Zincowoodwardit

Mineral aus der Gruppe der Sulfate

Zincowoodwardit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ (siehe Klassifikation) mit der chemischen Zusammensetzung (Zn1-xAlx)(SO4)x/2(OH)2·nH2O (x < 0,5, n < 3x/2)[1] und stellt damit das Zink-Analogon des Woodwardit dar.

Zincowoodwardit
Traubiger Zincowoodwardit aus Laurion, Attika, Griechenland (Bildbreite: 10 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998-026[1]

IMA-Symbol

Zwwd[2]

Chemische Formel
  • (Zn1-xAlx)(SO4)x/2(OH)2·nH2O (x < 0,5, n < 3x/2)[1]
  • (Zn,Cu)4–3Al2–3[(OH)12|(SO4)1–1,5]·2–4½H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/D.08-045[3]

7.DD.35
31.02.02.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol Zincowoodwardit-1T: trigonal-pyramidal
Zincowoodwardit-3R: trigonal-rhomboedrisch
Raumgruppe siehe Kristallstruktur
Gitterparameter siehe Kristallstruktur
Formeleinheiten siehe Kristallstruktur
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,66 (für den 3R-Polytyp); berechnet: 2,71[4]
Spaltbarkeit keine[4]
Farbe blassblau bis bläulichweiß[4]
Strichfarbe weiß bis bläulichweiß[4]
Transparenz durchscheinend[4]
Glanz Wachsglanz[4]

Zincowoodwardit kristallisiert polytyp im trigonalen Kristallsystem als Zincowoodwardit-1T und in rhomboedrischer Zentrierung als Zincowoodwardit-3R. Er entwickelt ähnlich wie sein Verwandter Woodwardit faserige Kristalle bis etwa 1,5 mm Größe und teilweise pseudohexagonalem Habitus, die zu radialstrahligen bis traubigen Aggregaten angeordnet sind oder krustige Überzüge bilden. Die Kristalle und Aggregate sind von durchscheinend grünlichblauer oder hellblauer bis weißer Farbe und weisen auf den Oberflächen einen wachsähnlichen Glanz auf. Auf der Strichtafel hinterlässt Zincowoodwardit einen hellblauen Strich.

Zincowoodwardit hat ebenso wie das Referenzmineral Talk die geringstmögliche Mohshärte von 1, d. h. deren Oberflächen lassen sich mit einem Fingernagel abschaben.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals gefunden wurde Zincowoodwardit 1998 in der „Christiana-Mine“ und „Hilarion-Mine“ bei Agios Konstantinos (Kamariza) in Attika, Griechenland. Analysiert und beschrieben wurde das Mineral durch Thomas Witzke und Gunnar Raade, die es aufgrund seiner engen Beziehung zu Woodwardit und seiner Zusammensetzung mit überwiegendem Zinkanteil benannten. Als eigenständiges Mineral anerkannt wurde Zincowoodwardit von der International Mineralogical Association (IMA) noch im selben Jahr unter der Nummer IMA1998-026. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name zwei Jahre später im Neuen Jahrbuch für Mineralogie unter dem Titel Zincowoodwardite, a new mineral of the hydrotalcite group.

Typmaterial des Minerals befindet sich in der mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.[5]

Klassifikation

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Da der Zincowoodwardit erst 1998 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der letztmalig 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/D.08-045. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, mit fremden Anionen“, wo MineralName zusammen mit Bechererit, Camérolait, Carbonatcyanotrichit, Carrboydit, Chalkoalumit, Cyanotrichit, Glaukokerinit, Hydrombobomkulit, Hydrowoodwardit, Kyrgyzstanit, Mbobomkulit, Nickelalumit, Spangolith, Woodwardit und Zinkaluminit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VI/D.08 bildet.[3]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zincowoodwardit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; Lagen von kantenverknüpften Oktaedern“ zu finden, wo es zusammen mit Carrboydit, Glaukokerinit, Honessit, Hydrohonessit, Hydrowoodwardit, Motukoreait, Mountkeithit, Natroglaukokerinit, Nikischerit, Shigait, Wermlandit, Woodwardit und Zinkaluminit die „Woodwarditgruppe“ mit der Systemnummer 7.DD.35 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Zincowoodwardit die System- und Mineralnummer 31.02.02.03, Zincowoodwardit-1T die Nummer 31.02.02.04 und Zincowoodwardit-3R die Nummer 31.02.02.05. Diese entsprechen der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier sind die als einzelne Spezies behandelten Polytype zusammen mit Woodwardit und Hydrowoodwardit in der „Woodwarditgruppe“ mit der System-Nr. 31.02.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit (A+B2+)6(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

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Zincowoodwardit kristallisiert polytyp, das heißt, er bildet wechselnde Schichten mit trigonal-primitiver und trigonal-rhomboedrischer Symmetrie, die als „Zincowoodwardit-1T“ und „Zincowoodwardit-3R“ bezeichnet werden. Die Struktur ist eng verwandt mit der des Hydrotalkit.

Bildung und Fundorte

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Zincowoodwardit und Serpierit aus der Christiana Mine, Kamariza Mines, Agios Konstantinos, Lavrio, Attika, Griechenland

Zincowoodwardit bildet sich in der Oxidationszone von zinkführenden Lagerstätten und in alten Grubenbauen durch Ausfällung aus Wässern unter neutralen bis leicht basischen Bedingungen. Hier tritt Zincowoodwardit je nach Fundort in Paragenese mit Glaukokerinit, Hemimorphit, Natroglaukokerinit, Serpierit und/oder Zaccagnait auf.[9]

Außer an seiner Typlokalität „Christiana Mine“ und „Hilarion Mine“ bei Aghios Konstantinos wurde Zincowoodwardit in Griechenland noch in der „Serpieri Mine“ (ebenfalls Aghios Konstantinos) und in der „Maria Mine“ am Kap Sounion gefunden. Weitere Fundorte sind die Grube Friedrichssegen in der Gemeinde Frücht (Rheinland-Pfalz) in Deutschland und „Le Penay“ bei La Léchère in der französischen Provinz Tarentaise.[10]

Siehe auch

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Literatur

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  • Thomas Witzke, Gunnar Raade: Zincowoodwardite, [Zn1-xAlx(OH)2][(SO4)x/2 (H2O)n], a new mineral of the hydrotalcite group. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 10, 2000, ISSN 0028-3649, S. 455–465.
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Commons: Zincowoodwardite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c d e f g Zincowoodwardite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 55 kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
  5. A. Matthies: Typmineral-Katalog – Zincowoodwardit. In: typmineral.uni-hamburg.de. Universität Hamburg, 27. April 2022, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  7. a b American Mineralogist Crystal Structure Database – Zincowoodwardite. 2000, abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch).
  8. a b Thomas Witzke: Erstbeschreibungen neuer Minerale, an denen ich beteiligt bin. Abgerufen am 10. Oktober 2024.
  9. Mineralogical Association of Canada – Datenblatt von Zincowoodwardit (englisch, PDF 25 kB) (Memento vom 25. November 2015 im Internet Archive)
  10. Fundortliste für Zincowoodwardit beim Mineralienatlas und bei Mindat – Zincowoodwardite