Die Zwerghornschnecken (Carychiidae) sind eine Familie sehr kleiner, auf dem Land lebender Schnecken aus der Ordnung der Lungenschnecken (Pulmonata). Die derzeit bekannten ca. 45 Arten leben in dauernd feuchten oder ausgesprochen nassen Habitaten, meist in tiefer, ungestörter Laubstreu, in Feuchtwiesen und Sumpfgebieten, in Geröllhalden und in Höhlen. Die Zwerghornschnecken werden wegen ihrer geringen Größe zur nicht-systematischen und recht unscharfen Gruppe der Mikrogastropoden gerechnet. Aufgrund ihrer geringen Größe und versteckten Lebensweise werden derzeit laufend neue Arten[1] und Vorkommen[2][3] entdeckt.

Zwerghornschnecken

Bauchige Zwerghornschnecke (Carychium minimum)

Systematik
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Eupulmonata
Überfamilie: Ellobioidea
Familie: Zwerghornschnecken
Wissenschaftlicher Name
Carychiidae
Jeffreys, 1830

Merkmale

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Die rechts gewundenen Gehäuse der Vertreter der Familie sind hochkonisch bis spindelförmig und nur wenige Millimeter hoch. Sie sind weißlich bis farblos durchscheinend. Der Mündungsrand ist verdickt und in die Mündung ragen Zähne und Lamellen hinein. Die Tiere sind Zwitter, die Begattung ist zumindest bei einigen Arten einseitig, d. h. ein Tier fungiert als Männchen, ein Tier als Weibchen. Die Eier sind im Vergleich zur Größe der Tiere sehr groß. Es können eine bis mehrere Generationen pro Jahr gebildet werden. Zumindest einige Arten der Gattung Carychium besitzen noch funktionsfähige Augen. Bei der Gattung Zospeum sind die Augen rückgebildet und die Tiere sind blind.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

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Die Verbreitung der Familie ist holarktisch. Vor kurzem erst wurde die Gattung Zospeum auch in Höhlen in Südkorea und Südchina entdeckt.[2][3]

Die Vertreter der Gattung Carychium kommen in nassen bzw. dauernd feuchten Lebensräumen wie Sümpfen, Feuchtwiesen, Auwäldern und den Uferbereichen von Gewässern vor. Sie leben in der (feuchten) Laubstreu, in Totholz und zwischen Uferpflanzen von der Ebene in Meereshöhe bis in die Gebirge. Die ausnahmslos augenlosen Arten der Gattung Zospeum sind dagegen ausgesprochene Höhlenbewohner oder kommen in Karstspalten vor. Auch sie kommen von Meereshöhe bis in die Gebirge (bis 1850 m) vor.

Taxonomie und Systematik

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Dieses Taxon der Familiengruppe wurde 1830 von John Gwyn Jeffreys als Carychiadae aufgestellt[4]. Bouchet & Rocroi (2005) stellen sie als Unterfamilie zu den Küstenschnecken (Ellobiidae). In neueren Arbeiten wird das Taxon wiederum als Familie innerhalb der Ellobioidea gewertet[5] Nach der neuesten Klassifikation in der MolluscaBase wird es wiederum als Unterfamilie bewertet,[6] während die Fauna Europaea und auch Harzhauser & Neubauer (2018)[7] das Taxon weiterhin als Familie behandeln.[8] Derzeit werden der Familie nur zwei Gattungen mit ca. 45 Arten zugeordnet[9]:

Literatur

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  • Weigand, Alexander M., Marie-Carolin Götze & Adrienne Jochum 2012: Outdated but established?! Conchologically driven species delineations in microgastropods (Carychiidae, Carychium). Organisms Diversity & Evolution, 12: 10 S. doi:10.1007/s13127-011-0070-2
  • Jochum, Adrienne 2011: Evolution and diversity of the troglobitic Carychiidae – A morphological and phylogenetic investigation of the terrestrial ellobiiod genera, Carychium and Zospeum. The Malacologist, 57: 16–18, London PDF.

Einzelnachweise

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  1. a b Dourson, Daniel C. 2012: Four New Land Snail Species from the Southern Appalachian Mountains. Journal of North Carolina Academy of Science, 128(1): 1-10 (Abstract (Memento vom 29. März 2016 im Webarchiv archive.today)).
  2. a b Jochum, Adrienne, Alexander M. Weigand, Rajko Slapnik, Jana Valentinčič & Carlos E. Prieto 2012: The microscopic ellobioid, Zospeum Bourguignat, 1856 (Pulmonata, Ellobioidea, Carychiidae) makes a big debut in Basque Country and the province of Burgos (Spain). MalaCo, 8, 400-403. PDF (Memento vom 29. März 2016 im Internet Archive)
  3. a b Prozorova, L., Noseworthy, R., Lee, J.S., Zasypkina, M. 2010: Korean cave malacofauna with emphasis on troglobitic carychiids (Pulmonata: Ellobioidea: Carychiidae). Tropical Natural History (Suppl. 3): 135.
  4. Jeffreys, John Gwyn 1830: A synopsis on the testaceous pneumonobranchous Mollusca of Great Britain. Transactions of the Linnean Society of London, 16 (2): 323-392 Online bei Biodiversity Heritage Library (S. 362).
  5. Weigand, Alexander M., Adrienne Jochum, Markus Pfenninger, Dirk Steinke, & Annette Klussmann-Kolb 2011: A new approach to an old conundrum - DNA barcoding sheds new light on phenotypic plasticity and morphological stasis in microsnails (Gastropoda, Pulmonata, Carychiidae). - Molecular Ecology Resources 11: 255-265 doi:10.1111/j.1755-0998.2010.02937.x.
  6. MolluscaBase: Carychiinae Jeffreys, 1830
  7. a b c d e f [[Mathias Harzhauser]], Thomas A. Neubauer: Opole (Poland) - a ley locality for middle Miocene terrestrial mollusc faunas. Bulletin of Geosciences 93(1): 71–146, 2018 doi:10.3140/bull.geosci.1692
  8. Fauna Europaea: Family Carychiidae
  9. Worldwide mollusc species data base
  10. a b Roman Egorov: Treaure of Russian Shells. Illustrated catalogue of the recent terrestrial molluscs of Russia and adjacent regions. Supplement 5. Moskau, 2008 ISSN 1025-2517, S. 21.
  11. Weigand, Alexander M. 2013: New Zospeum species (Gastropoda, Ellobioidea, Carychiidae) from 980 m depth in the Lukina Jama – Trojama cave system (Velebit Mts., Croatia). Subterranean Biology, 11: 45–53 doi:10.3897/subtbiol.11.5966
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