Ziegenleithe

Teil der im westlichsten Zipfel des sächsischen Erzgebirges gelegenen Gemeinde Schönheide (Erzgebirgskreis)

Die Ziegenleithe ist ein Ortsteil[1] der im westlichsten Zipfel des sächsischen Erzgebirges gelegenen Gemeinde Schönheide (Erzgebirgskreis) mit ungefähr 15 Gebäuden.

Ziegenleithe
Gemeinde Schönheide
Koordinaten: 50° 30′ N, 12° 33′ OKoordinaten: 50° 30′ 25″ N, 12° 32′ 43″ O
Höhe: 650 m
Postleitzahl: 08304
Vorwahl: 037755
Ziegenleithe (Sachsen)
Ziegenleithe (Sachsen)
Lage von Ziegenleithe in Sachsen
Die Ziegenleithe mit dem Eintrag „Kupferzeche“ (Astersches Meilenblatt von 1792)
Die Ziegenleithe mit dem Eintrag „Kupferzeche“ (Astersches Meilenblatt von 1792)

Geografische Lage

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Die Ziegenleithe in einer Ansichtskarte aus dem beginnenden 20. Jahrhundert

Die Ziegenleithe liegt im unteren Teil von Schönheide östlich der Ortsmitte im Tal des Filzbaches. Johann Traugott Lindner bezeichnet die Ziegenleithe als „tiefe Schlucht“. Damit dürfte der Taleinschnitt des Filzbaches gemeint sein, an dessen Hang die Ziegenleithe liegt.[2] Nach der Naturraumkarte von Sachsen liegt das Gebiet in der Mesogeochore „Schönheider Hochflächen“ und gehört zur Mikrogeochore „Schönheider Kuppengebiet“.[3]

Die Ziegenleithe ist im Berliner Exemplar von 1792 der Asterschen Meilenblätter als „Die Ziegenleite“ [so!] eingetragen.[4] Das Alphabetische Orts-Verzeichniß des Königreiches Sachsen aus dem Jahr 1862 nennt die „Ziegelleithe“ [so!] einen Ortsteil und erwähnt in der Spalte Bemerkungen, sie gehöre zu Schönheide, lässt aber die Spalten „Bewohnte Gebäude“ und „Einwohner“ frei.[5]

Die Bezeichnung Ziegenleithe erklärt der Autor Ernst Flath, der eine etwa 1910 erschienene Geschichte Schönheides verfasste, dass an der Leite, einem Bergabhang, Ziegen gehalten und gehütet worden seien. Es sei aber auch möglich, dass der erste Wortteil durch Umbildung von Seigern entstanden sei. Die Urkunde über den Verkauf von Schönheide an den sächsischen Kurfürsten August durch die Familie des Gebietsherrn Balthasar Friedrich Edlen von der Planitz aus dem Jahr 1563 erwähne nämlich Seigerhütten, die an dieser Stelle zu verorten seien.[6] Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm sieht die Wortbedeutung von Leite als einem aus dem Althochdeutschen abgeleiteten Begriff in „Bergeshang“. Dieses Wort habe sich noch im fränkischen Sprachgebiet erhalten.[7] Das Deutsche Rechtswörterbuch führt die Bedeutung im Bergbau in diesem Sinn: „der in eine bestimmte Richtung führende Erzgang“, aber auch „der Abfuhrweg für das Erz“. Es enthält aber auch die Bedeutung „Abhang“.[8] Die Wortherkunft ist nicht eindeutig zu klären. Für den Begriff Bergeshang oder Abhang spricht, dass das Gelände vom Ortsteil Webersberg zum Filzbachtal steil abfällt.

