Alfred Horstmann
Alfred Horstmann (* 25. Juli 1879 in Frankfurt am Main; † 17. Mai 1947 in Oranienburg) war ein deutscher Diplomat und Zeitungsverleger des Frankfurter General-Anzeigers.
Leben
BearbeitenNach dem Schulbesuch studierte der aus der evangelischen Familie der Eigentümer des Frankfurter General-Anzeiger stammende Horstmann Rechtswissenschaften in Bonn, war dort Mitglied des Corps Hansea Bonn,[1] und trat nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen 1904 in den preußischen Justizdienst. Im Rahmen seines Vorbereitungsdienstes wurde er 1906 der Botschaft in Frankreich zugeteilt.
- 1909 trat er schließlich in den Diplomatischen Dienst und fand zunächst Verwendung an der Botschaft in den USA, wo er 1910 zum Legationssekretär befördert wurde. Im Anschluss war er von 1912 bis 1914 Geschäftsträger der Gesandtschaft in Portugal.[2] Während des Ersten Weltkrieges war er zwischen 1916 und 1918 zunächst Mitarbeiter des Generalgouverneurs von Brüssel und ab 1917 als Legationsrat der Militärverwaltung in Rumänien. Zugleich diente er als Rittmeister der Reserve im Husaren-Regiment Nr. 7 König Wilhelm I.[3]
- 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und heiratete die Tochter des Bankiers Paul von Schwabach, Leonie „Lally“ (auch: „Laly“ oder „Lali“) von Schwabach.[4] Danach war er bis 1920 als Legationsrat in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes tätig. Nach einer Tätigkeit an der Gesandtschaft in Norwegen kehrte er 1921 als Legationsrat ins Auswärtige Amt zurück und wurde 1922 zum Vortragenden Legationsrat und dann 1926 zum Ministerialdirigenten befördert.
- 1928 erfolgte seine Akkreditierung als Gesandter Erster Klasse in Belgien, wo er Nachfolger von Friedrich von Keller wurde. Im Rahmen eines Revirements wurde er als Nachfolger von Eduard Heinrich Wagenmann dann 1931 Gesandter Erster Klasse in Portugal, während Hugo Graf von Lerchenfeld Gesandter in Belgien wurde.
- 1933 versetzten ihn die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung in den Ruhestand. Im Anschluss war er Privatier und Kunstsammler.
- 1946 internierte ihn das sowjetische NKWD wegen „Herausgeberschaft einer den Nationalsozialismus propagierenden Zeitung“. Horstmann starb im Jahr darauf im sowjetischen Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen in Oranienburg.
- 1995 rehabilitierte ihn postum die Militärhauptstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation.
Seine Schwester Elly war verheiratet mit Burggraf Fabian von Dohna-Schlodien. Seine Schwester Gertrud heiratete den bayerischen Reichsrat Karl von Lang-Puchhof.[5] Als ihr Vater Georg Horstmann 1917 starb, traten Alfred Horstmann und seine beiden Schwestern in das Unternehmen als persönlich haftende Gesellschafter der H. & G. Horstmann Verlag und Druck des Generalanzeigers der Stadt Frankfurt am Main (Frankfurter Generalanzeiger) ein.[6]
Seine Ehefrau Lally, die ihn stets nur „Freddy“ nannte, verfasste über ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs ein Erinnerungsbuch Nothing for tears, das zuerst 1952 in London erschien, 1954 auf Deutsch unter dem Titel Kein Grund für Tränen. Aufzeichnungen aus dem Untergang Berlin 1943–1946 (ursprünglich Unendlich viel ist uns geblieben). Es enthält Rückblicke, Fotos und zahlreiche Anekdoten über ihren Mann.[7]
Literatur
Bearbeiten- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 2: Gerhard Keiper, Martin Kröger: G–K. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71841-X.
- Horstmann, Lally. Nothing for tears. Einleitung Harold Nicolson. Weidenfeld & Nicolson 1999, ISBN 0-297-64381-9 (EA London 1952). [Digitalisat Internet Archive]; Deutsch: Horstmann, Lally. Kein Grund für Tränen. Aufzeichnungen aus dem Untergang Berlin 1943–1946. Siedler, Berlin 1995, ISBN 3-88680-509-3 (früherer Titel: Unendlich viel ist uns geblieben, 1954). [Digitalisat Internet Archive]
Weblinks
Bearbeiten- Alfred Horstmann in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
- Neue Deutsche Biographie, Band 9, S. 645, Berlin 1972
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Kösener Corpslisten 1960, 11, 351
- ↑ Rolf Peter Tschapek: Bausteine eines zukünftigen deutschen Mittelafrika. Dissertation. Universität Düsseldorf 1998. Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07592-5, S. 449 (Digitalisat)
- ↑ Traueranzeige für Georg Horstmann. Frankfurter Zeitung 12. Juli 1917, Zweites Morgenblatt, Nr. 190, S. 3 https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/download/webcache/2000/6953200 Georg Horstmann [Nachruf]. Frankfurter Zeitung 9. Juli 1917, Abendblatt, Nr. 187, S. 2 https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/periodical/zoom/6953143
- ↑ Lali Horstmann im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Georg Horstmann [Nachruf]. Frankfurter Zeitung 9. Juli 1917, Abendblatt, Nr. 187, S. 2 https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/periodical/zoom/6953143 Traueranzeige für Georg Horstmann. Frankfurter Zeitung 12. Juli 1917, Zweites Morgenblatt, Nr. 190, S. 3 https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/download/webcache/2000/6953200
- ↑ Amtliche Bekanntmachungen, Veröffentlichungen aus dem handelsregister. B1273. H. & G. Horstmann Verlag und Druck des Generalanzeigers der Stadt Frankfurt am Main (Frankfurter Generalanzeiger). Frankfurter Zeitung, 6. Januar 1918, Zweites Morgenblatt, Nr. 6, Seite 4 https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/download/webcache/2000/7048617
- ↑ Horstmann, Lally. Nothing for tears. Einleitung Harold Nicolson. Weidenfeld & Nicolson 1999, ISBN 0-297-64381-9 (EA London 1952). [Digitalisat Internet Archive] Deutsch: Horstmann, Lally. Kein Grund für Tränen. Aufzeichnungen aus dem Untergang Berlin 1943–1946. Siedler, Berlin 1995, ISBN 3-88680-509-3 (früherer Titel: Unendlich viel ist uns geblieben, 1954). [Digitalisat Internet Archive]
Personendaten | |
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NAME | Horstmann, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat |
GEBURTSDATUM | 25. Juli 1879 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 17. Mai 1947 |
STERBEORT | Oranienburg |