ABG Frankfurt Holding

städtisches Unternehmen in Frankfurt

Die ABG Frankfurt-Holding ist ein städtischer Wohnungs- und Immobilienkonzern und die größte Wohnungsbaugesellschaft in Frankfurt am Main; sie befindet sich im Besitz der Stadt Frankfurt. Gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften unterhält die ABG Frankfurt-Holding über 50.000 Wohnungen in Frankfurt.

ABG Frankfurt-Holding

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Rechtsform GmbH
Gründung 1890
Sitz Frankfurt am Main
Leitung Frank Junker
Mitarbeiterzahl 778
Umsatz 511,5 Mio. Euro[1]
Branche Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
Website www.abg.de
Stand: 2018
Häuser in Zickzackhausen (Frankfurt-Niederrad) aus dem Bestand der ABG Frankfurt Holding

Geschichte

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Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen ABG

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Zwischen 1870 und 1890 hatte sich Frankfurts Bevölkerung von 90.000 auf 180.000 verdoppelt. Viele von ihnen lebten in beengten oder unhygienischen Verhältnissen. 1890 gründete deshalb der Philanthrop Charles Hallgarten mit Unterstützung des Sozialpolitikers Karl Flesch die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (ABG), um den sozialen Wohnungsbau in Frankfurt zu fördern. 605 Frankfurter Bürger beteiligten sich am Stammkapital der Gesellschaft. Die ersten Wohnungen entstanden an der Burgstraße und der Eichwaldstraße[2] im Nordend auf Bauland, das der Bankier Georg Speyer zu günstigen Bedingungen von der Stadt erworben hatte und der ABG zur Verfügung stellte.[3] Der Name der Siedlungsbaugesellschaft wurde gewählt, weil die Wohnungsmiete nicht mehr als ein Viertel des durchschnittlichen Monatslohns eines Arbeiters betragen sollte. Damit war nur der Bau von Zweizimmerwohnungen möglich.

Es folgten weitere Wohnanlagen im Gutleutviertel und im Gallusviertel, die immer in der gleichen Bauweise als Wohnblocks mit großzügigen Innenhöfen angelegt waren. Bis 1903 entstanden 157 Häuser mit 973 Wohnungen.[4] Steigende Grundstückspreise führten danach zu einer Verringerung der Bautätigkeit.

Der Erste Weltkrieg und die nachfolgende Inflation führten dazu, dass die Stadt 1922 die ABG übernehmen musste.[5] Sie erwarb 90 % der Anteile der ABG.[6] Um die karitative Ausrichtung des Unternehmens zu gewährleisten und der Versuchung der Gewinnmaximierung entgegenzuwirken, wurde die Dividende auf 3,5 % begrenzt.[6] Die ABG finanzierte den Wohnungsbau des Neuen Frankfurt.[6] Im Bestand der ABG befinden sich infolgedessen die meisten der unter Ernst May entworfenen Siedlungen des Neuen Frankfurt. Während der Weimarer Republik leitete Ernst Kahn die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen.

1940 besaß die ABG etwa 11.000 Wohnungen, von denen im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Frankfurt 1982 völlig zerstört und etwa 3500 beschädigt wurden.[7] Neben der Instandsetzung beschädigter Bauten begann die Gesellschaft mit dem Wiederaufbau, zunächst auf Trümmergrundstücken, ab Mitte der 1950er Jahre auch in Neubaugebieten in Vororten. Ab 1960 entstanden erste Siedlungen außerhalb Frankfurts, so in Dörnigheim und Kelkheim. Beim Bau der Nordweststadt Anfang der 1960er Jahre errichtete die ABG 1310 der insgesamt 6931 Wohnungen in der Siedlung. Insgesamt besaß die ABG Mitte der 1960er Jahre etwa 17.500 Wohnungen, von denen 70 % öffentlich gefördert wurden.[7] Danach ging der Neubau von Wohnungen drastisch zurück und die ABG konzentrierte sich weitgehend auf die Modernisierung des Bestandes. 1990 verfügte die ABG über mehr als zwanzigtausend Wohnungen.

Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft

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Die Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) entstand 1901 als Frankenallee-A.G. als städtische Wohnungsbaugesellschaft für den Bau von Wohnungen im Gallusviertel, unter anderem in der Hellerhofsiedlung. Nachdem Frankfurt 1947 Sitz des Wirtschaftsrat der Bizone geworden war, firmierte der Magistrat die Gesellschaft um und beauftragte sie mit der Instandsetzung und dem Neubau von Wohnungen und Verwaltungsgebäuden für die Mitarbeiter des Wirtschaftsrates. Bis 1949 entstanden drei Neubausiedlungen. Nach der Entscheidung in der Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland zugunsten von Bonn konzentrierte sich die FAAG auf den Wiederaufbau sowie den Neubau von Wohnungen und öffentlichen Bauten, darunter Schulen, Krankenhäuser, Parkhäuser, Dotationskirchen, Verwaltungsbauten und mehrere Mainbrücken.[8]

ABG Frankfurt Holding GmbH

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Die Frankfurt Holding GmbH wurde im Jahr 1991 als Konzernmutter der städtischen Wohnungsgesellschaften gegründet und fünf Jahre später mit der bis dahin nach Anzahl der Wohnungen größten ihrer Töchter zur ABG Frankfurt Holding GmbH verschmolzen. Bei Gründung des Konzerns waren die Frankfurter Aufbau AG, die Hellerhof-, Wohnheim- und Mibau GmbH die übrigen Töchter. Seit 2007 gehört auch die Saalbau GmbH zum Wohnungsbaukonzern. Zum 125-jährigen Jubiläum im Jahr 2015 hat das Unternehmen eine umfangreiche Chronik veröffentlicht.[9]

Die ABG ist auch 100-prozentiger Eigentümer der Parkhaus-Betriebsgesellschaft m.b.H., die mehrere Parkhäuser in Frankfurt mit über 33.000 PKW-Stellplätzen betreibt. Sie verwaltet über 52.000 Wohnungen und mehr als 900 gewerbliche und sonstige Immobilienobjekte. Die jährlichen Investitionen betragen über 200 Mio. Euro. In den Unternehmen der ABG Frankfurt Holding arbeiten rund 780 Mitarbeiter.[1]

2014 verkaufte die ABG ihren Firmensitz für 5,6 Mio. Euro, 13 Monate später veräußerte der Käufer das Gebäude für 9,75 Mio. weiter. ABG-Chef Frank Junker rechtfertigte den Kaufpreis mit dem „Schätzpreis“.[10]

Nach Angaben der Wohnungsbaugesellschaft leben fast ein Viertel der Frankfurter Bevölkerung in einer Wohnung der ABG.[11] Zusätzlich gehören Wohnheimplätze, Jugendhäuser, Garagen und gewerbliche Bauten zur Baugesellschaft. Außerdem ist die ABG an der Frankfurter Parkhaus-Betriebsgesellschaft sowie an Wohnprojekten im Mertonviertel beteiligt. Das Unternehmen ist eine Wohnungsbaugesellschaft, die sich um die energetisch fortschrittliche Ausstattung ihrer Objekte bemüht. So wird in vielen renovierten Wohnanlagen des Bestandes, aber auch bei Neubauten, die Passivhausbauweise eingesetzt.[12] Mittlerweile ist das Unternehmen der weltgrößte Anbieter von Passivwohnungen. Im Frankfurter Gutleutviertel baute die ABG das weltweit erste Aktiv-Stadthaus mit insgesamt 74 Wohnungen.[13] Zu den Referenzprojekten der ABG gehörte auch die Nachverdichtung der Platensiedlung, bei der 19 dreigeschossige Häuserzeilen einer ehemaligen US-amerikanischen Militärsiedlung aus den 1950er Jahren um zwei Stockwerke erhöht und damit 680 neue Wohnungen geschaffen wurden, und der Bau von 650 Wohnungen im Rahmen der Umgestaltung der Bürostadt Niederrad zum Lyoner Quartier.[1]

Die ABG Frankfurt Holding ist mit 33 % am Carsharing-Anbieter book-n-drive beteiligt.

