Ala I Flavia Augusta Britannica

Antiker Bericht über die Ala I Flavia Augusta Britannica

Die Ala I Flavia Augusta Britannica [milliaria] [civium Romanorum] [bis torquata] [ob virtutem] [pia fidelis] (lateinisch; deutsch 1. flavische augusteische Ala Britannica [1000 Mann] [der römischen Bürger] [zweimal mit Torques ausgezeichnet] [für Tapferkeit] [loyal und treu]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Die Inschrift des Publius Cassius Secundus (AE 1980, 496)

Die Ala wird in Militärdiplomen und Inschriften auch unter den folgenden Bezeichnungen aufgeführt: Ala Britannica, Ala I Britannica, Ala I Flavia Britannica, Ala I Flavia Britanniciana, Ala I Flavia Brittonum sowie Ala I Flavia Domitiana Britannica.[A 1]

Namensbestandteile

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  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus oder Domitian.
  • Augusta: die Augusteische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Augustus.
  • Domitiana: die Domitianische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Domitian (81–96). Nach der Damnatio memoriae des Domitian wurde Domitiana durch Augusta ersetzt.[1] Der Zusatz kommt in den Inschriften (AE 1940, 5, CIL 3, 15197) vor.
  • Britannica: aus Britannia bzw. die Britannische. Die Ala wurde entweder in der Provinz Britannia aufgestellt oder war dort längere Zeit stationiert. Möglicherweise hatte sie bereits an der Eroberung Britanniens um 43 n. Chr. unter Aulus Plautius teilgenommen.[1]
  • milliaria: 1000 Mann. Die Einheit war möglicherweise ursprünglich eine Ala quingenaria mit einer Sollstärke von 480 Mann. Spätestens bis 102 n. Chr. war sie aber zu einer Ala milliaria erweitert worden. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 102 bis 192 sowie einigen Inschriften vor. In den Militärdiplomen wird (bis auf eine Ausnahme) statt milliaria das Zeichen   verwendet.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 102 bis 167 sowie einigen Inschriften vor.
  • ob virtutem: für Tapferkeit. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 3, 6748) vor.
  • pia fidelis: loyal und treu. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 157/158 vor.

Die Einheit war eine Ala milliaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 720 Mann, bestehend aus 24 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

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Die Ala war in den Provinzen Pannonia und Pannonia inferior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 102 bis 192 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][5][A 1]

Die Einheit wurde möglicherweise schon unter Augustus aufgestellt und war wahrscheinlich zwischen 43 und 69 in der Provinz Britannia stationiert. Der erste Beleg für eine Ala Britannica findet sich in den Historiae von Tacitus (Buch III, Kapitel 41), der diese Einheit im Zusammenhang mit Ereignissen des Vierkaiserjahrs erwähnt.[2]

Die Ala wurde vermutlich bereits unter Vespasian, spätestens aber unter Domitian bis 89 in die Provinz Pannonia verlegt.[6] Durch ein Diplom ist sie in Pannonia erstmals 102 nachgewiesen. In dem Diplom wird die Einheit als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 110 bis 192 datiert sind, belegen die Einheit in Pannonia inferior. Sie war vermutlich bis in die Mitte des 3. Jhd. in der Provinz stationiert.[4]

Die Ala nahm an den Dakerkriegen Trajans teil, in denen sie zwei Mal mit Torques ausgezeichnet wurde.[6] Durch die beiden Diplome von 110 ist belegt, dass sich die Einheit in diesem Jahr sowohl in Dacia als auch in Pannonia inferior aufgehalten hat.[1][7][A 2]

Die Einheit (bzw. eine Vexillation derselben) war an mindestens drei weiteren Feldzügen außerhalb ihrer eigentlichen Stationierungsprovinz beteiligt.[1] Durch zwei Diplome von 114 ist belegt, dass sie für den Partherkrieg Trajans abkommandiert wurde (missa in expeditionem). Aus dem Diplom von 150 geht hervor, dass die Einheit vorübergehend nach Mauretania Caesariensis verlegt worden war, um an der Niederschlagung eines Aufstandes teilzunehmen. Durch Inschriften ist belegt, dass sich die Ala um 252 in der Provinz Syria aufhielt.