Volkmar Hellfritzsch hat ermittelt, dass im Erzgebirge 19 Berge mit dem Namen Leite bezeichnet werden. Der Begriff Leite, der auch Flurname sei, bedeute Abhang.[9] Hellfritzsch weist auf die Herkunft vom mittelhochdeutschen Wort lite hin, das Be„rgabhang; Tal; Weg durch ein Tal; Weg überhaupt“ bedeuten könne.[10]

Geschichte

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Die Ziegenleithe gehörte nicht zu den Gebieten Schönheides, für die bei der Besiedlung vom Jahr 1537 an[11] Hufe festgelegt wurden, denn der Ortsteil Webersberg gehörte nicht dazu und von diesem fällt das Gelände steil zur Ziegenleithe ab, so dass es nicht als Ackerland verwendet werden konnte.[12] Während der Vorderberg um 650 m ü. NHN hoch ist, liegt der Filzbach bei der Straße Ziegenleithe auf einer Höhe von um 560 m ü. NHN.[13] Im sogenannten Befreiungsbrief vom 20. März 1549jul., der Gründungsurkunde Schönheides, des Gebietsherrn Balthasar Friedrich Edler von der Planitz wird die Ziegenleithe nicht erwähnt.[14]

Bergwerk Kupferzeche

An der Ziegenleithe gab es ein Bergwerk. Es bestand schon im Jahr 1563. Als der damalige Gebietsherr von Schönheide, Balthasar Friedrich Edler von der Planitz Schönheide an Kurfürst August von Sachsen verkaufte, stellte der Schwarzenberger Amtmann Hans Todt in seinem Bericht vom Juni 1563 über die Besichtigung der zum Verkauf anstehenden Flächen heraus: „Bey der Schönheyde ist ein Kupffer und Zwitter[Anm. 1] Bergwerg neulich erreget.“ Neben von der Planitz seien auch Nürnberger und Schneeberger Geldgeber an diesem Bergwerk beteiligt. Es sei aber mangels hinreichenden Kapitals nicht sehr ertragreich, könnte aber mit mehr Finanz- und bergmännischen Aufwand ertragreicher sein. Einen Namen des Bergwerks gibt Hans Todt nicht an.[15] Siegfried Sieber datiert den Beginn des Bergbaus auf 1560.[16] Im Dresdner Exemplar des Meilenblattes 237 aus dem Jahr 1792 findet sich bei der Ziegenleithe die Angabe „Kupferzeche“.[17] Im Schumannschen 1833 erschienenem Sachsen-Lexikon heißt es, das Bergwerk sei „gering“.[18] In diesem Bergwerk wurde auch Zinnerz gefördert, es waren auch Gänge der Eisen-Baryt-Formation vorhanden, und es gab auch Kalkuranit.[19] Johann Carl Freiesleben erwähnt dieses Bergwerk mit dem Namen „Neuer Seegen Gottes Stollen“ noch 1843.[20][Anm. 2] Albert Schiffner schreibt in seinem etwa 1848 erschienenen „Führer im Muldenthale“, das Bergwerk „der neue Segen Gottes“ werde nur noch „auf Kupferfahlerz [betrieben], weshalb man 1829 ein Pochwerk baute“.[21]

Siegfried Sieber berichtet, in Schönheide sei der Abbau von Eisen, Kupfer und Zinn um 1800 „völlig zum Erliegen“ gekommen. Auch seien insgesamt keine nennenswerten Erzmengen gefördert worden.[22]

 
Kulturdenkmal Umgebindehaus Ziegenleithe 10

Reste des Bergwerks sind noch am Waldhang zu finden. Mineraliensucher sind dort noch aktiv.[23]

Kulturdenkmale

Das fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts noch existierende Stollenmundloch des Bergwerks wurde vom Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege zum Kulturdenkmal erklärt und so qualifiziert: „von bergbautechnischer und ortsgeschichtlicher Bedeutung. Befestigter Stolleneingang, granitener Rundbogen aus konisch geformten Bossen, in eine Befestigungsmauer eingebunden“. Das Landesamt gibt zur Datierung an „18. Jh. oder älter (Mundloch)“.[24] Die Gemeinde Schönheide schüttete Anfang der 1990er Jahre das Stollenmundloch zu.

