Überschwemmungen in England 2013–2014

Die Überschwemmungen in England 2013–2014 richteten von Anfang Dezember 2013 bis Mitte Februar 2014 besonders in den Regionen South West England und South East England schwerste Schäden an.

Überschwemmungen in England 2013–2014
Blick auf Burrowbridge in der Grafschaft Somerset, Südwestengland am 14. Februar 2014
Blick auf Burrowbridge in der Grafschaft Somerset, Südwestengland am 14. Februar 2014
Blick auf Burrowbridge in der Grafschaft Somerset, Südwestengland am 14. Februar 2014
Unwetter Atlantische Winterstürme mit Starkregen
Daten
Beginn 5. Dezember 2013
Höhepunkt 25. Februar 2014
Folgen
Schadenssumme 1 Mrd. €[1]
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Meteorologie

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Grund für die Überschwemmungen waren die laut Met Office stärksten Niederschläge im Winter seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1910. Die Phase Dezember–Januar war die nasseste seit 1876.[2] Die Niederschläge waren das Resultat von zahlreichen kräftigen Nordatlantiktiefs, darunter etlichen schweren Stürmen,[3] wie Orkan Dirk am Weihnachtsabend. Diese steuerten intensive atmosphärische Flüsse gegen Westeuropa, von denen mindestens 18 vom Dezember 2013 bis zum Februar 2014 auf das englische Festland trafen.[4] Andererseits verharrten die Tiefkerne dann lange über den britischen Inseln, mit kräftigen Südströmungen über dem Festland, was zu einer ausnehmend milden Wintersaison führte, in den Alpen extrem reich an Föhnstürmen,[5] aber auch mit schweren Unwettern in Südeuropa.

Es wird ein Zusammenhang der verschiedenen extremen Wetterverhältnisse Anfang 2014 wie der Überschwemmungen in England, der Kältewelle im Nordosten der USA und der Dürre in Kalifornien, und die mögliche Verbindung zum Klimawandel diskutiert.[6] Schaller u. a. (2016) gelang mithilfe eines Wetter- und Klimamodells der Nachweis, das sich die Überschwemmungen in der Tat auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückführen lassen.[7]

Zwei Jahre später traten ab Dezember wieder schwere Hochwässer in ähnlicher Großwetterlage ein.

 
Anomalie der Windgeschwindigkeiten, Nordhemisphäre, Jan. – Feb. 2014 (NOAA)
  Weltkarte der kombinierten Druck- und Temperaturanomalie, 6. Dez. 2013 – 5. Jan. 2014, Amerika Mitte rechts: Die Animation zeigt die Blockadesituation[8] der stark gedämpften Westwinddrift durch die extrem starke Arktische Oszillation bis Ende Dezember und das explosive Ausbilden der Sibirien-Wärmeanomalie, mit den Kältewellen über Nordamerika und Zentralasien. Die Warmluft über dem Atlantik mit den auf die Britischen Inseln gerichteten Luftmassengrenzen steuert tropische Luftmassen nach Europa. Die Südhalbkugel ist abnorm ruhig.
(NOAA/NCEP/CPC 10-hPa Temp Anoms, gleitendes 11-Tages-Mittel)
  Die Nördliche Hemisphäre mit Tiefdruckgebieten, Höhentrögen und Jetstream, 5. Jan. 2014, Europa rechts: Gegen Amerika verlagertes hohes Polartief und südgedrängtes Tief über Zentralkanada (unten). Parallel ein mächtiges Islandtief (Hercules), ein Höhentief über Zentralsibirien (oben) und ein kräftiges Nordpazifiktief (links).
(NOAA/NCEP/CPC Northern Hemisphere, Potential 500 hPa)

Besonders betroffen waren die Grafschaften Surrey, Berkshire, Somerset und Kent. Bis Mitte Februar 2014 wurden insgesamt rund 5000 Häuser überflutet,[9] zudem waren ungefähr 140.000 Häuser und Wohnungen von Stromausfällen betroffen.[10]

In Berkshire und Surrey erreichte die Themse Pegel wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr gemessen.[11] Auch in London, wo die Themse über ihre Ufer trat und der höchste Wasserstand seit 60 Jahren erwartet wurde,[12] mussten Einwohner ihre Häuser räumen. Eine umfassendere Überflutung Londons wurde durch die Thames Barrier verhindert.[13]

Betroffen waren auch die Küsten, wo es mehrfach schwere Erosionsschäden gab.

Angaben der Flutschäden liegen bei einer Summe von zumindest 1,5 Milliarden Dollar (etwa 1 Mrd. Euro, 1,4 Mrd. Pfund), eines der 20 schwersten Schadensereignisse des Jahres weltweit.[1]

Das Krisenmanagement der Regierung von David Cameron und die spät einsetzende Katastrophenhilfe gerieten in die Kritik, und dem Leiter der staatlichen Umweltbehörde Lord Smith wurde der Rücktritt nahegelegt.[14]

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Commons: Überschwemmungen in England 2013–2014 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Jeff Masters: The 25 Billion-Dollar Weather Disasters of 2014. Weather Underground, 13. Januar 2015, abgerufen am 15. Januar 2015 (englisch).
  2. 2014 UK floods (KS3-5). Geographical Association, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 15. März 2015.
  3. 2013–2014 Atlantic winter storms in Europe, englische Wikipedia.
  4. Successive storms batter Western and Central Europe. EUMETSAT, abgerufen am 7. Juli 2014.
  5. Ungewöhnlich viele Tage mit Föhnsturm, ZAMG, 14. Februar 2014.
  6. Wetterchaos wegen Jetstream. In: Neue Zürcher Zeitung online, 17. Februar 2014 – zu einem Treffen des Wissenschaftsverbandes American Association for the Advancement of Science in Chicago im Februar 2014.
  7. Nathalie Schaller u. a. (2016). Human influence on climate in the 2014 Southern England winter floods and their impacts. Nature Climate Change, 6(6), 627. doi:10.1038/nclimate2927
  8. Mildes Europa, kaltes Nordamerika, ZAMG → Wetter → News, 7. Januar 2014
  9. Land unter: England versinkt im Hochwasser. In: Der Tagesspiegel online, 13. Februar 2014.
  10. Hochwasser in Großbritannien: Pegel steigen unaufhörlich weiter. (Memento des Originals vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.euronews.com Euronews, 16. Februar 2014.
  11. Die Briten müssen sich auf weitere Flutschäden einstellen. In: Neue Zürcher Zeitung online, 16. Februar 2014.
  12. Heftige Stürme über Großbritannien. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: Tageblatt online, 13. Februar 2014.
  13. Ein gigantisches Bollwerk schützt das britische Herz. In: Die Welt online, 14. Februar 2014.
  14. Flut in Großbritannien – Hochwasser macht Politik. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung online, 11. Februar 2014.