Überflutung des Gelben Flusses 1938

Pionierkampf im Krieg Chinas gegen Japanische Invasoren

Die Überflutung des Gelben Flusses war eine menschengemachte Katastrophe, die am dem 9. Juni 1938 im Zusammenhang mit dem Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg ausgelöst wurde. Ein Uferdamm des Gelben Flusses wurde auf Anordnung von General Chiang Kai-shek nahe Huayuankou, im Stadtbezirk Huiji, Provinz Henan, gesprengt, um eine großflächige Überschwemmung herbeizuführen; Grund hierfür war, den schnellen Vormarsch japanischer Truppen zu verhindern.[1]

Karte des überfluteten Gebietes
Chinesische Soldaten auf überschwemmtem Land (Juni 1938)
Einige der 3,9 Millionen Flüchtlinge

Strategische Entscheidung zum Fluten

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Der seit 7. Juli 1937 tobende Zweite Japanisch-Chinesische Krieg führte zu einer rapiden japanischen Besetzung großer Flächen Chinas. Bereits ein Jahr nach Beginn des Krieges hatten die Japaner große Gebiete im Norden Chinas besetzt und hatten Kaifeng, die Hauptstadt der Provinz Henan, erobert. Zhengzhou, ein wichtiger Eisenbahnverkehrsknotenpunkt an den Strecken Peking–Guangzhou und Longhai, war in Gefahr, ebenfalls von den Japanern erobert zu werden, was direkt die Städte Wuhan und Xi’an bedroht hätte. Anstatt die Strategie der verbrannten Erde anzuwenden, entschloss sich das Oberkommando der Nationalrevolutionären Armee, in einer verzweifelten Aktion das vor dem antizipierten japanischen Vormarsch liegende Land zu fluten.[2] Zu diesem Zweck sollte der Inbegriff chinesischer Zivilisation, der Gelbe Fluss, in eine Waffe gegen die Aggressoren verwandelt werden. Die Eindeichung im südlichen Bereich des Flusses wurde bei Huayuankou in Henan, 30 km entfernt von den Spitzen der japanischen Truppen, durchbrochen.

Die Öffnung des Uferdammes erwies sich schwieriger als erwartet: Zwischen 4. und 6. Juni machten nationalrevolutionäre Soldaten zwei vergebliche Versuche, den Uferdamm bei Zhaokou zu sprengen.[3] Ein dritter Versuch wurde am 9. Juni bei Huayuankou unternommen, indem Teile des Dammes abgetragen wurden. Der Druck des Flusses öffnete schließlich die geschwächte Stelle am Damm und das Wasser ergoss sich in die Ebene. In den darauf folgenden Tagen vergrößerte sich die Öffnung stetig.[3] Nur unmittelbar in Nähe des Dammbruches lebende Bewohner wurden vor der Katastrophe gewarnt.

Es war die größte von Menschenhand verursachte Flutkatastrophe und die größte Umweltkatastrophe in einem militärischen Kontext[4] weltweit. Über 893.000 Menschen starben,[5] 4.000 Dörfer und 11 Städte wurden zerstört. Etwa 3,9 Millionen Menschen wurden obdachlose Flüchtlinge (20 % der Bevölkerung in Henan, Anhui und Jiangsu).[5] Der Flusslauf wurde durch die Überschwemmung auf einer Länge von ca. 1.000 Kilometern beeinflusst, größtenteils hat das Wasser einen ganz anderen, ursprünglichen, Weg genommen. Die Überschwemmung endete 1947.[3]

Literatur

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  • Kathryn Edgerton-Tarpley: From ‘Nourish the People’ to ‘Sacrifice for the Nation’: Changing Responses to Disaster in Late Imperial and Modern China. The Journal of Asian Studies 73/2 (2014), S. 447–469.
  • Diana Lary: Drowned Earth: The Strategic Breaching of the Yellow River Dyke, 1938. War in History 8/2 (April 2001), S. 191–207.
  • Diana Lary: The Waters Covered the Earth: China’s War-Induced Natural Disasters. In: Mark Selden, Alvin So (Hrsg.): War and State Terrorism: The United States, Japan, and the Asia-Pacific in the Long Twentieth Century. Rowan and Littlefield, Lanham (Maryland) / Oxford, 2004, ISBN 0-7425-2390-X und ISBN 0-7425-2391-8
  • Micah S. Muscolino: The Ecology of War in China: Henan Province, the Yellow River, and Beyond, 1938–1950 (= Studies in environment and history). Cambridge University Press, New York, 2015, ISBN 978-1-107-07156-8 und ISBN 978-1-107-41759-5
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Commons: 1938 Yellow River flood – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Micah S. Muscolino, The Ecology of War in China: Henan Province, the Yellow River, and Beyond, Cambridge and New York: Cambridge University Press, 2015.
  2. Diana Lary: Drowned Earth: The Strategic Breaching of the Yellow River Dyke, 1938. SAGE Journals, 1. April 2001, abgerufen am 7. Januar 2017 (englisch).
  3. a b c Yellow River flood, 1938–47. DisasterHistory.org, abgerufen am 7. Januar 2017 (englisch).
  4. http://www.earthmagazine.org/article/june-9-1938-huang-he-diversion-largest-act-environmental-warfare-history
  5. a b Han Qitong, Nan Zhongwan: Huangfanqu de sunhai yu shanhoujiuji. S. 22–23.