Zümrüt Gülbay-Peischard

deutsche Rechtsprofessorin

Zümrüt Gülbay-Peischard (* 25. März 1970 in Ankara als Zümrüt Gülbay) ist eine deutsche Juristin. Sie ist seit 1998 Professorin für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Anhalt in Bernburg (Saale). Sie war bei ihrer Ernennung die jüngste Juraprofessorin Deutschlands.

Werdegang

Bearbeiten

Gülbay-Peischard wuchs in einer Gastarbeiterfamilie in Berlin-Wedding auf.[1] Sie kam mit zwei Jahren nach Deutschland und legte ihr Abitur als Jahrgangsbeste ab. Es schloss sich ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und der Rechtswissenschaft an der Freien Universität Berlin von 1989 bis 1993 an. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen war sie während des Referendariates nebenberuflich als Assistentin des Seniorpartners einer wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Rechtsanwaltskanzlei tätig und promovierte mit 25 zum europäischen Wettbewerbsrecht über das Thema Vergleichende Werbung, Subsidiarität und Europa : die Richtlinie zur vergleichenden Werbung unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips im Recht der Europäischen Gemeinschaft. Sie war daraufhin zunächst als Rechtsanwältin in Berlin tätig. Daneben arbeitete sie als Dozentin an unterschiedlichen Hochschulen.

1998 wurde sie zur Professorin an der Hochschule Anhalt in Bernburg (Saale) ernannt. Sie war bei ihrer Ernennung die jüngste Juraprofessorin Deutschlands und erhielt dadurch mediale Aufmerksamkeit.[2][3][4][5][6][7]

An der Hochschule Anhalt ist sie im Fachbereich Wirtschaft Studiengangsleiterin für den Studiengang Bachelor und Master Wirtschaftsrecht. Ihr Schwerpunkt ist das internationale Wirtschaftsrecht. Seit 2018 ist sie Gleichstellungsbeauftragte ihres Fachbereichs.[8][9] Gülbay-Peischard und Sarah Piper sind Sprecherinnen der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen und Universitätskliniken in Sachsen-Anhalt.[10]

Außer in Bernburg lehrt Gülbay-Peischard am Berliner Institute of Electronic Business, sowie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (Berlin School of Economics an Law). Sie ist zugleich Mitglied der Anwaltskanzlei „Wiesensee, Petruschke und Partner“.

Engagement

Bearbeiten

Gülbay-Peischard arbeitet für verschiedene Integrationsprojekte und meldete sich als Deutschtürkin in den Medien zu Wort.[11][12] Sie sprach beim Integrationskongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mitte Oktober 2008.[13] Sie war Mitbegründerin des „Clubs des 21. Jahrhunderts“, der 2010 eine Diskussion mit Thilo Sarrazin veranstaltete.[14] Sie war Teilnehmerin bei der Deutschen Islamkonferenz.[15] Im Nachrichtenmagazin Focus äußerte sie sich 2012 kritisch zur Einstellung mancher Migranten:

„Manche Muslime sind latent beleidigt, weil sie erwarten, dass jeder den Islam kennen muss. Nein. Muss nicht jeder. […] Deutschland liegt in Mitteleuropa und ist christlich. Punkt. Wer hierher mit einer fremden Kultur und mit einer fremden Religion kommt, muss sich erklären. Als Juristin formuliere ich das als Bringschuld.“

Zümrüt Gülbay-Peischard[16]

Privates

Bearbeiten

Gülbay-Peischard ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.[17]

Am 5. Februar 2002 war sie in der Talkshow Johannes B. Kerner zu Gast.[18] In der Quizsendung Ich weiß alles! war Gülbay-Peischard am 6. Oktober 2018 Kandidatin.[19]