2004 kritisierte der Filmemacher Martin Keßler die ABG und Konzerntöchter (z. B. die Frankfurter Aufbau AG) wegen Entmietung und Abriss einer ehemaligen Arbeiterwohnsiedlung in Bockenheim in den Jahren 2002 und 2003.[14] Mieter hatten auf Initiative des Vorsitzenden des Mieterbündnisses City-West dagegen geklagt, waren aber vor Gericht unterlegen.[15] Aktivisten warfen der ABG daraufhin Einschüchterungsversuche gegenüber Kritikern vor.[16]

Im Juni 2014 begrenzte die ABG mögliche Mieterhöhungen für ihre Wohnungen freiwillig auf maximal 10 Prozent innerhalb von drei Jahren. Kritikern ging diese Selbstverpflichtung nicht weit genug. Oberbürgermeister Peter Feldmann forderte beispielsweise einen dreijährigen Verzicht auf Mieterhöhungen. Die Stadtverordnetenversammlung lehnte einen entsprechenden Antrag der SPD am 26. Juni 2014 ab. Die Koalitionsparteien CDU und Bündnis 90/Die Grünen vertraten gemeinsam mit der ABG-Geschäftsführung die Auffassung, ein Verzicht auf Mieterhöhungen führe dazu, dass bei der nächsten Überarbeitung des Mietspiegels die verhältnismäßig niedrigen ABG-Mieten nicht mehr berücksichtigt würden, so dass die ortsübliche Vergleichsmiete in Frankfurt steige. Zudem gebe es bei der ABG nicht nur bedürftige, sondern viele gut situierte Mieter, darunter auch Stadtverordnete. Gewinne der ABG kämen dem Stadthaushalt zugute, um bestehende Wohnungen zu pflegen und neue bauen zu können. Bei durchschnittlich 300 Zuzügen nach Frankfurt pro Woche sei das Problem der Mieterhöhungen und der Verdrängung von Mietern nur durch Investitionen in neue Wohnungen zu lösen.[17][18]

Im April 2015 begann ein Bündnis von ABG-Kritikern eine Kampagne unter dem Titel Eine Stadt für alle! Wem gehört die ABG?.[19][20] Etwa 60 Aktivisten warfen der ABG eine profitorientierte Ausrichtung und Förderung der Gentrifizierung durch den Bau von Luxuswohnungen und ein zu hohes Mietniveau vor.[21]

Neben einer grundsätzlichen Änderung der städtischen Wohnungsbaupolitik, beispielsweise der Überführung von mindestens 50 Prozent des Wohnungsbestandes in die öffentliche Hand, forderten die Initiatoren der Kampagne einen „unbefristeten und bedingungslosen Mietenstopp in allen ABG-Wohnungen“, den völligen Verzicht auf Zwangsräumungen und Zwangsvollstreckungen und die Überführung der ABG in ein „stiftungsähnliches Sondervermögen“ mit dem Ziel einer „Demokratisierung und Selbstverwaltung“. Unternehmerische Entscheidungen sollten künftig die „Zustimmung sowohl von Stadtparlament, Mieterrat und den betroffenen Bewohnern benötigen“.[22]

Die ABG wies darauf hin, dass man auf Kapital angewiesen sei, um den Bestand von rund 50.000 Wohnungen zu sichern, zu modernisieren und instand zu halten. Anders als das Bündnis annehme, generiere die ABG Gewinne hauptsächlich aus der Vermietung von Gewerbeobjekten. Die Durchschnittsmiete in den Objekten der ABG betrage zurzeit 7,50 Euro kalt.[20]

Im Januar 2016 kritisierte ABG-Geschäftsführer Frank Junker im Kommunalwahlkampf erneut die Forderung der SPD. Er berief sich auf ein Rechtsgutachten von Freshfields Bruckhaus Deringer, das die Rechtsauffassung der ABG unterstützte. Durch eine politisch beschlossene Aussetzung der Mieterhöhungen würden die Wohnungen der ABG nicht länger im qualifizierten Mietspiegel berücksichtigt.[23] Die Vorstände des Deutschen Mietgerichtstags und Professoren für Mietrecht Ulf Börstinghaus und Markus Artz unterstützten dagegen die SPD-Position. Solange die Mieten nicht durch gesetzliche Vorschriften beschränkt würden, sondern lediglich durch die Entscheidung der Stadt als alleinige Gesellschafterin der ABG, müssten die Mieten der nicht preisgebundenen ABG-Wohnungen sogar zwangsläufig im Mietspiegel berücksichtigt werden, um nicht dessen Gültigkeit zu gefährden.[24][25][26]

