Abdrängung
Die Abdrängung ist ein Schachmotiv aus dem Endspiel. Bei einer Abdrängung verstellt ein König seinem Widerpart den Weg und zwingt ihn dadurch zu Umwegen. Zum Beispiel kann so eine Umgehung verhindert werden. In den englischen Übersetzungen des russischen Theoretikers Mark Dworezki (1947–2016) wurde dafür der Ausdruck Bodycheck eingeführt.
Beispiele
Bearbeitena | b | c | d | e | f | g | h | ||
8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
a | b | c | d | e | f | g | h |
Der Bauer a7 ist nicht zu halten. Wird er geschlagen, so muss der schwarze König im Antwortzug auf c7 (oder c8) erscheinen, um Remis zu erreichen.
Das geradlinige 1. Kf7–e7? erlaubt die Umgehung Kb2–c3 2. Ke7–d7 Kc3–d4 3. Kd7–c7 Kd4–e5! 4. Kc7–b7 Ke5–d6 5. Kb7xa7 Kd6–c7 Remis. Zu gewinnen ist die Partie bei gleichzeitiger Abdrängung des gegnerischen Königs auf dem Weg zum Bauern, ein Réti-Manöver, denn es würden gleichzeitig zwei Ziele verfolgt:
- 1. Kf7–e6! Kb2–c3
- 2. Ke6–d5! Ilja Maiselis fand diesen Gewinnzug. In der Partie geschah 2. Ke6–d6? und Schwarz rettete sich mit einer Umgehung, wie oben angegeben.[1]
- 2. … Kc3–d3
- 3. Kd5–c6 Kd3–d4
- 4. Kc6–b7 Kd4–c5
- 5. Kb7xa7 Kc5–c6
- 6. Ka7–b8 und die Umwandlung des Bauern ist nicht zu verhindern.
Die Abdrängung ist keineswegs nur in Bauernendspielen von Bedeutung.
a | b | c | d | e | f | g | h | ||
8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
a | b | c | d | e | f | g | h |
Der einzige Weg für Weiß, einen Gewinnversuch zu unternehmen, liegt in 1. Th1–h2+ Weicht der schwarze König auf die erste Reihe, gewinnt 2. Kg4–f3! – doch mit 1. … Ke2–e3! zeigt der schwarze König seinem Widerpart die kalte Schulter. Weiß kann nur noch die Stellung wiederholen oder den Turm für den Bauern geben.
Abdrängung und Opposition
BearbeitenEs liegt in der Natur der Sache, dass die Opposition eine bedeutende Rolle bei der Abdrängung spielt, denn mit ihr lässt sich ein gegnerischer König gleich von zwei Zielen abdrängen.
Schluss einer Studie
a | b | c | d | e | f | g | h | ||
8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
a | b | c | d | e | f | g | h |
Spielt Weiß hier 1. Ke2–d2+? (analog 1. Ke2–f2+?), so hält Schwarz mit 1. … Ke5–f4 (bzw. Ke5–d4) remis. Richtig ist 1. Ke2–e3! - Weiß stellt die Opposition her, drängt den schwarzen König ab und setzt ihn unter Zugzwang. Nach 1. … Ke5–d5(f5) 2. Ke3–d3(f3) drängt Weiß den König weiter ab und erobert die Bauern, auch nach 1. … Ke5–e6 2. Ke3–e4! fallen beide Bauern.
Literatur
Bearbeiten- Anatoli Karpow u. a.: Schach – enzyklopädisches Wörterbuch. Sowjetskaja enzyklopedija, Moskau 1990, ISBN 5-85270-005-3, S. 282 (russisch).
- Mark Dworezki: Utschebnik endschpilja Marka Dworezkogo. Fakt, Charkow 2006, ISBN 966-637-461-7, S. 40–41 (russisch).