Zeugma (Stadt)

hellenistische Siedlung

Koordinaten: 37° 3′ 31″ N, 37° 51′ 57″ O

Reliefkarte: Türkei
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Zeugma

Zeugma (griechisch Ζεύγμα [Brückenstadt]) war in der Antike eine am westlichen Ufer des Euphrat gelegene Stadt. Am anderen Ufer lag Seleukeia Apamea (Seleukeia am Euphrat). Wegen ihrer Pontonbrücke war die Doppelstadt eine wichtige Etappe an der Seidenstraße. Zeugma liegt in der heutigen Osttürkei beim Ort Belkis am Belkis Dağı nahe Birecik im Landkreis Nizip der Provinz Gaziantep. Im Oktober 2000 wurde die antike Stadt durch die türkische Euphrat-Staustufe Birecik im Rahmen des Südostanatolien-Projekts zum großen Teil überflutet. Ein erheblicher Teil der Kunstschätze Zeugmas, vor allem Mosaiken, konnte zuvor durch Notgrabungen gerettet werden und wird heute in Gaziantep ausgestellt.

Wandgemälde und Bodenmosaik aus Zeugma

Geschichte

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Zeugma wurde von Seleukos I. an der Stelle, wo er die erste Brücke über den Euphrat bauen ließ, im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. als griechische Polis gegründet. Die Stadt entwickelte sich bereits im Hellenismus zu einem bedeutenden Handels- und Verwaltungszentrum und fiel nach dem Ende des Seleukidenreichs an Rom. In ihrer Blütezeit lebten in der von einer Legion beschützten Stadt rund 70.000 Menschen. 252 oder 256 n. Chr. wurde sie von den Sassaniden zerstört, jedoch wieder aufgebaut; die Zeit der höchsten Blüte war damit aber vorüber. Später wurde die Stadt vermutlich durch ein Erdbeben verwüstet, ein Teil des Berghanges rutschte in der Stadtmitte auf das Wohnviertel und begrub dieses unter sich. Die darunterliegenden Häuser sind besonders gut erhalten. Eine mannshohe Abwasserleitung aus kalibrierten Steinquadern zum Fluss hin, die sich bei der Entdeckung noch im einwandfreien Zustand befand, sorgte für eine schnelle Entwässerung für den täglichen Bedarf und bei großen Regenfällen. In der Spätantike war Zeugma ein Bistum, der Ort scheint dann im 7. Jahrhundert angesichts persischer und arabischer Überfälle verlassen worden zu sein. Im Mittelalter lebten hier zeitweilig Araber, und im 17. Jahrhundert entstand in der Nähe der Ruinen das türkische Dorf Belkis.

Forschung

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Mosaik eines Mädchens
 
Acheloos auf einem hellenistischen Mosaik in der Stadt Zeugma
 
Heute liegen nur noch Teile der Ruinen Zeugmas über dem Wasserspiegel.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden bei Ausgrabungen in der Nähe Zeugmas Nekropolen und römische Mosaikböden freigelegt, die heute unter anderem in den Museen von Berlin und Sankt Petersburg zu sehen sind. Ab 1980 war bekannt, dass die GAP-Behörde bei Birecik einen Staudamm plante. Als 1989 Guillermo Algaze von der University of Chicago eine Felduntersuchung in der Region machte, dabei von den Staudammplanungen erfuhr und diese publik machte, zeigte sich keine ausländische Institution oder Universität an Zeugma interessiert. Die Leiter des Museums in Gaziantep, Rifat Ergeç und sein Assistent Mehmet Önal, alarmierten nochmals 1994 die internationale Archäologenschaft und gaben zugleich den Beginn sporadischer Rettungsgrabungen bekannt, die auch etwas Unterstützung vom türkischen Kulturministerium erhielten. Wegen Geldmangels konnten die archäologischen Institute und das türkische Kulturministerium keine systematische Grabung finanzieren. 1995 sprang schließlich das französische Außenministerium ein und förderte die französische Archäologin Catherine Abadie-Reynal mit ihren Mitarbeitern bei den türkischen Rettungsgrabungen bis 1999.

