniensystem (oder Dreilinienschema). Die drei Linien entsprechen hier den oberen drei Linien des Vierliniensystems – allerdings liegt die mittlere Linie manchmal etwas höher.
Weitere Höhenmaße
BearbeitenDie Akzenthöhe ist der vertikale Abstand des oberen Scheitelpunktes von Großbuchstaben mit Akzent (z. B. Ê) von der Grundlinie.
Die Schriftbildhöhe ist die größte vertikale Ausdehnung einer Schrift. Sie wird meist als hp-Höhe angegeben, also die Summe aus Ober-, Mittel- und Unterlänge. Gegebenenfalls werden auch Versalhöhe und Unterlänge oder Akzenthöhe und Unterlänge addiert.
Weblinks
Bearbeiten- Wolfgang Beinert: Schriftlinien. Erläuterung auf typolexikon.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Schriftlinien im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ Achim Schaffrinna: Anatomie der Buchstaben auf designtagebuch.de.
- ↑ Anschauliches Beispiel bei Anatomie der Buchstaben auf designtagebuch.de, Grafik zum Stichwort Oberlänge: Die Oberlänge des t ist in diesem Fall nur rund halb so hoch wie die Oberlänge des d.