ARO (Automobilhersteller)

ehemaliger Automobilhersteller aus Rumänien

ARO (Auto România) war ein staatlicher Automobilhersteller in Rumänien. Das Werk befand sich auf einer Fläche von etwa 46 Hektar (Lage) an der Europastraße 574 im Norden der Stadt Câmpulung im Kreis Argeș.

ARO

Logo
Rechtsform k. A.
Gründung 1957
Auflösung 2006
Sitz Câmpulung
Branche Automobilhersteller
Website [https://Webdarstellung des ARO Werks (Memento vom 27. Februar 2009 im Internet Archive) Webdarstellung des ARO Werks (Memento vom 27. Februar 2009 im Internet Archive)]
Der ARO 240 auf einer 55 Bani-Briefmarke (1975)

Geschichte

Bearbeiten

Mit dem Modell „IMS 57“,[1] eine Abkürzung benannt nach dem Staatsbetrieb Intereprinderea Metalurgică de Stat und dem Jahr des Produktionsbeginns (1957), begann die Produktion der ARO-Geländewagen. Das Fahrzeug war eine Weiterentwicklung des sowjetischen Geländewagens GAZ-69. Von 1957 bis 1959 wurden etwa 1500 Fahrzeuge fertiggestellt. Das Modell IMS 57 hatte ein Eigengewicht von 1615 Kilogramm (Zuladung 650 kg) und wurde von einem 50 PS starken (bei 2800 min−1), 3,26-Liter-Vierzylinder-Ottomotor angetrieben. Der Durchschnittsverbrauch des IMS 57 lag bei 24 Liter auf 100 km; die Höchstgeschwindigkeit bei 80 km/h.[2]

1961 wurde mit dem Projekt des Typ „M 461“ begonnen, was 1964 in Serie produziert wurde. 1965 gelang es ARO mit diesem Modell auf dem internationalen Markt 53.000 Fahrzeuge in 55 Länder zu verkaufen,[3] auch die DDR zählte zu den Importeuren.

Mit dem ARO 240 gab es Anfang der 1970er Jahre einen neuen Aufbau, zunächst wie bisher mit Planenverdeck. Die Hinterachse war als Starrachse mit Längsblattfedern und schrägliegenden Stoßdämpfern ausgeführt, vorn gab es Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern, Schraubenfedern und senkrecht angeordneten Stoßdämpfern. Weitere Merkmale des Fahrwerks waren die Schneckenlenkung und eine Trommelbremsanlage. Der wassergekühlte 2,5-l-Vierzylinder-Ottomotor entsprach im Wesentlichen dem des Kleintransporters TV, leistete 75 PS und war mit einem Fallstromvergaser nach Weber-Lizenz bestückt. Über ein per Mittelschalthebel bedientes vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe (mit zusätzlichem Geländegang durch ein Verteilergetriebe) wurde die Kraft auf alle Räder (Allradantrieb) übertragen. In einer Sonderwunsch-Ausstattung konnte auch auf Hinterradantrieb umgeschaltet werden. Die Nutzlast betrug 680 kg bei einer Leermasse von 1520 kg, die Höchstgeschwindigkeit betrug 113 km/h.[4][5] Später wurde die Motorleistung durch erhöhte Verdichtung auf 59 kW (80 PS) gesteigert. Die Vordersitze entsprachen denen des Dacia 1300.

 
ARO 243
 
ARO 244

Bis 1978 wurde die Aro-240-Reihe auf fünf Grundmodelle ausgebaut:[5]

  • ARO 240: zweitürig, mit Planenverdeck
  • ARO 241: viertürig, mit Planenverdeck
  • ARO 242: Pick-up
  • ARO 243: zweitürig, festes Verdeck mit Stufe im Dach
  • ARO 244: viertürig, festes Verdeck

Von der DDR sollen mehr als 2700 ARO 240 importiert worden sein und einige wenige ARO 244. Ab 1985 wurde die spätere Ausführung mit Dieselmotor importiert (bis 1989 gut 2000 Stück).[6] Die Diesel-Variante ging 1979 in Serie.[7]

Ab 1979 wurde zusätzlich der ARO-10 mit 1,3-l-Dacia-Motor gebaut. Dieses Fahrzeug war leichter und hatte eine kürzere Motorhaube.[8]

Im Programm der Marke ARO befanden sich ausschließlich Geländewagen. Bis etwa 1981 konnten diese Fahrzeuge in Rumänien nur von wenigen Privatpersonen gekauft werden, die meisten wurden vom rumänischen Militär erworben. Auch nach 1981 konnten Privatpersonen nur mit Genehmigung des Wirtschaftsministeriums oder Ceaușescus diese Fahrzeuge zum fast Dreifachen des regulären Preises erwerben. Wegen schlechter Geschäftslage des ehemaligen rumänischen Geldinstituts Bancorex geriet das Unternehmen in den 1990er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten.[9]

Mehrere Versuche, das Unternehmen zu privatisieren, wurden jedoch von der rumänischen Regierung abgelehnt. Im September 2003 wurde das Unternehmen mit Genehmigung der APAPS (Autoritatea pentru Privatizare și Administrarea Proprietății Statului, zu Deutsch: Behörde für Privatisierung und Verwaltung von Staatseigentum) an John Perez, Vorsitzender einer angeblichen Autofirma Cross Lander in USA, vergeben.[10] Zu dem Zeitpunkt existierte die Cross Lander in den USA noch nicht.[11] In Brasilien baute Perez ein neues Werk, in dem die importierten CKD-Baugruppen aus Rumänien mit einheimischen Motoren ausgestattet wurden. 2004 verkaufte Perez Teile der ARO-Werke mit Genehmigung der Behörde für Privatisierung und Verwaltung von Staatseigentum.[12]