Im Jahre 2000 wurden die Ruinen Zeugmas durch den Birecik-Staudamm überflutet. Am 7. Mai 2000, ein halbes Jahr vor der Überflutung, las der amerikanische Mäzen David W. Packard in der New York Times von Zeugma und beschloss spontan, eine Notgrabung zu unterstützen. Er beauftragte umgehend eine englische Firma, die Oxford Archaeological Unit (OAU) unter Leitung von Robert Earley, italienische Mosaikspezialisten und ein französisches Team mit der Rettung der kostbarsten Artefakte. Unter Hochdruck arbeiteten 60 Archäologen und 200 Arbeiter mit Einsatz von drei neuen Baggern dank eines Budgets von fünf Millionen Dollar. Allein bei der Notgrabung von Juni bis Oktober 2000 fanden sie 45 Mosaike, 22 davon fast unversehrt.[1]

Schon vor der planmäßigen Flutung, die noch von Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer um 10 Tage hinausgezögert wurde, nannte man das nun versunkene Zeugma auch das „zweite Pompeji“. Die Mosaiken waren zunächst im archäologischen Museum von Gaziantep ausgestellt, im Mai 2011 wurde das eigens dafür gebaute Zeugma-Mosaik-Museum eröffnet.

 
Bronzemünze aus Zeugma mit Tempel auf Berg, z. Zt. des Antoninus Pius
 
Porträtseite der Münze mit Antoninus Pius

Literatur

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  • Jörg Wagner: Seleukeia am Euphrat, Zeugma. Studien zur historischen Topographie und Geschichte. Reichert, Wiesbaden 1976, (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B 10, ZDB-ID 185712-5), (Zugleich: Münster (Westf.), Univ., Diss., 1973).
  • David Kennedy: The twin towns of Zeugma on the Euphrates. Rescue work and historical studies. Journal of Roman Archaeology, Portsmouth RI 1998, ISBN 1-887829-27-X, (Journal of Roman Archaeology Supplementary Series 27).
  • Nezih Başgelen, Rifat Ergeç: Belkis – Zeugma, Halfeti, Rumkale – a last look at history. Archaeology and Art Publications, Istanbul 2000, ISBN 975-6899-70-0.
  • Robert Early: Zeugma. Interim reports. Rescue excavations (Packard Humanities Institute), inscription of Antiochus I, bronze statue of Mars, house and mosaic of the Synaristôsai, and recent work on the Roman army at Zeugma. (= Journal of Roman archaeology Supplementary series 51). Journal of Roman Archaeology, Portsmouth RI 2003, ISBN 1-887829-51-2.
  • Catherine Abadie-Reynal: Séleucie-Zeugma et Apamée sur l’Euphrate. Étude d’un cas de villes jumelles dans l’Antiquité. In: Histoire urbaine 3, 2001, ZDB-ID 2021751-1, S. 7–24, doi:10.3917/rhu.003.0007
  • Catherine Abadie-Reynal, Alix Barbet (Hrsg.): Zeugma
    • Bd. 1: Fouilles de l’habitat 1: La mosaïque de Pasiphae. De Boccard, Paris 2012.
    • Bd. 2: Peintures murales romaines. De Boccard, Paris 2005.
    • Bd. 3: Fouilles de l’habitat. 2: La maison des Synaristôsai. Nouvelles inscriptions. De Boccard, Paris 2012.
  • Mustafa Büyükkolanci: Die Villen der Terrasse A in Zeugma. In: Forum Archaeologiae 16/IX/2000 online
  • Eisuke Tanaka: Heritage destruction in context: the case of the Roman mosaics from Zeugma, Turkey, in: International Journal of Heritage Studies 21,4 (2015): Heritage Erasure 336–353.
  • Kutalmış Görkay (Hrsg.): Zeugma: between two worlds. The houses and tombs of Zeugma from life to eternity. Türkiye İş Bankası Kültür Yayınları, Istanbul 2021, ISBN 978-625-405-171-5.

Dokumentarfilme

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  • Zeugma, eine antike Stadt verschwindet. Dokumentation, Frankreich, 2000, 52 Min., Regie: Thierry Ragobert, Produktion: arte, Inhaltsangabe
  • Zeugma. Dokumentation, USA, 2003, Regie: Micah Garen und Marie-Hélène Carleton, Produktion: Four Corners Media, Inhaltsangabe (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  • The Conservation of the Roman town of Zeugma 2000–2004. Centro di Conservazione Archeologica (CCA) Roma youtube
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Artikel

Bilder
Commons: Zeugma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bilder von Zeugmas Mosaiken
  • Fotogalerie von 32 geretteten Mosaiken, Statuetten u. a.
  • Mosaiken im Archäologischen Museum von Gaziantep
  1. Helmut Stalder: „Zeugma ist im Wassergrab versunken“. Tages-Anzeiger, 14. November 2000