Al-Mutawakkil und Mahbuba
Die Al-Mutawakkil und Mahbuba ist ein orientalisches Märchen aus den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. In der Arabian Nights Encyclopedia wird sie als ANE 100 gelistet.[1]
Die Kurzgeschichte berichtet über die Liebe zwischen dem zehnten Abbasiden-Kalifen al-Mutawakkil und seiner Sängersklavin Mahbuba,[2][3] auch bei letzterer handelt es sich um eine historische Figur.
Handlung
BearbeitenDer Abbasiden-Kalif al-Mutawakkil besaß viertausend Sklavinnen, darunter eine Sklavin aus Basra, die ihm Ubaida Ibn Tahir zusammen mit vierhundert anderen Sklaven zum Geschenk gemacht hatte. Der Name der Sklavin war Mahbuba; sie galt als ausgesprochen schön und liebenswürdig, hatte eine herrliche Stimme und viel Fertigkeit beim Lautenspiel, schrieb sehr schön und war auch eine Dichterin. Al-Mutawakkil war von ihr so eingenommen, dass er sich keine Stunde von ihr trennen konnte. Als sie die starke Anziehung des Kalifen zu ihr bemerkte, wurde sie kühn und aufbrausend und erzürnte einmal al-Mutawakkil so sehr, dass er sie von sich stieß und allen Bewohnern des Schlosses verbot, mit ihr zu sprechen. Nach kurzer Zeit jedoch sehnte sich der Kalif wieder nach ihr. Eines Morgens sagte er einem seiner Gesellschafter: »Ich habe diese Nacht geträumt, ich wäre wieder mit Mahbubah versöhnt.« Der Mann erwiderte: »Ich hoffe von dem erhabenen Gott, dass dieser Traum sich verwirkliche.« Während dieses Gesprächs kam eine Dienerin und flüstere al-Mutawakkil zu, dass Mahbubah im Harem singe und auf der Laute spiele. Der Kalif begab sich in den Harem und lauschte an der Tür dem Gesang seiner Sklavin.
»Ich gehe im Schloss umher und niemand redet mich an, kein Ohr vernimmt meine Klagen, als hätte ich ein Verbrechen begangen, das keine Buße wieder gutmachen kann; o wollte doch jemand bei dem König für mich sprechen, der mich im Traum besucht und mir verziehen hat; schon leuchtet ja der Morgen wieder, und noch bin Ich von ihm verstoßen.«
Als der Kalif die Verse hörte, ging er in Mahbubas Gemach, die sogleich aufstand, sich ihm zu Füßen warf, seine Füße küsste und ihm sagte: »Ich habe dich heute Nacht im Traum gesehen und daher beim Erwachen die Verse gedichtet, die du eben gehört.« Der Kalif erzählte ihr auch von seinen Traum. Er versöhnte sich und mit ihr und verbrachte sieben Tage und Nächten bei ihr. Mahbubah liebte al-Mutawakkil so sehr, dass sie seinen Namen auf ihre Wangen eingrub, und als er starb, blieb sie allein von allen seinen Sklavinnen untröstlich bis zu ihrem Tod. Sie wurde neben ihm begraben.
Quellen von Tausendundeine Nacht
BearbeitenDie Geschichte findet sich in den ägyptischen Manuskripten und den frühen arabischen Druckfassungen von Tausendundeine Nacht aus dem 19. Jahrhundert,[1] mit Ausnahme der Breslauer Edition.[1] Die Kalkutta-II-Edition wurde von Richard Francis Burton und Enno Littmann[3] für ihre Sammlungen verwendet; Gustav Weil griff auf die Bulaq-Edition zurück.[2]
Rezeption
BearbeitenDie Geschichte findet sich bereits in der Zeit des frühislamischen Mittelalters. Sie wird im Kitâb al-Mahâsin wa-’l-addâd zitiert,[1] das fälschlicherweise dem berühmten Literaten al-Dschahiz (776–889) zugeschrieben wird,[1] in Murudsch al-dhahab von al-Mas'udi (895–956)[1] und im al-Mustatraf von al-Ibschihi (15. Jahrhundert).[1]
Wissenswertes
BearbeitenDer Name Mahbuba (die Geliebte) ist ein klassisch-arabischer weiblicher Sklavenname.[4]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- al-Mutawakkil und Mahbubah – Volltext nach Gustav Weil, 1839, hekaya.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004, S. 312.
- ↑ a b Gustav Weil: Tausend und eine Nacht - Arabische Erzählungen, Karl Müller Verlag, Erlangen 1984 (dt. Erstausgabe 1839), Band 4, S. 63f.
- ↑ a b Enno Littmann: Die Erzählungen aus den tausendundein Nächten, Karl Insel Verlag, Frankfurt 1968, Band 3, S. 339–341.
- ↑ Hekmat Dirbas: Naming of Slave-girls in Arabic: A Survey of Medieval and Modern Sources, Zeitschrift für Arabische Linguistik, Nr. 69, 2019, S. 26–38, im PDF: S. 6.