Auch das Wohnhaus Ziegenleithe 10 mit dieser Beschreibung „Wohnhaus (Umgebinde, Häusleranwesen), Umgebindehaus als seltenes Zeugnis ländlicher Bauformen im Ort von bauhistorischer Bedeutung. Umgebinde rechts der Tür 2/2 Joche, verputzt, Blockstube massiv ersetzt, neue Fenster und Türen, verschiefertes Satteldach, talseitig zwei stehende Dachgaupen, Giebel mit Blech verkleidet“ ist ein Kulturdenkmal. Das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege datiert die Entstehung auf Mitte des 18. Jahrhunderts.[25]

 
Straßenschild Ziegenleithe
Mühlen am Filzbach

Im Bereich der Ziegenleithe wurde das Wasser des Filzbachs, dem ein Stück oberhalb der Schönheider Dorfbach sein Wasser zuführt, für den Betrieb einer Getreidemühle genutzt, die im Asterschen Meilenblatt von 1792 als „Staudenmühle“ bezeichnet ist.[26] Später war sie als „Fischermühle“ bekannt.[27] Im weiteren Verlauf des Filzbachs trieb sein Wasser bis um 1900 eine Sägemühle an, bekannt als „Sägewerk Baumeister Unger“.[28]

Literatur

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  • Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide. Schönheide o. J. (1909) Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, auch Reprint 1992
  • Ernst Flath: Die Gründungsgeschichte Schönheides – Zur bevorstehenden Vierhundertjahrfeier des Ortes. In: Glückauf – Zeitschrift des Erzgebirgsvereins. Nr. 5/1937. Mai 1937. Seite 65–70
  • Ernst Flath: Aus der Geschichte unseres Heimatortes, in: Heimatgeschichtliche Festzeitung. Festbeilage zum Schönheider Wochenblatt vom 21. August 1937 aus Anlass der Vierhundertjahrfeier Schönheides
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Commons: Ziegenleithe – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

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  1. Nach Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag Korn, Breslau 1871, S. 600 bedeutet Zwitter Zinn (Link zum Digitalisat des Werkes).
  2. In seinem 1845 erschienenen Werk Die Sächsischen Erzgänge in localer Folge nach ihren Formationen zusammengestellt, Bd. 2: Die Johanngeorgenstädter, Marienberger und Schneeberger Refiere, Freiberg 1845, S. 40 (Digitalisat) führt Freiesleben in der Rubrik über Schönheider Bergwerke dieses an der Ziegenleithe allerdings nicht (mehr) auf.

