Adelasia Cocco

italienische Ärztin

Adelasia Cocco (* 1885 in Sassari; † 1983 in Nuoro) war eine italienische Ärztin. Sie war die erste Amtsärztin Italiens.[1]

Leben und Werk

Bearbeiten

Cocco war die Tochter des Schriftstellers Salvatore Cocco Solinas. Die Gabrio-Casati-Reform, die bis 1923 gültig war, beinhaltete, dass die ersten beiden Jahre der Grundschule kostenlos, obligatorisch und für beide Geschlechter gleich waren. Eine folgende höhere Bildung war nicht ohne weiteres für alle zugänglich. Cocco schrieb sich 1907 als einzige Frau an der Fakultät für Medizin und Chirurgie an der Universität Pisa ein und schloss als zweite Frau auf Sardinien nach Paola Satta[2] ihr Medizinstudium 1913 an der Universität Sassari bei Luigi Zoja (1866–1959) mit einer Arbeit über Die autolytische Kraft des Blutserums als Beitrag zur Immunreaktionen ab.[3]

Sie wollte 1913 die frei gewordene Stelle eines Arztes in Barbagia besetzen. Damals war die Zustimmung des Präfekten erforderlich, da ein Arzt von der Behörde zur Arbeit ermächtigt wurde.[4] Obwohl der Präfekt von Nuoro sich geweigert hatte, das Ernennungsdekret zu unterzeichnen, wies ihr der Gemeinderat einen Platz in dem Stadtteil Seuna zu. 1915 erhielt sie die Stelle von dem Arzt Andrea Romagna in Lollove und versorgte die 400 Einwohner des Bergdorfes mit Hilfe eines Maultiers auf unzugänglichen Straßen, die von Banditen vermint wurden. Um in kürzerer Zeit zu ihren Patienten zu gelangen, machte sie als erste Ärztin Italiens und als erste Frau auf Sardinien einen Führerschein. Als Freundin des Dichters Sebastiano Satta und des Malers Antonio Ballero war sie auch behandelnde Ärztin prominenter Persönlichkeiten aus Nuoro, wie des Journalisten Attilio Deffenu.[5]

1928 wurde sie Gesundheitsbeamtin in Nuoro und übernahm 1935 die Leitung des Provinziallabors für Hygiene und Prophylaxe. Sie studierte zusätzlich Mikrobiologie am Institut für öffentliche Gesundheit in Rom und an der Universität von Pisa, wobei sie sich insbesondere mit Tollwut, Enteritis und Malaria beschäftigte.[1]

Sie war Mitglied in der 1921 gegründeten italienischen Nationalen Vereinigung der Ärztinnen in Medizin und Chirurgie, der heutigen Associazione Italiana Donne Medico. Sie heiratete den Tierarzt Giovannico Floris, mit dem sie einen Sohn bekam. Cocco ging 1955 in den Ruhestand und starb 1983 im Alter von 98 Jahren.[6]

In Nuoro sind der Parco Sportivo Adelasia Cocco und der Parco Adelasia Cocco ihr zu Ehren benannt.

Literatur

Bearbeiten
  • E. Tognotti: Era sarda la prima donna che nel novecento divenne medico condotto. In: Il Messaggero Sardo. Juli 2001, S. 30 (PDF).
  • Giovanna Vicarelli: Donne e professioni nell'Italia del Novecento. Il Mulino, Bologna 2007, ISBN 978-88-1512-066-3, S. 110.
  • Il Policlinico: Sezione pratica. Band 22, Società Editrice Dante Alighieri, Rom 1915, S. 34.
  • Sardegna al femminile: storie di donne speciali. (=La biblioteca dell’identità). Unione Sarda, Cagliari 2016.
  • Omar Onnis, Manuelle Mureddu: Illustres: Vita, morte e miracoli di quaranta personalità sarde. Domus de Janas, Sestu 2019, ISBN 978-88-97084-90-7.
  • Gianmichele Lisai: Le incredibili curiosità della Sardegna: un viaggio alla scoperta dell’isola più misteriosa e affascinante del Mediterraneo. Newton Compton Editori, Rom 2019, ISBN 978-88-227-3053-4.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Maria Grazia Colombari: Adelasia Cocco. In: enciclopediadelledonne.it. Abgerufen am 31. März 2023 (italienisch).
  2. Elena Branca: Satta Paola. In: sanitagrandeguerra.it. Abgerufen am 17. August 2022 (italienisch).
  3. Cocco Floris Adelasia — Scienza a due voci. In: scienzaa2voci.unibo.it. Universität Bologna, abgerufen am 17. August 2022 (italienisch).
  4. Vita di Adelasia Cocco, primo medico condotto donna. In: semplicementesalute.it. 8. März 2021, abgerufen am 17. August 2022 (italienisch).
  5. Adelasia Cocco, storia della prima donna medico condotto in Italia. In: shmag.it. 27. Juli 2022, abgerufen am 17. August 2022 (italienisch).
  6. concettod: Donne in Medicina: Adelasia Cocco. In: storiadellamedicina.net. 11. Februar 2019, abgerufen am 17. August 2022 (italienisch).