10-cm-Flugabwehrkanone Typ 98

Flugabwehrgeschütz der Kaiserlich Japanischen Marine im Zweiten Weltkrieg

Die Typ 98 10-cm-Flugabwehrkanone (japanisch 九八式十糎高角砲) war ein Flugabwehrgeschütz, das bei der Kaiserlich Japanischen Marine im Zweiten Weltkrieg auf dem Flugzeugträger Taihō, dem Leichten Kreuzer Ōyodo und den Zerstörern der Akizuki-Klasse sowie an Land eingesetzt wurde.[1] Die Waffe galt in der japanischen Marine als das beste Geschütz für die Flugabwehr. Es verfügte über ausgezeichnete Eigenschaften, was die Reichweite und die Schusshöhe betraf und hatte eine hohe Feuergeschwindigkeit.[2]

10-cm-Flugabwehrkanone Typ 98


Seitenansicht eines Doppelturmes mit der Typ 98 10-cm-Flugabwehrkanone auf dem Zerstörer Harutsuki 1945.

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 九八式十糎高角砲 (Hochwinkelgeschütz Typ 98)
Entwicklungsjahr 1935–1938
Produktionszeit 1940 bis 1944
Stückzahl 169
Waffenkategorie Flugabwehrkanone, Kanone
Technische Daten
Gesamtlänge 6.730 mm
Rohrlänge 6.500 mm
Kaliber 10 cm
Anzahl Züge 32
Drall rechts
Kadenz 20 – 22 Schuss/min
Höhenrichtbereich -10 bis +90 Winkelgrad
Seitenrichtbereich bis zu 360°
Ausstattung
Verschlusstyp Keilverschluss
Ladeprinzip Einzellader, halbautomatisch
Munitionszufuhr manuell

Beschreibung

Bearbeiten
 
Blick von hinten auf die Oberlafette der Typ 98 10-cm-Flugabwehrkanone in Zwillingslafette

Geschütz

Bearbeiten

Das Geschütz bestand aus dem Rohr, der Oberlafette mit Rohrrücklauf, der Unterlafette mit Pivot und der Schutzhaube für die Bedienung.

Das Rohr hatte mit dem Verschluss eine Länge von 6,73 m, Rohr und Kammer waren 6,50 m lang und die Länge des Laufs mit Zügen betrug 5,631 m. Das Rohr hatte 32 Züge mit Rechtsdrall. Das Zugkaliber betrug 6,012 mm bei 1,02 mm Tiefe, das Feldkaliber war 4,850 mm.[2]

Der ursprüngliche Entwurf aus dem Jahr 1933 hatte ein Rohr in der Länge von 70 Kalibern, dieser wurde jedoch bei der Produktion auf 65 Kaliber reduziert. Diese Reduzierung beruhte offenbar auf Versuchen mit einem experimentellen 14 cm Geschütz mit der Kaliberlänge 80 im Januar 1933 und dem erfolgreichen Entwurf des 15,5 cm Typ-3-Geschützes mit einer Kaliberlänge von 60. Zwei verschiedene Typen von Rohren wurden bei dem 10 cm Geschütz verwendet, beim Typ I ein Mehrlagenrohr, später, beim Typ I-2 ein einteiliges Rohr. Diese Geschütze wurden ausschließlich in Zwillingsaufstellung verwendet und hatten zwischen den Rohren für jedes Rohr eine Rohrbremse die hydraulisch mit Federunterstützung das Rohr nach dem Feuern bremste und wieder in die Ausgangsposition brachte. Der Rückstoß betrug zwischen 41 cm und 50 cm.[2]

Die Oberlafette des Zwillingsgeschützes war an zwei Drehachsen vertikal beweglich an der Unterlafette befestigt. Die Unterlafette selbst war über einen Zahnkranz horizontal drehbar mit dem Schiffsdeck oder den Schiffsaufbauten verbunden. An ihr waren die Richtmechanismen montiert, die manuell mit Handrädern durch Skalenabgleich oder elektromechanisch direkt über die Feuerleitanlage gerichtet werden konnten. Der Höhenrichtbereich lag bei −10° bis +90° bei einer Geschwindigkeit von 16°/Sekunde. Der Seitenrichtbereich war 360° bei einer Geschwindigkeit von 11° – 16°/Sekunde, wurde an Bord aber durch die Decksaufbauten der Schiffe auf etwa ±150° begrenzt. Aufgrund des hohen Gewichts erfolgte die Bewegung der Waffen elektromechanisch. Im Notfall konnte dies auch mit einem Handradmechanismus bei allerdings deutlich reduzierter Geschwindigkeit erfolgen. Das Geschütz konnte in jeder Position geladen werden und musste nicht abgesenkt werden, deshalb betrug die Schussfolge theoretisch 20–22 Schuss/Minute. In der Praxis war ein Wert von 15–19 realistischer. Ein Geschütz hatte eine Lebensdauer von etwa 350–400 Schuss.[2]

Munition

Bearbeiten
Typ patroniert[Bem 1]
Zünder Projektil Zeitzünder
Gesamtgewicht Granate 28,2 kg
Gewicht Projektil 13 kg
Gewicht Sprengladung 0,95 kg
Länge des Geschosses 116,3 cm
Länge des Projektils 41,3 cm
Treibladung 15 kg
Mündungsgeschwindigkeit 1.000 m/s
Arbeitsdruck 3.050 kg/cm²

Die für das 10 cm Geschütz gefertigten Granaten waren ausschließlich mit einem Zeitzünder ausgerüstet, waren also nur für die Flugzeugabwehr konzipiert. Der effektive Radius bei einer Zündung betrug etwa 14 m.[2]

Während der Produktionszeit von 1940 bis 1944 wurden 169 Geschütze hergestellt. Zwölf waren auf dem Flugzeugträger Taihō im Einsatz, acht auf dem Leichten Kreuzer Ōyodo und insgesamt 96 auf den zwölf fertiggestellten Schiffen der Akizuki-Klasse' (jeweils acht).[1] Der Rest wurde an Land aufgestellt.[2]

Die Reichweite bei einem Winkel von 45° betrug 19.500 m, die Schusshöhe bei einem Winkel von 90° 14.700 m.[2]

Der Munitionsvorrat je Geschütz war auf der Taihō 400 Granaten, auf der Ōyodo 200 und auf den Zerstörern 300 Granaten.[2]

Bemerkungen

Bearbeiten
  1. Kartusche + Sprengladung in einem Stück

Literatur

Bearbeiten
  • John Campbell: Naval Weapons of World War Two. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0-87021-459-4 (englisch).
  • Eric Osborne: Destroyers: An Illustrated History of Their Impact. ABC-Clio, Inc, Santa Barbara, CA 2005, ISBN 1-85109-484-9 (englisch).
  • CINCPOA-CINCPAC: Japanese Artillery Weapons, CINCPAC-CINCPOA Bulletin 152-45, July 1945. CINCPAC-CINCPOA, 1945 (englisch).
  • Watts, Anthony J.: Japanese Warships of World War II. Ian Allen, London 1971, ISBN 0-7110-0215-0 (englisch).
Bearbeiten
Commons: Typ 98 10-cm-Flugabwehrkanone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Watts, Japanese Warships of World War II, S. 61, S. 112, S. 152
  2. a b c d e f g h Pacific War online Encyclopedia