Am 15. Juni 2006 meldete das ARO-Werk Insolvenz an, worauf nach und nach das Anwesen an unterschiedliche Firmen verkauft wurde.[13]

In einem Gespräch mit dem Leiter von AVAS (Autoritatea pentru Valorificarea Activelor Statului; zu Deutsch Behörde für Verwertung von Staatsvermögen) beschuldigte Perez die damaligen Senatoren Nicolae Văcăroiu und Constantin Nicolescu, dass diese einen Austausch der Geschäftsleitung verhindert haben, welche acht Monate lang Fahrzeuge unter Wert – nach Polen (2300 €) und Tschechien (2000 €) – mit Beteiligung der beiden Senatoren verkauft haben.[14]

  • IMS 57 (1957–1959): 50 PS
  • ARO M 59 (1959–1964): 50 PS bei 2800 min−1; 56 PS bei 2900 min−1[15]
  • ARO M 461 (1964–1969): 70 PS bei 3800 min−1 (Motor M207)[16]
  • ARO M 461 C (1969–1975): 77 PS bei 4000 min−1 (Motor M207)[17]
  • ARO M 473 (1976–1978): 80 PS (weitgehend baugleich mit M 461 bis auf moderneren Motor L25)
  • ARO 304 (1977; sieben Sonderanfertigungen für Ceaușescu)[18]
  • ARO 306 (1985)
  • ARO 244 (1972–1997): 75 bis 90 PS
  • ARO 244 (1997–2006): 75 bis 145 PS
  • ARO 10 (1980–2006; 54 bis 106 PS)
  • ARO 10 Spartana (1997–2006; 62 PS)
  • ARO Dragon (1997, Militärfahrzeug)

Lizenzvergabe

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: ARO – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bild eines IMS 57
  2. IMS 57 (1957-1959) - Inceputul legendei bei retromobil.ro abgerufen am 10. April 2015 (rumänisch/englisch)
  3. Webdarstellung des ARO Werks (Memento vom 27. Februar 2009 im Internet Archive) am 27. Februar 2009 im Internet Archive
  4. Kübelwagen ARO 240. In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1975, S. 127–128.
  5. a b Erweiterte ARO-Typenreihe. In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1978, S. 122–124.
  6. Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der DDR. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2. Auflage 2000, ISBN 3-613-01913-2.
  7. ARO mit Dieselmotor. In: Kraftfahrzeugtechnik. 3/1979, S. 77.
  8. Neu: ARO-10 mit Dacia-Motor. In: Kraftfahrzeugtechnik. 6/1979, S. 201.
  9. Die ARO-Werke mit einem Wert von 1,4 Millionen $ zu einem Preis von 150.000 € verkauft am 25. März 2014 bei digi24.ro abgerufen am 10. April 2015 (rumänisch)
  10. Die Privatisierung ARO, abgesagt von FPS (Fondul Proprietății de Stat) zum Nachteil von Jhon Perez am 8. April 2015 bei evenimentulmuscelean.ro (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) abgerufen am 9. April 2015 (rumänisch)
  11. Magda Bănescu: Cross Lander USA existierte nicht als das Angebot für ARO eingereicht wurde am 7. März 2015 bei evenimentulmuscelean.ro (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) abgerufen am 9. April 2015 (rumänisch)
  12. Magda Bănescu: Perez hatte die Genehmigung vom Leiter der Privatisierungsbehörde zum Verkauf der Abteilung Formenbau am 14. März 2015 bei evenimentulmuscelean.ro (Memento vom 2. Februar 2019 im Internet Archive) abgerufen am 9. April 2015 (rumänisch)
  13. Magda Bănescu: Der Fluch des ARO - Sechs Jahre nach dem Bankrott am 27. Juni 2012 bei evenimentulmuscelean.ro (Memento vom 14. Februar 2015 im Internet Archive) abgerufen am 9. April 2015 (rumänisch)
  14. Magda Bănescu: Perez schockierende Aussage, in einem Gespräch mit dem Leiter der AVAS, vor zehn Jahren: "Es gab Druck nicht um die Verwaltung der rumänischen ARO von zwei Senatoren, Văcăroiu und Nicolescu ersetzen" am 18. März 2015 bei evenimentulmuscelean.ro@1@2Vorlage:Toter Link/www.evenimentulmuscelean.ro (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 9. April 2015 (rumänisch)
  15. M59 (1959-1964) – Un mare pas inainte (Ein großer Schritt nach vorne) bei retromobil.ro abgerufen am 6. April 2015 (rumänisch/englisch)
  16. M461 (1964-1969) - Zimbrul Carpatilor (Karpaten Wisent) bei retromobil.ro abgerufen am 6. April 2015 (rumänisch/englisch)
  17. ARO M461 C (1969-1975) – O noua stea in galaxia automobilelor 4x4 de prestigiu, bei retromobil.ro abgerufen am 6. April 2015 (rumänisch/englisch)
  18. Cristina Stancu: Cum a fost realizata prima masina de protocol pentru Ceausescu: ,,Colonelul statea langa noi cu arma la brau". ARO 304 e scos acum la licitatie de Fisc. (PDF; 80,4 kB) Abgerufen am 2. Februar 2019 (rumänisch).