Literatur

Bearbeiten
  • Kapitel „Zümrüt Gülbay“, in: Hermann Vinke: Die Bundesrepublik: eine Dokumentation mit zahlreichen Biografien und Abbildungen. Ravensburger Buchverl. Maier, Ravensburg 2009, ISBN 978-3-473-55228-3. S. 213.
  1. Jörg Lau : Auch wir sind Deutschland ; DIE ZEIT 4. Mai 2006 Nr. 19
  2. Frederike Meyer: Foreigners in Germany: From Guest Workers to Fellow-citizens. Goethe-Institut Inter Nationes, 2002, S. 10.
  3. DUZ: Deutsche Universitäts-Zeitung : das Hochschulmagazin. Verlag J. Raabe, 1998, S. 34.
  4. Mike Fröhling: „Die Universale“, Berliner Zeitung, 26. Mai 2001.
  5. Leipziger Volkszeitung: „Im Eiltempo Karriere gemacht“, 17. Mai 2002.
  6. Kurier (APA): „Ich bin eine mediterrane Preußin“, 19. Oktober 2007.
  7. 10.03.2012 Deutschland: Deutsch-türkische Professorin ermahnt Muslime. Abgerufen am 7. August 2023.
  8. Canan Topçu: Karrieren für Gleichberechtigung – Viel erreicht, viel vor: Wie drei Professorinnen mit türkischen Wurzeln ihren Weg in Deutschland gehen. In: Deutschland-Portal. Fazit Communication GmbH im Auftrag des Auswärtigen Amtes, 30. September 2022, abgerufen am 2. September 2024.
  9. Gremienwahlen 2021. In: hs-anhalt.de. Hochschule Anhalt, November 2021, abgerufen am 6. September 2024.
  10. Die lakog zu Gast beim Wissenschaftsminister. In: kgc-sachsen-anhalt.de. Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit Sachsen-Anhalt, 30. April 2023, abgerufen am 30. August 2024 („lakog“ ist die Abkürzung für „Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten“): „Die Sprecherinnen der Landeskonferenz Prof.in Zümrüt Gülbay-Peischard und Sarah Piper sowie Michaela Frohberg von der lakog Geschäftsstelle“
  11. Emma: das Magazin von Frauen für Menschen. EMMA-Frauenverlags GmbH, 2002, S. 13.
  12. Wir wollen hier rein! In: zeit.de. 7. März 2008, abgerufen am 31. August 2024 (Nur die Einleitung des Artikels – vermutlich aus Die Zeit 11/2008 – ist sichtbar.): „Wie türkisch darf ein Deutscher sein, wie deutsch ein Türke? Sechs prominente Einwanderer bekennen sich: Wir sind gerne deutsch (wenn ihr uns lasst)“
  13. Einladung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Integrationskongress, 15. Oktober 2008, cducsu.de, PDF-Datei, S. 3: „Begegnungsforum 5 Frauen und Integration, Referenten: Zümrüt Gülbay, Professorin für Wirtschaftsrecht, Hochschule Anhalt (FH)“
  14. Eingewandert und erfolgreich: Sarrazin diskutiert mit Elitezirkel der Migranten. In: Der Tagesspiegel Online. 16. Januar 2010, abgerufen am 30. August 2024: „Die Gästeliste wurde von den Organisatorinnen, der Journalistin Jaqueline Hénard und Zümrüt Gülbay-Peischard, Professorin für Wirtschaftsrecht, sorgfältig ausgewählt.“
  15. Jan Fleischhauer: Als Deutsch-Türkin über Integration spricht, wird es in Islamkonferenz still. In: Focus 32/2023. 15. August 2023 (Focus Online [abgerufen am 31. Januar 2024]): „Nur einmal kam es zu einem unschönen Zwischenfall, als eine junge Deutsch-Türkin das Wort ergriff, Professorin für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Anhalt in Bernburg, wie ich den Tagesunterlagen entnahm.“
  16. Integration: Professorin sieht „Bringschuld“ von Muslimen, Focus Online, 2. April 2016 (Aussagen von Zümrüt Gülbay und Vural Öger zur Integration)
  17. Meike Grewe: Drei Gespräche über Integration: 1. Die Professorin. In: focus.de. Focus, 19. November 2013, abgerufen am 2. September 2024.
  18. Zümrüt Gülbay-Peischard bei IMDb
  19. „ICH WEISS ALLES!“ mit Jörg Pilawa heißt es wieder am 6. Oktober in ORF eins. In: ots.at. 4. Oktober 2018, abgerufen am 6. September 2024.
Bearbeiten