Literatur

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  • Wilfried Ehrlich: Bauen für ein neues Leben. Hundert Jahre Aktienbaugesellschaft. Dornbusch-Verlag, Frankfurt, o. J., ca. 1990.
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Einzelnachweise

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  1. a b c Geschäftsbericht 2018. (PDF 2,3 MB) ABG Frankfurt, abgerufen am 1. April 2020.
  2. Die Burgstraße damals und heute, Bericht über die 2010/11 erfolgte Sanierung der ältesten ABG-Wohnungen
  3. Rachel Heuberger, Helga Krohn (Hrsg.): Ein Amerikaner in Frankfurt. Der Mäzen und Sozialreformer Charles Hallgarten (1838–1908). Klostermann, Frankfurt am Main 2008, ISBN 3-465-03589-5, S. 35
  4. Heuberger, Krohn (Hrsg.): Ein Amerikaner in Frankfurt. S. 38.
  5. http://www.abg-fh.com/unternehmen/wir-ueber-uns/historie/ Website ABG
  6. a b c Daniel Damler: Mehr Frankfurt wagen. Mit der Wahl Ludwig Landmanns zum Oberbürgermeister vor 100 Jahren verwandelte sich die Mainmetropole in ein sozialliberales Labor der Moderne, das weltweit für Aufsehen sorgte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. August 2024, S. 12.
  7. a b Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen. Archiviert vom Original am 3. Januar 2014; abgerufen am 25. April 2014.
  8. Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft. Archiviert vom Original am 6. September 2013; abgerufen am 25. April 2014.
  9. 125 Jahre ABG FRANKFURT HOLDING GmbH | Chronik. (PDF; 6,9 MB) In: www.abg.de. ABG FRANKFURT HOLDING Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft, abgerufen am 24. August 2019.
  10. Institut für volatile Immobilienpreise. 18. Mai 2017, abgerufen am 2. Mai 2019.
  11. ABG FRANKFURT HOLDING GmbH | Unternehmen | Wohnen für Alle. Abgerufen am 2. Mai 2019.
  12. ABG FRANKFURT HOLDING | Wohnen für alle. Abgerufen am 2. Mai 2019.
  13. Presseerklärung ABG
  14. Frankfurter Häuserkampf (ARTE, WDR 2003, 60 min). Abgerufen am 7. Oktober 2012.
  15. Als die Bilder lernten, dem Filmemacher davonzulaufen. Denunziation statt Dokumentation: Martin Keßler zieht in den „Frankfurter Häuserkampf“., Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 2004, Seite 42
  16. Unheilige Allianz, Verdi (März 2006) (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  17. Wortprotokoll zur 32. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 26. Juni 2014
  18. ABG Frankfurt: „Die Achillesferse der Stadt“, Frankfurter Rundschau vom 27. Juni 2014
  19. Website der Kampagne „Eine Stadt für alle! Wem gehört die ABG?“ Abgerufen am 2. Mai 2019 (deutsch).
  20. a b Bündnis startet Kampagne gegen Wohnungsgesellschaft. In: Frankfurter Neue Presse. 11. April 2015, abgerufen am 24. April 2015.
  21. Martin Steinhagen: Stopp der Mieterhöhung gefordert. In: fronline.de. 10. April 2015, abgerufen am 24. April 2015.
  22. Forderungskatalog der Kampagne Eine Stadt für alle! Wem gehört die ABG? Abgerufen am 2. Mai 2019 (deutsch).
  23. Pressemitteilung der ABG zum Freshfields-Gutachten
  24. Pressemitteilung der SPD Frankfurt zum Freshfields-Gutachten (Memento vom 27. Februar 2016 im Internet Archive) Pressemitteilung der SPD Frankfurt zum Freshfields-Gutachten
  25. Stellungnahme von Professor Börstinghaus und Professor Artz zum Freshfields-Gutachten
  26. Christoph Manus: Mietpreisstopp in Frankfurt – Juristen widersprechen der ABG. In: Frankfurter Rundschau. 14. Januar 2016, archiviert vom Original am 27. Februar 2016; abgerufen am 2. Mai 2019.