Einzelnachweise

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  1. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Kommissionsverlag von Armin Stopps Buchhandlung, Schönheide o. J. (1909), S. 12 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  2. Johann Traugott Lindner: Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des Sächsischen Obererzgebirges. Ein Beitrag zur speciellen Kenntniß desselben, seines Volkslebens, der Gewerbsarten, Sitten und Gebräuche, Bei Rudolph und Dieterici, Annaberg 1845, Band 2, Seite 31 (Link zum Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abruf am 21. August 2019)
  3. Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
  4. Friedrich Ludwig Aster: Sächsische Meilenblätter, Blatt 196 im Berliner Exemplar (Link zum Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  5. Alphabetisches Orts-Verzeichniß des Königreiches Sachsen, bearbeitet nach officiellen Unterlagen durch das statistische Bureau des Ministerium des Innern, Druck und Verlag von C. Heinrich, Dresden 1862, S. 734f. (Digitalisat)
  6. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Kommissionsverlag von Armin Stopps Buchhandlung, Schönheide o. J. (1909), S. 5 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  7. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Band 12, Sp. 727 bei Woerterbuchnetz.de, Abruf am 3. Dezember 2018
  8. Deutsches Rechtswörterbuch Lemma Leite, Abruf am 3. Dezember 2018
  9. Volkmar Hellfritzsch: Namen erzgebirgischer Berge. Quellen und Haupttypen, in: Erzgebirgische Heimatblätter, Heft 1/2022, S. 24ff.
  10. Volkmar Hellfritzsch: Typen und Gruppen von Ortsnamen im Erzgebirge, 1996 (Link zum Digitalisat)
  11. Karl Gottlob Dietmann: Die gesamte ... Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen ..., Band I.3: Konsistorium Wittenberg, Verlag Richter, Dresden und Leipzig 1755, S. 609 (Digitalisat in der Universitätsbibliothek Halle)
  12. Karte nach dem Besiedlungsplan
  13. Landesvermessungsamt Sachsen: Topographische Karte 1:10.000, Blatt 5441-SW Schönheide, Normalausgabe, 1. Auflage, Dresden 1995, ISBN 3-86170-609-1
  14. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Schönheide o. J. (1909), S. 178 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  15. Gottfried August Arndt: Archiv der Sächsischen Geschichte, 2. Teil, Leipzig 1785, Seiten 383–388, insbes. S. 388 (Link zum Digitalisat)
  16. Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 105.
  17. Blatt 237 aus dem Jahr 1792 des Dresdner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen mit Nachträgen bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts (Link zum Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  18. Friedrich August Gottlob Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, enthaltend eine richtige und ausführliche geographische, topographische und historische Darstellung aller Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Höfe, Gebirge, Wälder, Seen, Flüsse etc. gesammter Königl. und Fürstl. Sächsischer Lande mit Einschluß des Fürstenthums Schwarzburg, des Erfurtschen Gebietes, so wie der Reußischen und Schönburgischen Besitzungen. Band 18, im Verlage der Gebrüder Schumann, Zwickau 1833, Seite 727 (Digitalisat)
  19. Franz Kirchheimer: Das Uran und seine Geschichte, E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung 1963, S. 111 (unter Verweis auf eine Publikation Müllers von 1860, Link zur Snippet-Ansicht)
  20. Johann Carl Freiesleben: Die sächsischen Erzgänge in einer vorläufigen Aufstellung ihrer Formationen, Des Magazins für die Oryktographie von Sachsen Erstes Extraheft, bei J. G. Engelhardt, Freiberg 1843, S. 136 (Link zum Digitalisat)
  21. Albert Schiffner: Der Führer im Muldenthale, von des Voigtlands Höhen bis zur Vereinigung beider Mulden. In 16 Lieferungen, enthaltend 37 Ansichten, nach der Natur aufgenommen von Gustav Täubert, lithographiert von J. Riedel, Verlag von Gustav Täubert, Dresden (o. J., 1848), S. 12 (Digitalisat in der Universitätsbibliothek Leipzig S. 12 ist nicht direkt aufrufbar, im Digitalisat bis dorthin durchblättern oder im Inhaltsverzeichnis links am Rand auf „Schönheide“ klicken.)
  22. Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 107.
  23. Bericht bei Mineralienatlas.de mit Fotos aus dem Beginn des 21. Jahrhunderts, Abruf am 7. Oktober 2019
  24. Denkmalnummer 08957107 Denkmalliste Sachsen (nicht direkt aufrufbar, in die Suchmaske eingeben: Schönheide [OT] und dann Ziegenleithe), Abruf am 22. August 2019
  25. Denkmalnummer 08957098 Denkmalliste Sachsen (nicht direkt aufrufbar, in die Suchmaske eingeben: Schönheide [OT] und dann Ziegenleithe), Abruf am 22. August 2019
  26. Blatt 196 des Berliner Exemplars von 1792 (Link zum Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  27. Gemeinde Schönheide (Hrsg.),Gottfried Mayer (Autor): Nutzung der Wasserkräfte des Filzbaches von Neuheide bis zur Einmündung in die Zwickauer Mulde. Ein weiterer Beitrag zur Technikgeschichte von Schönheide, Schönheide 2014, S. 10
  28. Gemeinde Schönheide (Hrsg.),Gottfried Mayer (Autor): Nutzung der Wasserkräfte des Filzbaches von Neuheide bis zur Einmündung in die Zwickauer Mulde. Ein weiterer Beitrag zur Technikgeschichte von Schönheide, Schönheide 2014, S. 11f.