Der letzte Nachweis der Ala beruht auf den Inschriften (AE 1993, 1594, AE 1993, 1595), die auf 252 datiert sind.

Standorte

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Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:[4]

Angehörige der Ala

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Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[2][4]

Kommandeure

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Sonstige

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Siehe auch

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Commons: Ala I Flavia Augusta Britannica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. a b Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von John Spaul und Margaret M. Roxan, die beide von einer einzigen Ala ausgehen. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu nehmen dagegen an, dass zwei verschiedene Einheiten existierten: die Ala I Britannica, die in den Provinzen Dacia und Dacia Porolissensis stationiert war sowie die Ala I Flavia Augusta Britannica, die in der Provinz Pannonia inferior stationiert war.
  2. Beide Diplome weisen dasselbe Ausstellungsdatum, nämlich den 2. Juli 110, auf. In dem dakischen Diplom (CIL 16, 163) wird die Einheit jedoch als Ala I Britannica ohne den Zusatz milliaria aufgelistet, in dem pannonischen Diplom (CIL 16, 164) dagegen als Ala I Flavia Augusta Britannica mit dem Zusatz  . Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu folgen deshalb Barnabás Lőrincz und gehen davon aus, dass es sich um zwei verschiedene Einheiten handeln muss. Laut Tatiana Alexandrovna Ivleva wäre es aber auch denkbar, dass bei der Erstellung des dakischen Diploms ein Fehler gemacht wurde und statt der Ala I Britannica eigentlich die Ala I Brittonum in der Truppenliste erscheinen sollte.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Margaret M. Roxan: Two Complete Diplomas of Pannonia Inferior: 19 May 135 and 7 Aug. 143. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 127 (1999), S. 249–273, hier S. 253–254 (PDF S. 7–8).
  2. a b c John Spaul: Ala² The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army, Nectoreca Press 1994, ISBN 978-0-9525062-0-1, S. 68–71.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161, 163, 169 Tabellen 5, 7, 11 (PDF S. 163, 165, 171).
  4. a b c d Tatiana Alexandrovna Ivleva: Britons abroad: the mobility of Britons and the circulation of British-made objects in the Roman Empire. Dissertation, Leiden University 2012, S. 56–62, 68, 462–475 (Online).
  5. Militärdiplome der Jahre 102 (CIL 16, 47), 110 (CIL 16, 163, CIL 16, 164), 114 (CIL 16, 61, RMD 2, 87, RMD 3, 152), 126 (AE 2010, 1861), 127 (ZPE-171-239), 135 (RMD 4, 251), 143 (RMD 4, 266), 146 (ZPE-171-229), 148 (CIL 16, 179, CIL 16, 180), 150 (CIL 16, 99), 152 (ZPE-171-221), 154 (ZPE-146-247), 154/156 (RMD 5, 415), 154/161 (RMD 2, 110), 157 (AE 2009, 1079, RMD 2, 102, RMD 2, 103), 157/158 (RMD 4, 276), 162 (ZPE-173-223, ZPE-173-234, ZPE-211-215), 167 (CIL 16, 123) und 192 (RMD 5, 446, RMD 5, 447).
  6. a b Karl Strobel: Zu den Auszeichnungen der Ala I Flavia Augusta Britannica Milliaria c. R. Bis Torquata Ob Virtutem. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 73 (1988), S. 176–180, hier S. 194 (PDF).
  7. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors. In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 263 (Online).
  8. Peter Weiß: Statthalter und Konsulndaten in neuen Militärdiplomen. In: ZPE, Band 171 (2009), S. 231–252, hier S. 240 (Online).
  9. Werner Eck, Andreas Pangerl: Eine zweite Kopie einer Bürgerrechtskonstitution vom 23. August 162. Ab wann erscheint proconsul in Lucius verus’ Titulatur? In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 211 (2019), S. 215–220, hier S. 217 (Online).