Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation
Das Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation (auch: Zwei-Prozess-Modell von Borbély) versucht die Rhythmen, die an der Schlafregulation beteiligt sind, zu modellieren. Veröffentlicht wurde das Modell von Borbély im Jahr 1982 sowie von Borbély und Wirz-Jusice im Jahr 1987.[1]
Nach diesem Modell sind zwei Faktoren wirksam: Zum einen der homöostatische Faktor S und der rhythmische Faktor C. Faktor S gibt den Schlafbedarf bzw. die Tiefschlafbereitschaft[2][3] an, er baut sich während der Wachzeit auf und während des Schlafes wieder ab. C hingegen gibt den optimalen Zeitraum vor, in dem geschlafen wird (nachts). Somit entspricht C der inneren Uhr bzw. dem Rhythmusgenerator mit einer zirkadianen Periode von ungefähr 24 Stunden. Ebenfalls hängt dieser Prozess mit der Körpertemperatur zusammen.[4] Laut Borbély könne C auch als Aufwachschwelle gesehen werden.[5] Das Modell wurde später auch um eine parallel[6] verlaufende Einschlafschwelle erweitert.[5]
Der Faktor S spiegelt letztlich eher ein hypothetisches Konstrukt wider. Im Tiefschlaf nimmt jedoch die Aktivität der Delta-Wellen bei längerer Wachheit zu. Inzwischen wird angenommen, dass die Substanzen L-Tryptophan, Serotonin, Prostaglandin D2 und verschieden weitere Substanzen als Korrelat des Faktor S gelten könnten.[4]
Diese beiden Prozesse laufen nicht unabhängig voneinander ab, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Dies bedeutet, dass das Schlaf-/Wachverhalten je nach Umweltbedingungen stark variieren kann.[7]
In der aktuellen Forschung wird darüber diskutiert, ob das zirkadiane System nicht das Schlafbedürfnis, sondern stattdessen die Wachheit steuert.[8]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- A. Borbély, P. Achermann: Sleep homeostasis and models of sleep regulation. In: Journal of Biological Rhythms. Band 14, 1999, S. 557–568 (englisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jürgen Margraf, Silvia Schneider: Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 2: Störungen im Erwachsenenalter - Spezielle Indikationen - Glossar. Springer Science & Business Media, 2008, ISBN 978-3-540-79542-1, S. 195 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Niels Birbaumer, Robert F. Schmidt: Biologische Psychologie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-06097-1, S. 558 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Tom Bschor: Behandlungsmanual therapieresistente Depression: Pharmakotherapie - somatische Therapieverfahren - Psychotherapie. W. Kohlhammer Verlag, 2008, ISBN 978-3-17-019465-6, S. 284 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Jürgen Margraf, Silvia Schneider: Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 2: Störungen im Erwachsenenalter - Spezielle Indikationen - Glossar. Springer Science & Business Media, 2008, ISBN 978-3-540-79542-1, S. 196 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Hans Hippius, Eckart Rüther, Max Schmauß: Schlaf-Wach-Funktionen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-72923-2, S. 3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Joachim Röschke, Klaus Mann: Schlaf und Schlafstörungen. C.H.Beck, 1998, ISBN 3-406-41889-9, S. 59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Zulley, J., & Hajak, G. (2005). Grundlegendes Wissen über den Schlaf. Verhaltenstherapie, 15(4), 212–218. doi:10.1159/000089184.
- ↑ Lavie, P. (2001). Sleep-wake as a biological rhythm. Annual Review Of Psychology, 52277-303, doi:10.1146/annurev.psych.52.1.277.